Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
selbst nicht an Hokuspokus geglaubt, warum hat er sie sonst mit echtem Messer ermordet? Nadel in Puppe, wenn es funktioniert, sie ist tot, wäre viel einfacher und weniger Spuren.“
„Vielleicht, um sicherzugehen?“, rätsle ich.
„Und dann legt er Puppe in Apartment von Golden Sand.“
„Das Apartment stand leer.“
„Vielleicht hat Polizei die Puppe mitgebracht. Wollte sie unterschieben.“
Ich schüttle den Kopf. Bata hat gesehen, wie sie die Puppe unter dem Zierpolster entdeckt haben.
„Sehr einfaches Versteck“, zweifelt Vesna. „Jemand, der klug ist, versteckt Puppe besser.“
„Vielleicht ist jemand nicht besonders klug, der an solchen Zauber glaubt.“
„Mord war klug begangen.“
Ich überlege. „Vielleicht gibt es zwei Täter: den einen, der Angela tatsächlich ermordet hat, und den anderen, der es mithilfe der Puppe versucht hat.“
„Gestorben ist sie“, sagt Bata leise mit ihrer rauen Stimme, „vielleicht hat der Voodoo-Zauber also doch gewirkt.“
Ich sehe sie aufmerksam an. „Sag nicht, dass du …“
„Wo denkst du hin?“
Ich kann mir Bata sehr gut vorstellen, wie sie gemeinsam mit einer alten, dicken schwarzen Voodoo-Zaubererin eine Nadel in die Puppe treibt.
Ich will gerade gehen, um mich für das Abendessen umzuziehen, als Officer Bradley gemeinsam mit dem schlankeren Beamten von heute Nachmittag vorfährt.
Keine Chance, mich ungesehen aus dem Staub zu machen. Warum auch? Aber vielleicht geht es allen Verdächtigen so: Auch wenn der Verdacht zu Unrecht besteht, wird einem beim Anblick der Polizei unbehaglich zumute.
Bradley will selbst nachfragen, was es mit der Puppe auf sich haben kann. Allzu ernst scheint er die Sache aber nicht zu nehmen.
„Ein Ablenkungsmanöver“, mutmaße ich, „vielleicht hat jemandInteresse daran, dass der Mord aussieht wie der Racheakt eines Einheimischen.“
Er wiegt den Kopf hin und her. „Wer kann es wissen? Aber mit Ihnen wollte ich ohnehin noch einmal reden.“
Mir wird heiß. Labilere Menschen mit noch mehr Phantasie würden jetzt ein Geständnis ablegen. Hoffentlich merkt er nicht, wie mir das Blut ins Gesicht schießt.
„Sie reden mit den Studenten über die Puppe“, weist Bradley seinen Kollegen an.
Er geht mit mir zur Rückseite des Hotels, Richtung Grundstücksgrenze. Die Front des Pleasures ragt wie ein Schlachtschiff vor uns auf.
„Wirklich etwas groß“, murmelt er.
„Ich werde nie begreifen, dass sie eine Baugenehmigung bekommen haben.“
„Das hat mich nicht zu interessieren.“
„Da wäre ich mir nicht sicher. Es ist sehr viel von Bestechung die Rede. Vielleicht wollte Angela la Croix die Sache spät, aber doch auffliegen lassen.“
„Es steht sehr viel von einem Mord aus Eifersucht in unseren Zeitungen. Außerdem: Warum hätte la Croix das tun sollen? Sie wäre doch selbst mit drinnen gehangen. Und ihr Vater unter Umständen auch. Ich kümmere mich um handfestere Spuren.“ Er sieht mich aufmerksam an. „Wir haben das Messer gefunden. Es stammt aus der Hotelküche.“
„Zu der hatte ich keinen Zugang.“
„Habe ich Sie danach gefragt?“
Ich schüttle den Kopf.
„Die Hotelküche hat einen Seitenausgang zur Poolbar. Er ist so gut wie nie verschlossen, hat mir das Personal bestätigt. Man geht hier einfach nicht davon aus, dass einer der Gäste in die Küche gehen und einen Schöpflöffel klauen könnte. Und für die Belegschaft ist es so einfacher. Wenn in der Küche niemand mehr da ist, geht der Barkeeper hin und wieder noch spät in der Nacht durch die Seitentür in die Küche, um einem guten Gast einen Sonderwunsch zu erfüllen: etwas Salat, ein Sandwich oder so.“
„Und an diesem Abend?“
„War die Küche um zweiundzwanzig Uhr leer und der Barkeeper am Pool hat fast pünktlich kurz nach dreiundzwanzig Uhr Schluss gemacht. Die Bar in der Hotelhalle hat ohnehin bis vier Uhr früh offen. Jedenfalls hätte jeder in die Küche gehen, ein Messer nehmen und Angela la Croix erstechen können. Ich habe ein wenig über Sie nachgeforscht: Sie kennen sich in Küchen aus.“
„Um ein Messer zu nehmen, muss man sich nicht auskennen. Wo haben Sie das Messer übrigens gefunden?“
„In der Messerlade. Es war ein mittelgroßes Küchenmesser, alle, deren Klingen halbwegs gepasst haben, sind zur Spurensicherung gegangen. Das Messer war abgewaschen, aber nicht gründlich genug. Wir haben sogar mit unseren Inselmikroskopen feine Blutspuren entdeckt.“
„Bei einem Messer nichts
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