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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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sie sich fühlte. Zweifellos sehnte sie sich nach einer Freundin, einer echten Freundin. Aber warum fiel ihre Wahl ausgerechnet auf Abby? Und wie sollte das funktionieren?
    »Wir werden sehen. Hast du Hausaufgaben gekriegt?«
    Sie zog einen dicken Stapel Bücher aus ihrem Rucksack und machte sich an die Arbeit.
    Ich ging nach unten, sah nach Ben, schlich ins Schlafzimmer und wählte Billys Nummer.
    »Die Facebook-Seite existiert«, berichtete ich. »Ich habe das überprüft. Jemand hat Dathis Anfrage gestern Abend tatsächlich beantwortet.«
    »Karin, wegen vorhin ... Sorry, ich war einfach ... Du weißt schon ...«
    »Ist okay.« Was ich in Wahrheit dachte, behielt ich für mich. »Hör mal, hältst du’s für möglich, dass derjenige, der in der Mordnacht bei den Dekkers eingebrochen ist, irgendwie an Abbys Passwort gekommen ist?«
    »Ich setze die CCU da ran. Die sollen sich mal ihren Account vornehmen. Scheiße ... wieso sind sie nicht von allein darauf gekommen?«
    »Sie haben nicht daran gedacht.«
    »Ich mach denen jetzt Beine.«
    »He, Billy, bevor du auflegst ... Ich wollte noch sagen, mir tut es auch leid.«
    »Was denn?«
    »Dass ich dich so unter Druck setze.«
    »Ich weiß nicht, worauf du anspielst.«
    Natürlich wusste er ganz genau, was ich meinte: Ich wollte, dass es ihm besserging, dass er sich Mühe gab, dass er sich seinen Dämonen stellte und – damit nicht genug – einen Serienmörder schnappte.
    »Stürz dich wieder in die Arbeit, Billy.«
    »Hör endlich auf, mir zu sagen, was ich tun soll.«
    Wir lachten und legten auf.
    * * *
    Tags darauf ging Dathi allein zur Schule. Überhaupt verlief der Morgen gerade so, als wäre es nie anders gewesen: Wir frühstückten gemeinsam, um zehn nach acht machte Dathi sich auf den Weg zur Bushaltestelle, um zehn vor neun verließ ich mit Ben das Haus, und Mac ging kurz nach mir in sein neues Büro, sodass ich bei meiner Rückkehr um Viertel nach neun das Haus für mich allein haben würde.
    Nur dass ich heute nicht nach Hause ging. Auf dem Rückweg keimte mein Interesse abermals auf – oder meine Obsession oder Paranoia -, als ich sah, wie die drei Musketiere die Smith Street hinunterschlenderten. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund nahm ich an diesem Morgen Anstoß an ihrer morgendlichen Routine. Wieso hatte ihr Alltag etwas von einem Schweizer Uhrwerk, wo man sie beim besten Willen nicht als ganz normale Durchschnittsbürger bezeichnen konnte? Darüber hinaus strahlten sie eine Selbstzufriedenheit aus, die sie, wie ich spürte, nicht verdienten.
    Morgen für Morgen marschierten sie um neun Uhr die Smith Street hoch. Punkt zwölf Uhr mittags gingen sie die Smith Street hinunter in Richtung St. Paul’s.
    Was machten sie in der Zwischenzeit?
    Und was hatten sie eigentlich mit Pater X, seiner Kirche und den Dekkers zu schaffen?
    So blieb ich kurz stehen, schaute den nach Nikotin riechenden Burschen hinterher und folgte ihnen.
    Irgendetwas an ihnen störte mich gewaltig und brachte mich dazu, auch dem kleinsten Verdacht nachzugehen. Mir ging es nicht nur darum, die Mordfälle zu lösen, sondern auch um Billys Wohlergehen. Es reichte nicht, dass George und La-a seinen Namen auf mein Drängen hin von der Liste der Verdächtigen gestrichen hatten. Es würde erst Ruhe geben, wenn er über jeden Zweifel erhaben war.
    Sie überquerten die Pacific Street, marschierten an einer Schülerlotsin in orangefarbener Weste vorbei und nickten ihr im Vorbeigehen zu.
    »Hi, Jungs«, hörte ich sie sagen.
    An der Atlantic Avenue bogen sie nach Osten ab. In diskretem Abstand folgte ich ihnen und erreichte ebenfalls die Atlantic. Genau diese Strecke fuhr Dathis Bus ab, der B63. Die Musketiere blieben vor der Haltestelle stehen und warteten. Nahmen sie morgens auch immer den B63? Was, wenn Dathi sich irgendwann mal verspätete und in denselben Bus wie sie stieg? Der Gedanke ließ mich schaudern. Ich musste erfahren, was sie taten.
    Ganz beiläufig blieb ich ein paar Meter vor der Haltestelle stehen und tat so, als wäre dies das Normalste der Welt. Die drei jungen Männer redeten in einem fort. Es gelang mir, Bruchstücke ihrer bemerkenswert geistlosen Unterhaltung aufzuschnappen: Mit Hingabe diskutierten sie über Schnürsenkel und Doppelknoten, anschließend über Ketchup und darüber, wie oft man die Flasche schütteln musste, bis etwas herauskam. Gerade als ich anfing, sie gar nicht mehr so grässlich zu finden, entfernte sich der Größte von seinen Kameraden und stellte

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