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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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und für einen Sekundenbruchteil glaubte ich, sie würde etwas sagen. Doch dann schaute sie in eine andere Richtung und fixierte die Wand gegenüber von ihrem Bett, wo inzwischen mehrere Zeichnungen hingen.
    »Ist schon gut.« Gut war hier gar nichts, aber was konnte ich tun? »Komm«, forderte ich Dathi auf. »Wir müssen jetzt wirklich gehen.«
    Dathi flüsterte ihrer Freundin zum Abschied etwas ins Ohr, woraufhin Abby nur nickte.
    Während wir im Lift nach unten fuhren, konnte Dathi sich nicht mehr beherrschen. »Abby hat keine Angst vor Pater X. Sie mag ihn sogar. Sie fürchtet sich vor dem anderen Priester.«
    Ich schüttelte verständnislos den Kopf. »Welcher andere Priester?«
    »Sie möchte nur, dass du Bescheid weißt.«
    »Na schön. Und woher weißt du davon?«
    »Sie hat es mir erzählt.« Dathi grinste vor lauter Stolz und Selbstzufriedenheit.
    Mich fröstelte. »Sie hat es dir erzählt?«
    »Ja, sicher. Immerhin ist sie meine beste Freundin.«
    »Willst du behaupten, sie hat tatsächlich mit dir gesprochen? Nicht geschrieben oder ein Bild gemalt?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Jedes Mal, wenn ich sie besuche. Sie hat viel zu erzählen. Zum Beispiel, dass sie nicht bei diesen Leuten leben möchte.«
    Sprach Dathi die Wahrheit? Das Mädchen besaß eine lebhafte Phantasie, aber hieß das gleich, dass meine Zweifel begründet waren? Ich gab mir innerlich einen Ruck und beschloss, mich ausnahmsweise mal in Geduld zu üben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Abby wieder sprechen würde. Dass sie sich vor etwas fürchtete und es nicht wagte, darüber zu reden, war nicht von der Hand zu weisen.
    »Warum nicht?«
    »Ihre Mutter kommt sie holen. Und wie soll sie ihre Tochter finden, wenn Abby umzieht?«
    »Dathi, ihre Mutter kommt sie nicht holen.«
    »O doch.«
    »Und wie soll das gehen?«
    Die Fahrstuhltür ging auf, und Menschen strömten in die Kabine. Als wir durch die Lobby gingen, sahen wir, dass draußen vor dem Haupteingang zahlreiche Menschen standen oder aufgeregt umherliefen.
    »Dathi, wen meinte sie mit dem anderen Priester? Wer soll das denn sein?«
    Wir gingen durch die Drehtür, kamen dann aber zunächst nicht mehr weiter. Nach vorn drängende Reporter und Schaulustige, die neugierig die Köpfe reckten, versperrten uns den Weg.
    Uniformierte Polizisten hielten Pater X in Schach, der ihnen etwas sagen wollte, was sie augenscheinlich nicht interessierte. Einer der Polizisten drehte Pater X um und drängte ihn zu der offenstehenden Tür eines Streifenwagens. Man hatte Pater X Handschellen angelegt. Ich hielt Ausschau nach Steve Campbell, konnte ihn jedoch nirgendwo finden.
    »Sie machen einen Fehler«, flehte Pater X. »Bitte, hören Sie mich an!«
    Der Polizist schob ihn ungerührt in den Wagen; dann schloss einer seiner Kollegen die Tür. Die Worte des Paters kümmerten sie nicht. Ihre Aufgabe war es, ihn zu verhaften und aufs Revier zu bringen.
    Ich trat zu einem der Polizisten und fragte: »Was geht hier vor?«
    Seine Miene fror ein – eine mir durchaus vertraute Reaktion: Er sah keine Veranlassung, die Fragen einer neugierigen Schaulustigen zu beantworten. Wortlos ließ er sich auf den Beifahrersitz fallen, und im nächsten Augenblick fuhr der Streifenwagen davon.
    »Du Scheißkerl!«, rief ich dem Polizisten hinterher und bereute mein Verhalten sofort. Verschämt sah ich zu Dathi, die bis über beide Ohren grinste.
    »Langsam lerne ich dich besser kennen, Karin.« Dathi nahm meine Hand und drückte sie. »Und ich mag dich am liebsten, wenn du dich von deiner schlechtesten Seite zeigst. Verstehst du, was ich meine?«
    »Willst du damit sagen, du hättest schon Bekanntschaft mit meiner schlechtesten Seite gemacht?«
    »Kann sein, dass ich nicht den richtigen Begriff gewählt habe. Vielleicht meinte ich eher ›unüberlegt‹.«
    Nun drückte ich ihre Hand. Auf dem Weg zur U-Bahn rief ich Mac an und berichtete, was sich zugetragen hatte.
    »Ich weiß«, meinte er. »Sie bringen es schon in den Nachrichten.«
    »Was will die Polizei von Pater X?«
    »Karin, du warst vor Ort. Weißt du denn nicht Bescheid?«
    »Mir hat keiner was gesagt.«
    »Offiziell heißt es, er soll in Verbindung mit den Prostituiertenmorden befragt werden.«
    »Und deshalb führen sie ihn in Handschellen ab?« Ich erwartete keine Antwort auf meine Frage. Im Normalfall verhaftete die Polizei nur Personen, wenn sie den Betreffenden eine direkte Beteiligung nachweisen konnten. Die Polizeiaktion untermauerte meinen langgehegten

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