KARIBISCHES LIEBESABENTEUER
Mut gehabt hat, von einer Klippe zu springen, sich erfolgreich gegen das Ertrinken gewehrt hat und sich nicht einmal beschwerte, als es so aussah, als würdest du gleich mit dem Flugzeug mitten in Condestas Boot landen.
Dominic achtete nicht auf den bitteren Geschmack in seinem Mund, leerte sein Glas und bestellte ein weiteres. Aber weder der Alkohol noch ein kurzes Gespräch mit dem Barmann konnte seine Gedanken aufhalten.
Klar, Lilah ist bloß ein Porzellanengel, der beim geringsten Windstoß vom Regal gepustet werden kann. Und wenn du das wirklich glaubst, mein Junge, dann bist du reif für die Gummizelle, das weißt du, nicht wahr?
Er seufzte. Schön, sie war vielleicht nicht das zarte Pflänzchen, für das er sie immer gehalten hatte. Das war sicher nicht der einzige Fehler, den er begangen hatte. Er hätte sich zum Beispiel nie wieder mit ihr einlassen dürfen, ohne ihr von Anfang an klarzumachen, dass es für sie beide keine Zukunft geben konnte. Oder er hätte ihre Liebe niemals zurückweisen dürfen …
Je länger Dominic nachdachte, desto mehr musste er zugeben, dass vieles von dem, was sie gesagt hatte, Sinn ergab. Sie waren damals wirklich sehr jung gewesen, und nicht nur Lilah war an jenem Tag zu stolz gewesen.
Aber ihre Behauptung, er wäre geflohen, war reiner Blödsinn. Er hatte ganz einfach nur aufgegeben, solange noch Zeit war, da er von Anfang an gewusst hatte, dass ihre Beziehung nur von kurzer Dauer sein würde. Lilah war reich, er nicht. Sie befand sich am Anfang einer erstklassigen Ausbildung, er nicht. Sie hatte sich eine gemeinsame Zukunft mit ihm vorgestellt, während er bereits gewusst hatte, dass man nicht damit rechnen konnte, nicht verlassen zu werden, nicht einmal von der eigenen Mutter.
Dominic wäre fast das Bierglas aus der zitternden Hand gerutscht. Er konnte es gerade noch verhindern, nur der Schaum floss ihm über die Hand. Er achtete nicht darauf. Er hörte wieder Lilahs Stimme: Wovor hast du eigentlich so sehr Angst, Dominic?
Und plötzlich war die Antwort da! Er hatte Angst, dass er sich nie von dem Verlust erholen könnte, wenn er zuließ, dass er sich in Lilah verliebte und es dann mit ihnen nicht klappte.
Sekundenlang wie erstarrt, wartete er auf den Protest seiner inneren Stimme, aber nichts kam, nur absolute Stille. Was sollte er tun? Er konnte sich nicht mehr selbst täuschen. Sollte er also nach Denver zurückgehen und Lilah nie wieder sehen? Sollte er sich damit abfinden, dass sie eines Tages einen anderen Mann lieben lernte?
Lieber Gott, nein. Seine Reaktion war so heftig, dass er abrupt aufstand und einige Geldscheine auf den Tresen warf. Er wusste plötzlich ganz genau, was er tun musste.
Er konnte im Grunde gar nicht mehr zurück. Er liebte Lilah. Und das Einzige, das fast noch schlimmer sein würde, als sie zu verlieren, wäre das Wissen, dass er zu feige gewesen war, ein neues Leben mit ihr zu beginnen.
Es war ein wundervoller Abend.
Leider bekam Lilah nichts davon mit. Sie lag im Dunkeln auf dem Liegestuhl neben dem Swimmingpool undachtete überhaupt nicht auf die Sterne, die wie Diamanten am tiefschwarzen Himmel strahlten. Ein sanfter, warmer Wind fuhr durch die Bäume und spielte mit dem hauchdünnen Pareo, den Lilah über ihrem Badeanzug trug.
Sie konnte nur an Dominic denken.
Wenn sie ein besserer, stärkerer, disziplinierterer Mensch wäre, hätte sie vielleicht ein paar Bahnen schwimmen können. Die automatischen Bewegungen hätten sie ein wenig abgelenkt, und sie würde nicht hier herumliegen, blind vor sich hinstarren und wieder und wieder in Gedanken das Gespräch mit ihm durchspielen, wobei ihr viel zu spät Dinge einfielen, die sie hätte sagen sollen.
Sie würde nicht wieder denselben Fehler machen, so viel war sicher. Sie würde sich nicht dazu verleiten lassen, aus verletztem Stolz fortzugehen. Sie weigerte sich, weitere zehn Jahre zu grübeln, was hätte sein können, wenn sie mehr Mut gehabt hätte.
Morgen würde sie sich einen Plan einfallen lassen, die harten Worte vergessen, die sie ausgetauscht hatten, und gegen die Panik ankämpfen, die sie jedes Mal zu überwältigen drohte, wenn sie an seiner Liebe zu zweifeln begann.
Vielleicht sollte sie doch noch ins Wasser gehen. Mit einem Seufzer stand sie auf und wollte ihren Sarong ablegen, als sie ein seltsames Gefühl innehalten ließ. Sie richtete sich unwillkürlich auf und lauschte angespannt.
Dann begann ihr Herz schneller zu klopfen. Dominic stand nur zwei Meter von ihr
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