Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin
Verdacht, dass Pater X Dreck am Stecken hatte. Nur wollte ich ganz genau wissen, was diesem scheinheiligen Typen vorgeworfen wurde.
Deshalb rief ich Billy auf dem Handy an und hinterließ ihm eine Nachricht: »Aus welchem Grund habt ihr Pater X verhaftet?«
Bedauerlicherweise meldete er sich nicht sofort zurück, und als wir uns kurz darauf in den unterirdischen U-Bahnhof begaben, hatte ich keinen Empfang mehr.
KAPITEL 20
Als wir in der Bergen Street aus der U-Bahn F stiegen, war es Nacht geworden. Sehnsüchtig kontrollierte ich mein BlackBerry, aber zu meinem Bedauern war immer noch keine Nachricht von Billy eingegangen. Vor lauter Ungeduld versuchte ich, ihn im Revier zu erreichen, doch die Person, die sich dort meldete, behauptete, ihn den ganzen Tag über nicht gesehen zu haben.
Kaum traten wir in den Hausflur, hörten wir die ernste Stimme eines Nachrichtensprechers.
Ein erschöpft wirkender Mac tauchte im Türrahmen auf. »Dathi, du bist bestimmt hungrig. In der Küche steht etwas zu essen. Ben ist dort -«
»Du lässt ihn allein zu Abend essen?«, fiel ich Mac ins Wort.
Dathi gesellte sich zu Ben, und Mac scheuchte mich stillschweigend ins Wohnzimmer, wo ich mich noch im Mantel auf die Couch fallen ließ.
Er setzte sich zu mir. »Pass auf. Sie senden die Nachricht in einer Endlosschleife, aber wenn wir Glück haben, erfahren wir etwas Neues.«
Ich konzentrierte mich auf den wie aus dem Ei gepellten Nachrichtensprecher auf dem Bildschirm.
»Wir warten immer noch darauf, dass der Polizeichef herauskommt und eine Erklärung abgibt«, verkündete er. Sein weißer Haarschopf verschmolz mit den Schneeverwehungen, vor denen er sich aufgebaut hatte und die ihn ganz blass wirken ließen. Bei all dem Schnee in der Stadt konnte man nicht sagen, wo er sich befand.
»Es folgt eine kurze Zusammenfassung: Auf der Suche nach dem Prostituiertenmörder, der die Stadt seit zwei Jahren in Atem hält, hat die Polizei einen Durchbruch erzielt. Offenbar konnte man die Mordwaffe, mit der das letzte Opfer – ausnahmsweise keine Prostituierte, sondern ein Kindermädchen – getötet wurde, zu einer Eisenwarenhandlung in Brooklyn zurückverfolgen. Laut dem Büro des Bezirksstaatsanwaltes, der das Geschäft beobachten ließ, wurden dort seit längerem illegale Waffen unter dem Ladentisch verkauft. Wir warten noch auf weitere Informationen. Bislang gibt es auch noch keine Verlautbarung, ob dieses Messer identisch mit denen ist, die der Serienmörder benutzte. Bleiben Sie dran.«
Ich entledigte mich meines Mantels und warf ihn über die Lehne. »Puh.«
»Walczak.« Mac verzog angewidert das Gesicht. »Verkauft Messer unter dem Ladentisch. Und uns tischt dieser Typ einen Riesen -« Nach einem Blick in Richtung Küche, wo die Kinder aßen, brach er ab und verzichtete darauf, seiner Wut über Eddie Walczak Luft zu machen. In dem Augenblick tauchte wieder der Nachrichtensprecher auf dem Bildschirm auf. Seine neuen Meldungen ließen Macs Unmut verrauchen.
»Gerade haben wir erfahren, dass das Messer, mit dem der Prostituiertenmörder sein letztes Opfer getötet hat, vor drei Wochen in Lowe’s Eisenwarenhandlung in der Hamilton Road in Brooklyn gekauft wurde. Ein Kreditkartenbeleg untermauert die Aussage eines Zeugen, dass Rustilav Chuikov, der Hausmeister der römisch-katholischen Kirche St. Paul’s in Cobble Hill, das Messer erstanden hat. Der Hausmeister, der im Namen der Kirche häufig Einkäufe bei Lowe’s tätigt, ist inzwischen zur Fahndung ausgeschrieben. Die Polizei betont allerdings, dass der Mann kein Verdächtiger ist, sondern nur befragt werden soll.«
»Wie kann er das rausposaunen, ohne die Miene zu verziehen?« Ich schüttelte den Kopf. »Chuikov soll nur befragt werden ... Dass ich nicht lache.«
Danach folgte ein Bericht über ein in New York geltendes Gesetz, demzufolge das Tragen eines Messers, das wie eine Waffe aussieht, ohne Jagd- oder Anglerschein illegal und der Verkauf von Schnapp- und Fallmessern untersagt war. Jagdmesser fielen in diese Kategorie: Man durfte sie kaufen und nur mit entsprechender Erlaubnis bei sich führen. Da ein Angestellter von Lowe’s solche Messer illegal verkaufte, hatte der Bezirksstaatsanwalt eine spezielle Untersuchung in die Wege geleitet, um herauszufinden, wo die widerrechtlich verkauften Messer landeten. Kurz darauf gab es weitere Informationen.
»Den Mann, den Sie hier sehen ...« Auf dem Bildschirm tauchte ein Mann mit kantigem Kinn und einem goldenen Schneidezahn
Weitere Kostenlose Bücher