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Kardinal vor La Rochelle

Kardinal vor La Rochelle

Titel: Kardinal vor La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ist er auch hochgeboren, höher als jeder andere im Reich. Als
     er noch Vicomte war und ein sehr tapferer General unter Henri Quatre, hatte er sich einen Wahlspruch gezimmert, der ihn treffend
     charakterisiert: ›Nicht König, nicht Herzog, Rohan bin ich.‹ Trotzdem, als Henri Quatre ihn zum Herzog machte, lehnte er nicht
     ab.«
    »Wenn er schon unter Henri Quatre gekämpft hat, Herr Graf, kann der Herzog von Rohan aber kein Jüngling mehr sein.«
    »Er ist neunundvierzig, für mein Gefühl das beste Alter, um Krieg zu führen. Wenn man fällt, kann man sterbend sagen, man
     habe genug gelebt.«
    »Eine letzte Frage, Herr Graf. Der König nennt die Herzogin von Rohan ›meine Cousine‹. Ist das nur Höflichkeit?«
    »Durchaus nicht. Sie hat auf diese Anrede ein volles Anrecht als Nachkomme von Jeanne d’Albret, der Königin von Navarra |156| und Mutter von Henri Quatre, wie du weißt, und also der Großmutter Ludwigs XIII.«
    »Um Vergebung, Herr Graf, wenn ich noch etwas frage: Legt Ihr bei dieser Gelegenheit Euer Kollier vom Heilig-Geist-Orden an?«
    »Nein, Nicolas, das geht nicht.«
    »Darf ich erfahren, warum?«
    »Weil es ein königlicher und katholischer Orden ist, mithin also protestantischen Herzögen wie Rohan oder wie Sully verwehrt,
     und das schmerzt. Sully schuf sich deshalb einen eigenen Orden, für sich ganz allein, ein Medaillon mit dem Bildnis von Henri
     Quatre und mit wer weiß wie vielen kriegerischen Ornamenten rings herum. Diesen Orden, ganz aus Gold und Perlen, trug er zu
     festlichen Anlässen. Daran siehst du, daß auch ein großer Mann seine kleinen Eitelkeiten hat.«
    »Und Henri Quatre duldete das?«
    »Mit leisem Spott, der aber über ein Blitzen in seinen Augen nicht hinausging.«
    »Aha, heute also keinen Heilig-Geist-Orden auf dem glanzvollen Anzug!«
    »Ja, schade für meine Eitelkeit! Aber ich möchte die Herzogin von Rohan nicht verletzen, die es als gute Mutter kränken muß,
     daß ihr Sohn ihn nicht hat.«
    »Wenn ihr Sohn neunundvierzig ist, muß die Dame doch in sehr vorgeschrittenem Alter sein?«
    »In sehr vorgeschrittenem Alter, aber Nicolas! Eine Herzogin hat kein Alter! Eine Herzogin kann nur eine Schönheit sein, und
     jedermann hat sie als solche zu betrachten.«
    »Ich werd es mir merken«, sagte Nicolas.
    Der königliche Trommler erwartete uns auf dem Vorplatz des Fort de Tasdon, durch das wir die Stadt betreten sollten. Ausnahmsweise
     schien einmal die Sonne und übersäte seine farbenprächtige Livree mit tausend Funken. Weshalb unsere Trommler so auffallend
     gekleidet sind, kann ich mir nur damit erklären, daß man sie auf die Weise schon von weitem erkennen kann und nicht auf sie
     schießt, wenn sie sich feindlichen Mauern nähern und für einen Parlamentär um Eintritt ersuchen.
    Es gibt Trommelwirbel, die mit kriegerischem Klang zum Angriff rufen. Es gibt andere von betäubender Lautstärke, mit denen
     Deserteure zur Erschießung geführt werden. Wieder andere, |157| gedämpft und schwermütig, beklagen den Tod eines Helden. Aber dieses Stück, das meine Ankunft kundtat, war so einladend und
     fröhlich, wie man es sich nur wünschen kann, um jede Feindseligkeit schweigen zu heißen, und sei es nur für den Augenblick.
    Nach einer Weile, die mich sehr lang dünkte – denn gleich bei unserer Annäherung bewehrten sich die Zinnen des Forts mit Musketenläufen,
     die auf mich anlegten –, erschien ein Hauptmann namens Sanceaux, dessen scharfe Miene nicht die freundlichsten Gefühle verriet.
     Von den Mauern herab fragte er, ohne mir meinen Titel zu gönnen, den er doch aber kennen mußte, wer zum Teufel ich sei und
     warum ich Eintritt begehrte.
    »Hauptmann, ich bin der Graf von Orbieu«, sagte ich. »Mit Genehmigung des Stadtrates von La Rochelle bin ich berechtigt, Euch
     heute, Punkt elf Uhr, um Einlaß zu bitten.«
    »Wozu?« fragte Sanceaux.
    »Um die Frau Herzogin von Rohan zu besuchen, die in diesen Besuch eingewilligt hat.«
    »Was habt Ihr ihr zu sagen?«
    »Ich überbringe ihr eine Botschaft des Königs.«
    »Wir lassen eine Schnur hinunter, beliebt Eure Botschaft daran zu knüpfen.«
    »Hauptmann, es ist eine mündliche Botschaft.«
    »In dem Fall müßt Ihr sagen, um was es sich handelt.«
    »Hauptmann, es wäre ungehörig, das Erstrecht der Frau Herzogin auf diese Botschaft anzutasten. Danach liegt es bei ihr, den
     Inhalt dem Bürgermeister und dem Stadtrat mitzuteilen, auch Euch meinetwegen.«
    »Wenn ich nicht weiß, worum es geht«,

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