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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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etwas Limettensaft und Rum ab, bindet die Sauce damit ganz leicht, zieht den Topf vom Feuer.
    Die ersten Gäste treffen ein, ich will nicht neugierig angestarrt werden, will gehen, mich irgendwohin verkriechen, das ist alles zu viel für mich.
    Bata flößt mir noch einen Rum on the rocks ein, Vesna schleppt mich mit zu unserem Lieblingstisch am Rand der Terrasse. Vielleicht könnte man wenigstens den großen Blumentopf vor unseren Tisch ziehen, schlage ich vor. Vesna schüttelt bloß den Kopf und Michel kommt auch schon mit der Vorspeise: Roh marinierte Garnelen mit Mangosauce. Ich bin besiegt. Trotzdem: Das Essen schmeckt mir mit jedem Bissen besser. Vesna grinst. „Kunststück, ist wirklich traumhaft.“ Wo sie üblicherweise Meeresfrüchte nicht besonders mag.
    Der Mord ist auch das Hauptthema der beiden Wochenzeitungen, die auf St. Jacobs erscheinen: Des „Island Spectator“ und der „St. Jack’s Weekly“. Man hat sich gegenseitig an Schnelligkeit überboten und noch am Abend Sonderausgaben auf den Markt gebracht. Dr. Zeelander, ein amerikanischer Physiker, der sich mit seiner Frau in St. Jacobs niedergelassen hat und Bata gut kennt, bringt beide Blätter mit.
    Vesna will Bata die Zeitungen gleich entreißen, möchte nicht, dass ich sie lese, aber Bata lacht nur. „Was anderes als Gerüchte ist noch nie in unseren Zeitungen gestanden, und die Gerüchte kennen wir schon.“
    Recht hat sie, verdammt noch einmal, was soll mir passieren? Ich war es nicht. Hm. Aber Christopher Frazer war es wahrscheinlich auch nicht. Wahrscheinlich sollte ich Oskar doch ein Mail schicken. Und ihm alles … Vergiss es. Zum Glück ist die Karibik weit weg von Frankfurt, ein Mordfall hier ist auf der anderen Seite des großen Teiches keine Schlagzeile wert.
    Bata behält Recht. Die beiden Zeitungen wiederholen bloß die Spekulationen, die es auf der Insel ohnehin schon gibt. Allerdings aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln.
    Für den „Island Spectator“ war Angela la Croix beinahe eine Heilige, die sich im Interesse des Fortschrittes und des Wohlergehens der Insel aufgeopfert hat. Als Täter werden „gewisse radikale und gewalttätige US-Amerikaner“ vermutet, „die schon seit Monaten St. Jacobs terrorisieren“. Ich fürchte, das könnte ein paar unserer Ökos beinahe stolz machen, so viel Wichtigkeit hat man ihnen bisher nicht zugestanden. Berichtet wird weiter vom gramgebeugten Vater la Croix, einem anderen Wohltäter der Insel. Man braucht nicht lange, um zu erkennen, dass das Blatt den Social Liberals, der Partei, der auch Minister la Croix angehört, nahe steht.
    „Viel Unterschied zu den Freedom Democrates, der anderen Partei, merkt man aber in der Politik nicht“, erklärt Bata. „Außer dass die einen immer das Gegenteil von den anderen wollen und umgekehrt.“ Vielleicht ein wenig vereinfachend, aber Ähnliches kenne ich von zu Hause auch.
    In der „St. Jack’s Weekly“ berichten Experten, die anonym bleiben wollen, von Korruption beim Bau des Pleasures. Der jetzigen Regierung wird vorgeworfen, statt etwas für die Ärmsten der Armen auf der Insel zu tun, ausländische Investoren zu begünstigen und steuerfrei zu stellen. Als Mordmotiv wird mit zwei Möglichkeiten gespielt: Entweder die Korruption wäre ans Tageslicht gekommen – dann dürften „höchste Kreise“ in den Mordfall verwickelt sein –, oder es handelt sich um ein „privates Motiv“. Angeblich hätte es am Strand des Pleasures eine „wilde Eifersuchtsszene zwischen der schönen Angela la Croix und einer nicht minder attraktiven europäischen Touristin“ gegeben. Der Mann, um den es dabei gehe, bleibe aus Gründen der journalistischen Rücksichtnahme ungenannt.Außerdem wird die Justiz aufgefordert, sich endlich auch um den Mord an Mick Fisher zu kümmern, doch offenbar gäbe es eben eine Zwei-Klassen-Justiz: Ein Arbeitersohn sei nicht so wichtig wie eine Ministertochter.
    Bata gurgelt vor Vergnügen, als sie für Vesna übersetzt.
    „Man stelle sich das vor, am Strand! Beide in wehendem Kleid! Dramatik pur! Und so ein Unsinn: Sie nennen Thomas’ Namen nicht, obwohl jeder auf der Insel weiß, um wen es geht, aber der Chefredakteur ist ein Neffe von Rosemary. Und Rosemary steht den Freedom Democrates nahe, zumindest schimpft sie häufig über die Social Liberals.“
    Ich gebe zu, ich lasse mir die Bezeichnung als „nicht minder attraktive europäische Touristin“ auf der Zunge zergehen. Natürlich ist mit dem Redakteur die Phantasie

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