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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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in Anspruch nehmen. Das Turnier im ›Heller‹ hat einfach wieder meine Sinne fürs Billard angeregt«, brachte Korber sein Anliegen vor, so gut es ging.
    »Ein Mitglied ist uns ja gestern auf tragische Weise verloren gegangen«, lenkte Mitterhofer ein.
    »Das tut nichts zur Sache«, meinte Neuling. »Wir müssten eine Gesinnungsprüfung mit ihm machen, Mario.«
    »Und warum prüfen wir nicht einfach, ob er Billard spielen kann?«, fragte Mitterhofer. »Durch den Ausfall von Fellner fehlt uns ohnedies gerade ein Mann für eine schöne Viererpartie.«
    Neuling schaute sehr skeptisch durch seine Hornbrille.
    »Die ›Gesinnungsprüfung‹ kannst du nachher immer noch durchführen, wenn du willst«, sagte Mitterhofer und verzog seine Mundwinkel dabei zu einem leichten Grinsen.
    »Bon«, kam es von Lacroix. »Aber beginnen wir jetzt bitte, meine Herren, je n’ai pas beaucoup de temps.«
    »Schön«, sagte Neuling. »Meinetwegen. Schauen wir uns einmal an, was Sie können, Herr … äh … Korber. Nehmen Sie jedoch bitte zur Kenntnis, dass ich als einer der Gründerväter dieses Vereins über eine etwaige Aufnahme entscheide, und zwar allein, unparteiisch und vorurteilslos.«
    Man suchte für Korber einen geeignete Queue und stellte sich dann bei einem der beiden Billardbretter auf. Es schien, als würde sich die Lage jetzt ein bisschen entspannen.
    »Mit einem Georg Fellner kann ich mich natürlich in keiner Weise messen«, sagte Korber zögernd.
    »Sie spielen jetzt einmal außer Konkurrenz bei uns mit. Es ist jedenfalls eine gute Gelegenheit, Ihre Spielstärke zu bestimmen. Alles Weitere sehen wir nachher«, sagte Kurt Neuling. Er hörte schon schwer und hinkte leicht beim Gehen. Aber beim Spiel ging eine seltsame Verwandlung in ihm vor. Er war einer von denjenigen, die die Bälle streichelten und liebkosten. Wenn er sich über das Billardbrett beugte, geschah dies mit vollendeter Eleganz.
    »Bon«, konstatierte Lacroix mit leichtem Kopfnicken. »Habt ihr etwas dagegen, wenn wir die Partie dem Andenken unseres verstorbenen Freundes Georg widmen, chers amis?«
    »Keineswegs«, sagte Mario Mitterhofer. »Sie haben sicher schon vom tragischen Tod unseres Klubmitglieds gehört, Herr Korber.« Ohne eine Antwort abzuwarten, winkte er eine Kellnerin durch die Glastüre, die in das nebenstehende Lokal führte, herbei. »Trinken wir eine Runde Marillenbrand auf Georg Fellner«, schlug er vor. »Das ist gleichzeitig ein vorzügliches Zielwasser.«
    »Darf ich – sozusagen zum Einstand – diese Runde bezahlen?«, fragte Korber vorsichtig. Er hatte vor, das Geld anschließend Leopold als Spesen zu verrechnen.
    »Aber gerne«, meinte Neuling und rückte dabei seine Brille zurecht. So etwas wie ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Es schien, als würde er sein Misstrauen Korber gegenüber langsam ablegen. »Bis 20 Uhr beziehen wir unsere Getränke und kleine Speisen aus dem ›Roten Burgstüberl‹ nebenan«, erklärte er ihm. »Das ist sozusagen der Dank dafür, dass wir dieses Lokal benützen dürfen. Danach bedienen wir uns aus unserem eigenen Eiskasten, und jeder zahlt einen kleinen Unkostenbeitrag laut Liste. Wir sind hier eigentlich völlig unabhängig: eigener Eingang, eigener Kühlschrank, eigener Zugang zur Toilette. Da fällt mir ein, dass wir Olga noch Georgs Schlüssel abnehmen müssen.«
    »Pas de problème«, bemerkte Lacroix.
    »Wer hat hier eigentlich alles einen Schlüssel?«, fragte Korber interessiert.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, ab 16 Uhr ist immer jemand hier«, beruhigte ihn Neuling. »Ich oder Viktor Papp, unser zweites noch verbliebenes Gründungsmitglied, das heute leider fehlt. Fellner hatte den dritten Schlüssel, einen gibt es zur Sicherheit noch im Burgstüberl.«
    Die Kellnerin brachte auf einem Tablett vier mit Marillenbrand gefüllte Gläser. Man nahm Haltung an. »Auf unseren viel zu früh von uns gegangenen Freund Georg«, hieß es, und: »Auf Georg, den Unverwüstlichen.« Dann wurden die Gläser in einem Zug geleert. Korber kam die ganze Prozedur reichlich gekünstelt vor.
    Nun wendete man sich dem Billardspiel zu. Man einigte sich auf eine Dreibandpartie, bei der eine Runde beim für Sonntag ins Auge gefassten allgemeinen Heurigenbesuch ausgespielt werden sollte. Korber durfte dabei als Gast mitmachen.
    Schon bald hörte er anerkennende Worte aus dem Mund Neulings. Er sei durchaus nicht unbegabt, schätze seine Möglichkeiten richtig ein und habe eine Menge guter

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