KARIBISCHES LIEBESABENTEUER
aufhören, an ihn zu denken, und er würde ihr immer sehr viel bedeuten. Von dem Moment an, als man ihn in ihre Nachbarszelle geschleppt hatte, hatte sie sich gewünscht, dass er wieder Teil ihres Lebens wurde – ob nun für ein ganzes Leben, ein Jahr oder nur eine Woche. Sie wollte die Chance haben, herauszufinden, ob es eine gemeinsame Zukunft für sie geben konnte, jetzt, da sie beide erwachsener waren.
Und dann? Wenn es nun nicht klappt? Es hat dich fast zerstört, als du ihn das erste Mal verlorst, und dieses Mal wird der Einsatz noch größer sein. Bist du wirklich bereit, dieses Risiko einzugehen?
Ja. Ohne einen Zweifel und ohne das geringste Zögern, lautete die Antwort Ja.
Lilah hatte ihren Entschluss gefasst. Sie holte tief Luft und drückte einen Kuss auf Dominics Ellbogen.
Sie spürte, wie Dominic aufwachte. Als hätte man auf irgendeinen verborgenen Knopf gedrückt, schien sein Körper plötzlich unter Strom zu stehen. Lilah drehte sich in seinen Armen herum, um ihn ansehen zu können. Sein Haar war noch vom Schlaf zerzaust, aber sein Blick war hellwach.
Er ist wunderschön, dachte sie, und es war ihr gleichgültig, dass man einen Mann selten so beschrieb. Selbst erstaunt von ihrer Kühnheit, fuhr sie ihm mit einem Finger über die schwarzen Augenbrauen. „Guten Morgen.“
„Ja. Hast du dich ausruhen können?“, fragte er knapp.
„Ja.“ Ihr Herz schlug schneller. Sie streichelte das Haar an seiner Schläfe, und Dominic betrachtete sie deswegen eher misstrauisch. Aber Lilah legte ihm seelenruhig die Hand in den Nacken und zog ihn sanft zu sich herunter.
Sie sahen sich stumm an, und Lilah fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Dominic …“
Sie hatte seinen Namen kaum ausgesprochen, als Dominic sich abrupt anspannte und den Kopf hob. „Pscht. Hast du das gehört?“
„Was?“
„Das.“
Sie lauschte angestrengt, aber es verging noch ein Moment, bevor sie das tiefe Motorengeräusch von Lastwagen und lauten Männerstimmen hörte. „Meinst du …“
„Verdammt, verdammt, verdammt!“ Er kroch unter dem niedrigen Blätterdach ihres Unterstandes hervor und sprang auf. „Komm!“, befahl er. „Beweg dich!“
Mit klopfendem Herzen stand sie ebenfalls auf. „Was ist denn? Ich verstehe nicht! Du hast doch sicher damit gerechnet,dass sie uns folgen würden, oder?“ Sie war kaum auf den Beinen, da hatte Dominic schon die Decke und das dünne Laken, mit dem sie sich zugedeckt hatten, in den Rucksack gepackt.
„Oh ja.“ Mit grimmiger Miene warf er ihr die jetzt trockenen Sandaletten zu, dann riss er das Dach aus Palmenund Bananenblättern herunter, das er gebaut hatte, um ihnen einen Unterschlupf für die Nacht zu bereiten, und verteilte die Blätter überall. „Aber ich habe nicht erwartet, dass sie auch Hunde mitbringen würden, um uns aufzuspüren.“
„Hunde?“ Sie schauderte, während sie hastig in ihre Sandaletten schlüpfte und sie zumachte.
„Ja.“ Er schnallte sich den Rucksack um. „Hörst du sie?“
Jetzt da er sie darauf hinwies, konnte auch sie sie hören. „Oh, Dominic!“
Dominic zögerte einen Moment, aber dann packte er sie bei den Schultern und zog sie an sich. „Hör mir gut zu. Ich werde niemandem erlauben, dir wehzutun. Das schwöre ich dir.“
Sie öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass sie ihm völlig vertraute, aber bevor sie ein Wort hervorbringen konnte, küsste er sie. Der Kuss war kurz, aber intensiv, und Dominic wirkte so ruhig, dass Lilah sofort alle Angst vergaß.
Er schob sie sanft von sich. „Fertig?“
Sie nickte benommen.
„Was auch immer geschieht, bleib dicht bei mir und tu genau, was ich dir sage. Hast du verstanden?“
„Ja.“
„Gut. Dann lass uns gehen.“ Er machte sich auf den Weg, und Lilah folgte ihm in das Dickicht des dichten Waldes.
6. KAPITEL
„Sie kommen näher, nicht wahr?“ Lilah keuchte, als sie und Dominic eine weitere mit Farngestrüpp bedeckte Anhöhe hinaufkletterten.
„Ja“, gab er zu und beschleunigte seine Schritte. Er sah keinen Grund, ihr zu verraten, was die Erfahrung ihn gelehrt hatte – dass nämlich die Hunde sie irgendwann im Lauf der nächsten halben Stunde erreichen würden. Wenn er nicht vorher die Quelle des gedämpften Rauschens entdeckte, das er irgendwo zu seiner Rechten hören konnte.
Schließlich kann ich ja wohl noch mit ein paar Hunden fertig werden, dachte er grimmig, während er sich unter einen dicken Ast bückte. Wenn es nötig sein sollte, würde er sie mit
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