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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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und musterte mich und den Laptop. Da er freien Blick auf den Bildschirm hatte, war ihm bestimmt auch das Western-Union-Logo aufgefallen. Ich hörte, wie oben jemand den Wasserhahn aufdrehte, und schloss daraus, dass Jon duschen gegangen war.
    »Wie lange stehst du da schon?«
    »Hast du gerade tausend Dollar überwiesen?«
    »Ja.«
    »Wofür?«
    Es laut auszusprechen, fiel mir zwar nicht leicht, aber ich war nicht in der Verfassung, ihm eine Lüge aufzutischen.
    »Ich habe gerade ein Kind gekauft.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Chalis Tochter Dathi.« Notgedrungen begann ich ganz von vorn, schilderte ihm haargenau mein Gespräch mit Onkel Ishat, erzählte ihm von den Berichten über die sexuelle Ausbeutung indischer Kinder und malte Dathis Schicksal aus, falls wir die Gelegenheit nicht nutzten, die Chali für ihre geliebte Tochter von langer Hand vorbereitet hatte.
    »Uns bleibt keine andere Wahl«, erklärte ich zu guter Letzt.
    »Uns?« Er reckte das Kinn, was mir gar nicht gefiel. Er war sauer, fühlte sich in die Ecke gedrängt und würde mir mein Verhalten noch eine ganze Weile lang unter die Nase reiben. »Ich habe damit nichts zu tun.«
    »Mac ...«
    »Das ist Kidnapping.«
    »Du siehst das falsch. Chali hat alles in die Wege geleitet. Es ist legal.«
    »Bis Dathi in New York aus dem Flieger steigt. Weiß sie überhaupt, dass ihre Mutter tot ist? Wurde sie informiert?«
    Ich schwieg.
    »Was passiert, nachdem sie gelandet ist? Nehmen wir sie mit nach Hause und halten sie wie ... ein Haustier?«
    Auch auf diese Fragen fiel mir keine Antwort ein.
    »Du wirst unten am Strand erwartet. Alle haben Hunger und dachten, du wärst nach Hause gegangen, um einen Picknickkorb zu richten.«
    »Das habe ich auch.«
    Er starrte mich einen Moment lang an. »Sie gehört nicht zu uns, Karin. Sie gehört nicht zu dir. Du kannst Cece nicht ..« Er brach ab, bevor er »ersetzen« sagte.
    Ich stand auf und wollte ihn in die Arme nehmen, doch er drehte sich abrupt um und verließ das Zimmer. Kurz darauf hörte ich wieder, wie ein Wasserhahn aufgedreht wurde, diesmal im Badezimmer am Ende des Flurs.
    »Scheiß drauf«, sagte ich laut. Mit einem Mal hatte ich eine Mission. Jemand musste diese Aufgabe übernehmen, und wenn nicht ich, wer dann? Hätte ich über die entsprechenden Mittel verfügt, hätte ich alle Kinder der Welt gerettet.
    Da mir das Geld für den großen Wurf fehlte, tat ich das, was in meiner Macht stand, und rettete wenigstens Arundathi Das.
    Chalis einzige Tochter: ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
    In diesem Augenblick erschien mir alles ganz einfach.
    Nie und nimmer würde ich mich vor dem, was zu tun war, drücken.
    Ich schrieb Dathi eine weitere Mail:
    Dathi, ich habe eben mit deinem Onkel gesprochen. Alles ist in die Wege geleitet. Er wird dich suchen und wie geplant in den Flieger nach New York setzen. Versteck dich nicht länger. Geh zu ihm zurück. Vertrau uns, bitte. Vertrau mir.
    Entsprach das, was ich schrieb, der Wahrheit? Würde Onkel Ishat seinen Teil der Vereinbarung einhalten? Oder das Geld nehmen und sie dennoch an einen Agenten verkaufen? Seinen Profit erhöhen? Nie wieder den Hörer abnehmen, wenn ich anrief? Seine Nichte als verzogene Göre abschreiben und keinen weiteren Gedanken an ihr Schicksal verschwenden?
    Mich fröstelte.
    Ich klickte auf Senden.
    Während der nächsten vier Tage, bis zu unserem Rückflug am Donnerstag, lief ich jedes Mal hektisch zu meinem Handy, wenn der Klingelton verkündete, dass eine Mail eingegangen war. Bedauerlicherweise stammte keine der Nachrichten von ihr. Daher wusste ich nicht, ob sie meine letzte Mail gelesen hatte. Das Einzige, was ich aufgrund einer Bestätigung von Western Union mit Sicherheit wusste, war, dass Onkel Ishat sein Geld erhalten hatte.
    * * *
    Am späten Sonntagnachmittag kehrten wir nach Brooklyn zurück, in ein von Schatten und Zwielicht dominiertes Häusermeer, das sich von der sonnigen Küste, die wir hinter uns gelassen hatten, wohltuend unterschied. Ich brachte meine Mutter in ihr Apartment, stieg in das wartende Taxi und fuhr nach Hause. Auf den Dächern der Sandsteinhäuser lag frischer Schnee, und unser Block erinnerte an Lebkuchenhäuschen, die mit bunten Lichterketten geschmückt waren. Es herrschte eine unglaubliche Ruhe, die über diese eigenartige und traurige Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr hinwegtäuschte, wo man sich, erschöpft von den anstrengenden Vorbereitungen für die Feiertage, ausruhte und sich schon

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