KARIBISCHES LIEBESABENTEUER
der 9-mm-Automatik außer Gefecht setzen, die er in seinem Rucksack verstaut hatte; eine Waffe, die er sich in Santa Marita besorgt hatte.
Aber er wollte es nicht so weit kommen lassen, denn dann würde er seine und Lilahs Position verraten. Und das Erschießen von Tieren war ein Anblick, den er Lilah, einer immerhin sehr behütet aufgewachsenen Frau, lieber ersparen wollte.
Und doch überraschte Lilah ihn mit jeder Stunde, die sie miteinander verbrachten, immer mehr. Heute Morgen war er mit ihr in seinen Armen aufgewacht, und seit seiner Ausbildung zum SEAL war sie die Einzige, die ihm so nahe hatte kommen können, ohne dass er aufwachte. Dasbewies nur, dass sie es irgendwie geschafft hatte, ihm wieder unter die Haut zu gehen.
Und jetzt überraschte und beeindruckte sie ihn mit ihrer Ausdauer. Sie schaffte es, mit ihm Schritt zu halten, obwohl er viel größer und kräftiger war und in jedem Fall das bessere Schuhwerk besaß. Außerdem war da noch die Tatsache, dass er genau für solche Fälle ausgebildet worden war, und er konnte sich nicht vorstellen, dass man als Debütantin lernte, auf der Flucht durch den Dschungel Ausdauer zu zeigen.
Wahrscheinlich hat sie stattdessen gelernt, wie man einen Mann allein durch ihre Anwesenheit um den Verstand bringt, dachte er trocken. Denn darin war Lilah eine Expertin. Selbst jetzt, wo Dominic sich ganz auf die Situation konzentrieren musste, wenn er sie beide heil hier herausbekommen wollte, war er sich unterschwellig seiner Sehnsucht nach Lilah bewusst.
Irgendwann in der letzten Nacht, als er in der Dunkelheit dagesessen und Lilahs ruhigen Atemzügen gelauscht hatte, war ihm klar geworden, dass die Wahrscheinlichkeit, sie könnten zur Zivilisation zurückkehren, ohne vorher miteinander zu schlafen, verschwindend gering war. Und so hatte er beschlossen, sich nicht dagegen zu sträuben. Er wollte sie haben, und er war ziemlich sicher, dass es ihr nicht anders ging. Sie waren beide erwachsen und unverheiratet, und wenn sie in der Gefahr, die sie umgab, ein wenig Spaß miteinander haben konnten, warum sollten sie es nicht tun?
Ja, es gab keinen Grund, darauf zu verzichten, dachte er.
Bevor das jedoch geschehen konnte, musste er mit dem kleinen, aber ziemlich dringlichen Problem ihrer Verfolger fertig werden.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte er zu ihr, nahm ihre Hand und beschleunigte seine Schritte. „Sie werden uns nicht einholen. Vertrau mir.“
Sie stieß ein unterdrücktes Lachen aus, und er drehte erstaunt den Kopf zu ihr um. „Dominic, das tue ich“, sagte sie und zuckte kurz zusammen, als eine Haarsträhne sich für eine Sekunde in einem Ast verfing. „Ich weiß zwar nicht, warum, aber ich vertraue dir. Obwohl ich zugeben muss“, fuhr sie fort und folgte ihm über einen am Boden liegenden Baumstamm, „dass ich sehr gern deinen Fluchtplan hören würde.“
„Warte nur ein paar Minuten, und ich zeige ihn dir“, beruhigte er sie. Er hatte sich bei der Vorbereitung ihrer Flucht die Gegend genau eingeprägt und brauchte nur Sekunden, um sich zu orientieren und ihren Weg in östlicher Richtung fortzusetzen.
Sie kämpften sich in quälend langsamem Tempo über gefallene Baumstämme hinweg und gaben sich Mühe, nicht über die gekrümmten Wurzeln zu stolpern, die sich überall aus dem laubbedeckten Boden ragten.
Aus dem Süden kam fernes Donnergrollen. Dominic warf einen schnellen Blick in Richtung Küste und sah, dass eine niedrige graue Wolkenbank immer mehr vom Horizont einnahm. Ob sie allerdings rechtzeitig genug kam, um ihm und Lilah aus der schwierigen Situation zu helfen, war nicht sicher. Trotzdem weckte es neue Hoffnungen in ihm. Ein wenig Regen würde ihre Chancen bedeutend steigern, weil die Hunde dann nicht mehr so leicht ihre Spur verfolgen konnten.
Lilah stolperte, und er hielt sie fest. „Alles in Ordnung?“
„Alles okay“, antwortete sie sofort.
Ein Blick auf sie genügte, um ihn an der Wahrheit ihrer Worte zweifeln zu lassen. Ihre Hose und das T-Shirt waren zerrissen, auf der einen Wange hatte sie einen tiefen Kratzer, genau wie auch auf ihren Armen, Knöcheln und Füßen. Dominic zuckte unwillkürlich zusammen, aber da er im Moment nichts gegen diese Verletzungen tun konnte, tat er, wozu er ausgebildet worden war. Er verdrängte seineSorgen in eine dunkle Nische seines Bewusstseins, bis er die Zeit finden würde, sich wieder mit ihnen zu befassen.
Also richtete er seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf ihre Flucht durch diesen
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