Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
es war …“
„Einzigartig, einmalig“, ergänze ich, den winzig kleinen spöttischen Unterton bemerkt er nicht. Es handelt sich ja auch um Spott, der sich gegen mich selbst richtet.
„Ja. Jedenfalls muss uns irgendjemand gesehen haben. Ich weiß nicht, wie das gegangen ist, aber natürlich kann es auch andere geben, die eine Nacht am Strand verbringen. Coconut Joe war es nicht, der schläft, wenn er draußen übernachtet, immer auf einer Liege gleich bei der Bar. Jedenfalls: Eine Woche zuvor waren wir Abendessen und sie hat mich sehr herablassend behandelt. Beim nächsten Treffen war sie plötzlich eifersüchtig, hat mich ausgefragt, hat mir fast befohlen, dich nicht wiederzusehen, Liebesaffären zwischen Hotelangestellten und Gästen seien laut Konzernstatuten verboten. Man könne mich kündigen. Ich war hin- und hergerissen. Ich habe dich nicht benutzt, um sie eifersüchtig zu machen, ich hätte ihr von unserer Nacht nie etwas erzählt. Aber so … Plötzlich hat sie sich um mich bemüht, wir haben lange Spaziergänge gemacht, sie hat mir von ihren harten Kämpfen erzählt, und dass sie manchmal müde sei. Von wem sie das von uns wusste, wollte sie nicht sagen. In diesen Tagen habe ich dem nicht genug Bedeutung …“ Er seufzt. „Ich habe ihr erzählt, was ich über das Hotel und die Insel denke. Sie hat mir teilweise Recht gegeben, sie wollte einiges ändern. Und … plötzlich war alles, wie es noch nie war. Wir waren ein Paar.“ Leiser fährt er fort. „Wir wären zusammengeblieben. Sicher.“
Da wäre ich mir nicht so sicher, aber … Ich lege ihm meine Hand auf die Schulter. Und plötzlich, beinahe wild, umarmt er mich und beginnt zu schluchzen wie ein kleines Kind. Ich lasse ihn weinen, stehe mit ihm an den weißen Pick-up gelehnt auf einem Hügel am Anfang der Welt und streichle meinem Weltklasseathleten sanft und schwesterlich über den Rücken.
Irgendwann, während er noch immer schluchzt, beginne ich zu überlegen: Man muss herausfinden, wer Angela und Officer Bradleyvon unserer Liebesnacht erzählt hat. Und ich sollte dringend mit Minister la Croix reden. Wer war damals zuständig für den Bau des Hotels? Wer könnte – direkt oder indirekt – davon profitiert haben? Vielleicht wollte Angela spät, aber doch tatsächlich reinen Tisch machen. Es scheint mir zu ihr zu passen. Außerdem muss geklärt werden, ob die Morde an Mick und an Angela la Croix zusammenhängen.
Man sollte dem nachgehen, was mir der eingerauchte Öko-Rasta erzählt hat. Bradley sollte dem nachgehen. Aber ich habe im Moment keine besondere Lust, ihm mehr als nötig unter die Augen zu kommen.
[ 8. ]
Michel will uns mit junger Ziege in Limetten-Rumsauce verwöhnen. Egal, was sonst auf der Welt geschehe, gegessen müsse werden, meint er, und warum solle man ausgerechnet dann schlecht essen, wenn alles andere nicht zum Jubeln sei?
Obwohl: Das Golden Sand ist seine schlimmste Widersacherin los.
Ich kann keinen klaren Gedanken fassen und bin froh, als Michel mich fragt, ob ich ihm in der Küche helfen will. Ich habe ihm erzählt, dass ich für einige Monate in einem Sternerestaurant mitgearbeitet habe, hoffentlich erwartet er sich nicht zu viel von mir. Interessiert sehe ich mich um: Edelstahl, der Herd ähnelt dem im Gasthaus Apfelbaum, vieles ist etwas anders angeordnet, aber mir dennoch vertraut.
Die Küche habe er aus Frankreich importiert, verstehe ich, amerikanische Standards, wie sie hier üblich wären, seien ihm zu schlecht. Keine Ahnung, ob das wirklich so ist. Zwei Schwarze in blendend weißen T-Shirts und ebensolchen Hosen schneiden Bohnen. Noch hat das Abendgeschäft nicht begonnen. Michel hat das Fleisch der Ziege bereits von den Knochen gelöst. Am Herd köchelt ein Topf mit Ziegenjus.
„Man muss die Knochen gut anrösten“, erklärt er mir und macht entsprechende Gesten. Küchenfranzösisch kann ich noch am besten, ich verstehe ihn. Außerdem weiß ich, wie man Jus erzeugt: Knochen anrösten, Wurzelgemüse dazu, grob geschnittene Zwiebel dazu, entweder frische Tomaten oder etwas Mark beigeben, dann mitWein ablöschen, mit Wasser aufgießen, passende Kräuter dazu und kochen lassen, bis die Flüssigkeit auf mindestens ein Drittel reduziert ist. Sein Ziegenjus riecht hinreißend.
Ich werde gebeten, die Schale einer Limette abzureiben. Michel schneidet inzwischen mit der Präzision und Schnelligkeit, um die ich alle Berufsköche beneide, Zwiebel und Knoblauch fein.
Ob es Thomas schon besser geht? Ich
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