KARIBISCHES LIEBESABENTEUER
einem Mann geschlafen hatte. Seit sie und Dominic sich getrennt hatten, waren es nur zwei gewesen, und beide Beziehungen waren leider nicht sehr befriedigend verlaufen.
Also hatte sie ein Recht darauf, wenigstens ein wenig zu träumen. Sie hatte ja auch nichts Besseres zu tun. Und sollte sie doch das Glück haben, dass sich ihrer Träume verwirklichten, würde sie vielleicht nicht einmal die Energie zu einem Kuss aufbringen, geschweige denn, sich wildem, heißem Sex hinzugeben.
Nicht nur jeder einzelne Muskel in ihrem Körper tat ihr weh, sie hatte selbst an Stellen Schmerzen, an denen sie bishergar keine Muskeln vermutet hatte, zum Beispiel auf dem Fußrist und in den Kniekehlen. Da sich ihr Haar mehrmals in den Zweigen verheddert hatte, tat ihr sogar die Kopfhaut weh. Sie war außerdem sicher, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nicht so schmutzig gewesen war. Ihre Kopfhaut juckte, wo sie nicht wehtat, ihr Haar war fettig, und bestimmt roch sie nach Schweiß.
Sie rümpfte die Nase, rollte sich auf die Seite und betrachtete sehnsüchtig den Bach, der nur wenige Meter entfernt von ihr dahinfloss. Man konnte ihn vielleicht sogar als Fluss bezeichnen, denn an dieser Stelle hatte sich seine Breite verdoppelt und er musste statt der wenigen Zentimeter von vorhin jetzt ein, zwei Meter tief sein.
Aber wie man ihn auch am besten nannte, er sah herrlich einladend aus. Lilah schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie sich auszog und in das klare, kühle Wasser eintauchte. Der Gedanke, sich den Schweiß abzuspülen und sich die Haare zu waschen, brachte sie so sehr in Versuchung, dass sie ihm kaum widerstehen konnte. Aber Dominic hatte ihr befohlen, sich nicht vom Fleck zu rühren. Er hatte nicht gesagt, dass sie baden oder ihre Schwimmtechnik verbessern sollte. Er hatte gesagt, dass sie sich nicht blicken lassen und warten sollte. Also würde sie genau das tun.
Sie rollte sich wieder auf den Rücken, legte den Arm über die Augen und gab sich Mühe, sich zu entspannen, und betete, Dominic möge in Sicherheit sein, wo immer er war.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Dann –zwanzig, vierzig, sechzig Minuten, nachdem er fort war? –glaubte sie, Hundegebell und Männerstimmen zu hören, aber die Geräusche waren schwach und verschwanden sehr schnell wieder. Und danach versteckte die Sonne sich hinter einer sich langsam vorschiebenden Wolkenbank, und Lilah verlor völlig das Gefühl für die Zeit. Trotz derWolken blieb es drückend schwül, und schließlich schlief Lilah ein.
Es war der Regen, der sie aufweckte. Einen Augenblick lang blieb sie nur ganz still liegen, sah zum grauen Himmel hinauf und fragte sich, ob sie sich die erfrischende Nässe nur eingebildet hatte. Doch dann trafen sie weitere dicke Regentropfen. Lilah fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und blieb liegen. Eine Minute später pfiff der Wind durch die Baumspitzen und brachte mehr Regen mit sich.
Dann donnerte es heftig, und der Himmel öffnete all seine Schleusen. Lilah kam es vor, als würde man sie mit dem Gartenschlauch nass spritzen. Sie stand auf und hob das Gesicht dem willkommenen, kühlen, säubernden Nass entgegen.
Erst Sekunden später wurde ihr klar, dass sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen durfte. Sie durchsuchte hastig all die kleinen Taschen des Rucksacks, und bei der fünften wurde sie fündig. Sie holte ein noch unbenutztes, schlichtes weißes Stück Seife hervor.
Lilah hätte nicht glücklicher sein können, wenn es die feinste französische Seife gewesen wäre. Froh über die Abgeschiedenheit ihres Verstecks, hatte sie ihre Sandaletten, ihre Hose und Dominics T-Shirt in Sekundenschnelle über den nächsten Busch gelegt. Sie wusch zuerst ihr Gesicht, dann seifte sie ihr Haar von den Wurzeln bis zu den Spitzen ein und stöhnte dabei genießerisch, als der Regen die Seife herausspülte und sich ihr Haar wieder weich anzufühlen begann. Am Ende drehte sie es zu einem dicken Pferdeschwanz zusammen, um das Wasser auszuwringen, aber es hatte keinen Zweck, weil der Regen nicht aufhören zu wollen schien.
Also konzentrierte Lilah sich darauf, den Rest ihres Körpers einzuseifen. Sie schrubbte Arme, Beine und Füße, nachdem sie ihre intimsten Stellen gewaschen hatte – undlächelte dabei, weil sie sich überlegte, was wohl Millie, die penible Haushälterin ihrer Großmutter, dazu sagen würde, dass Lilah ihre teuren Seidendessous wusch, während sie noch in ihnen steckte. Am Ende hob sie wieder
Weitere Kostenlose Bücher