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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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dunklen Augenringen. Ich verkniff mir ein Lächeln und senkte den Blick in der Hoffnung, dass er mir keine Fragen stellte. Vermutlich forderte man mich irgendwann auf, meinen Ausweis vorzuzeigen. Ohne gültige Papiere erhielt man kein Methadon. Da die Süchtigen sich hier nur anstellten und eintrugen, lag der Verdacht nahe, dass sie sich bei der Ausgabe der Tagesdosis ausweisen mussten. So weit würde ich das Spiel allerdings nicht treiben.
    Ich nahm den Stift und trug mich ein. Nicht mit meinem echten Namen, sondern als Janice Doen. Ich schrieb in Zeitlupentempo, um mir die Namen der drei Musketiere einzuprägen.
    Marty Brilliant.
    Iggy Black.
    Jose R. Seraglio.
    Auf dem Weg nach draußen wiederholte ich stumm ihre Namen. Auf dem Bürgersteig nahm ich mein Smartphone zur Hand und schickte eine Mail mit den drei Namen an mich. Anschließend verstaute ich das Handy in meiner Tasche und marschierte die Classon Avenue hinunter bis zur überdachten Bushaltestelle, wo ich mich unterstellte. Dass weit und breit kein Mensch zu sehen war, behagte mir gar nicht. In dem Moment rief jemand meinen Namen.
    »Karin! Was haben Sie denn hier zu suchen?«
    Ich hob den Blick und brauchte einen Moment, bis ich die Frau wiedererkannte.
    »Mary. Tai-Chi. Richtig?«
    »Na, den Job habe ich wenigstens noch.«
    Wir lächelten verlegen. Begleitet wurde Mary von einem großen dunkelhäutigen Teenager mit einem Anflug von Oberlippenbart und einer schräg sitzenden Wollmütze. Ein Schwall eisiger Luft veranlasste sie, sich ebenfalls unterzustellen. Obwohl wir uns kaum kannten, ließ uns die Kälte zusammenrücken.
    »Sie haben Ihre anderen Jobs verloren?« Ich entsann mich, dass sie bei unserer ersten Begegnung von drei Stellen gesprochen hatte.
    »Ja, zwei innerhalb von einer Woche. Und Fremont hier sucht eine Teilzeitstelle, aber für Teenager gibt’s nicht viel.« Während mein Blick von ihr zu ihm wanderte, packte sie die Gelegenheit beim Schopf und stellte ihn mir vor. »Mein Sohn, Fremont. Das ist ...«
    »Karin.«
    Wir nickten einander zu.
    »Fremont hat heute schulfrei«, erklärte Mary. »Lehrersitzung oder so etwas ...«
    Der Bus kam, und wir stiegen ein.
    Auf der Fahrt zu meiner Haltestelle, die sich direkt vor dem CVJM befand, erfuhr ich, dass Mary alleinerziehende Mutter und Fremont ihr einziges Kind war. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, aber ich hatte den Eindruck, dass sie nie verheiratet gewesen war, zumal Billy mir von ihrer sexuellen Neigung erzählt hatte. Aber auch wenn sie lesbisch war, hieß das noch lange nicht, dass es in ihrem Leben nie einen Mann gegeben hatte. Laut Mary hatten sie und Fremont schon vor der Sanierung in Prospect Heights gewohnt. Damals musste es in diesem Viertel wirklich schlimm gewesen sein, denn während meiner Stippvisite dort war mir nicht aufgefallen, dass man irgendein Gebäude verschönert hatte.
    »Und ... was hat Sie zu uns rausgeführt?«, wollte Mary erfahren, nachdem wir ausgestiegen waren. Wir blieben auf dem Gehweg stehen, während der Bus sich wieder in den Verkehr einfädelte.
    »So eine Art von informeller Ermittlung«, antwortete ich.
    Meine kurze Erwiderung reichte, um Marys Interesse zu wecken. »Ich habe all diese Berichte in den Nachrichten verfolgt, weil ich ein echtes Faible für wahre Verbrechen habe. Ich verschlinge alle Artikel, die mir in die Hände kommen, und manchmal lese ich sogar Bücher zu diesem Thema.«
    »Die sie versteckt, sobald wir Besuch kriegen«, fügte Fremont hinzu.
    »Viele Leute finden es merkwürdig, wenn man sich für so etwas interessiert«, erklärte Mary. »Keine Ahnung, warum ich darauf stehe, aber ich kann es nicht ändern.«
    »In dem Fall kennen Sie vielleicht auch meine Geschichte.« Ehe ich mich’s versah, erzählte ich ihr von meiner ersten Familie und was ihr zugestoßen war, obwohl ich darüber normalerweise nicht mehr sprach. Mary hakte sich bei Fremont unter, lauschte andächtig und zog ihn an sich heran, als ich endete. Tränen verschleierten ihren Blick, und sie schlang den anderen Arm um mich, als wären wir alte Freundinnen.
    »Hören Sie«, sagte ich und rückte von ihr ab. »Es mag verrückt klingen, aber falls Sie gleich wieder loslegen möchten und es nicht unter Ihrer Würde ist, hätte ich vielleicht einen Job für Sie. Eigentlich handelt es sich um zwei Jobs: Jemand muss nachmittags auf meinen Sohn aufpassen, er ist fast vier, und Mac, mein Mann, braucht morgens jemanden fürs Büro. Er ist Privatdetektiv.«
    Mary strahlte

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