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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Eigenmächtigkeiten! Das kann verdammt gefährlich werden, vor allem, wenn sich dort wirklich ein Mörder aufhält.«
    »Du glaubst also nicht, dass es der Sykora war?«
    Juricek zuckte mit den Achseln. »Was weiß ich? Wir stehen erst am Anfang der Ermittlungen. Natürlich spricht viel gegen Sykora. Er ist ein unbeherrschter Patron, hat Fellner mehrmals bedroht, war ständig in der Nähe des Tatortes. Zu seiner Verteidigung ist ihm eigentlich nichts eingefallen, weil er sich an den gestrigen Abend nur bruchstückhaft erinnern kann. Und Bollek hat ihn so ins Herz geschlossen, dass er ihn noch eine ganze Weile bei uns haben will.«
    »Aber richtigen Beweis habt ihr noch keinen. Und gerade vorhin hat ein Gast behauptet, er habe Sykora zur Tatzeit – das heißt, nur kurz nachher – vorne beim Bahnhof bei einem Würstelstand gesehen.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Weiß ich nicht. Ist kein Stammgast, war aber gestern beim Turnier da und ist heute wiedergekommen. Kennt die ganzen Leute. Seinen Namen hat er uns leider nicht verraten.«
    »Na, dann zählt das nicht viel. Nein, nein, ein bisschen wird Sykora schon noch bei uns brummen müssen. Vielleicht fällt ihm ja noch ein, was er gemacht hat, nachdem er das ›Elvira‹ verlassen hat, und wer oder was ihn entlasten könnte. Natürlich verfolgen wir auch andere Spuren. Mit Oskar Fürst und seinem Vater haben wir schon gesprochen. Jetzt müssen wir uns eben die anderen Gäste ansehen, hauptsächlich diese Leute vom Billardklub. Sie sind ja tatsächlich hier auf der Liste rot unterstrichen. Ich kann nur wiederholen, das haben Sie wirklich sehr schön gemacht, Frau Heller.«
    »Danke vielmals. Man tut, was man kann, und es ist ja auch meine staatsbürgerliche Pflicht. Ich hab halt geschaut, dass sich der Herr Kommissar gleich auskennen«, sagte Frau Heller, errötete leicht und nahm einen Schluck vom Rotwein.
    Juricek steckte die Liste ein und wollte schon gehen, da hielt ihn Leopold noch mit einer Frage zurück: »Sag, Richard, glaubst du … ich meine, wäre es möglich, dass … dass Oskar Fürst mit dem Fellner eine Art Verhältnis hatte?«
    Juricek blieb einigermaßen irritiert stehen. »Wovon redest du? Was für eine Art Verhältnis soll denn das sein?«
    »Na ja, eben stärker als zwischen Onkel und Neffe üblicherweise. Ich meine, könnte es sein, dass der Fellner einen richtigen Stand auf Oskar hatte?«
    Juricek schüttelte den Kopf: »Was du schon wieder daherredest, Leopold. Sieht mir ganz so aus, als ob du deine Nase bereits fleißig in Dinge steckst, die dich nichts angehen. Damit wir uns gleich richtig verstehen: Es ist hilfreich, wenn du dich umhörst, die Augen offenhältst und uns informierst, wenn dir etwas Verdächtiges auffällt. Aber es gibt Dinge, die Sache der Polizei sind und dich nichts angehen. Nach dem, was ich jetzt alles gehört habe, fürchte ich, du steckst schon mitten drinnen in der ganzen Geschichte. Hast du etwas auf dem Herzen? Dann sprich jetzt, oder schweige für immer.«
    Leopold zögerte. »Olga Fellner ist von ihrem Mann nicht immer sehr fein behandelt worden. Sie hat einen Liebhaber, diesen Lacroix, und nach dem Billard sollen im Klub Orgien stattgefunden haben. Reicht das?«
    »Fürs Erste nicht schlecht«, lächelte Juricek. »Ich weiß ja, wofür ich dich habe studieren lassen. Noch was?«
    Wieder zögerte Leopold. Jetzt war an sich der Augenblick, um mit der Kinokarte herauszurücken. Aber sollte er wirklich? Zwei Seelen wohnten – ach! – in seiner Brust. Einerseits konnte er sich durch Abgabe des Tickets rühmen, einen wichtigen Beweis geliefert zu haben und weiterhin Juriceks vollstes Vertrauen genießen. Andererseits war die Karte sein Trumpf, den er auszuspielen gedachte, wenn die Zeit dafür gekommen war, sein Informationsvorsprung gegenüber seinem Freund und vor allem gegenüber Intimfeind Bollek. Brav sein und kriminalistisch zu ermitteln waren zwei grundverschiedene Dinge. Also beschloss er abzuwarten. Irgendwie würde er in der Not das Ding dann schon deichseln.
    »Nein«, sagte er deshalb unschuldig, »einstweilen nicht.«
    »Alsdann.« Juricek tippte sich zum Abschied auf seinen Sombrero. »Sobald es etwas Neues gibt, rühr dich bitte. Aber – na, du weißt schon.«
    »Da haben Sie’s gehört, Leopold«, kam es von Frau Heller hinter der Theke. »Ordentliche Arbeit ist gefragt und kein Herumschnüffeln. Sie werden sehen, die Liste ist der Schlüssel zum Täter. Und Sie sollten sich jetzt wirklich wieder mehr

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