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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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diese Ermittlung kein Ende zu nehmen schien, wirkte die Atmosphäre auf mich fast ein bisschen zu normal. Der Gedanke, wie viele Polizisten auf die Gewalt reagierten, mit der sie Tag für Tag konfrontiert waren, behagte mir gar nicht. Auf der anderen Seite wusste ich aus eigener Erfahrung, dass man ein dickes Fell brauchte, um in diesem Job zu überleben. Man musste sich einreden, dass die Brutalität an einem abperlte, dass die eigene Familie einem Rückhalt bot. Ein Blick auf die Fotos mit den lächelnden Gesichtern genügte, um für einen Moment aus der grausamen Realität zu flüchten, mit der man im Job permanent konfrontiert war. Obwohl ich ihnen am liebsten klargemacht hätte, dass sie sich etwas vormachten, dass sich – wie ich am eigenen Leib erfahren hatte – niemand in Sicherheit wähnen konnte, sah ich davon ab, ihnen ihre Illusionen zu nehmen. Billy hingegen war längst über diesen Punkt hinaus. Sein Glaube an die eigene Unbezwingbarkeit hatte sich in dem Moment als Trugschluss erwiesen, als die Frau, die er liebte, versucht hatte, ihn zu töten.
    La-a saß am hinteren Tischende vor einem Schreibtischcomputer. Mit diesem vermeintlich »sicheren« Rechner wurde hauptsächlich in passwortgeschützten Datenbanken recherchiert. Allem Anschein nach war La-a beim Friseur gewesen, und plötzlich fiel mir ein, dass heute Freitag war und sie seit Jahr und Tag an diesem Wochentag abends mit Freunden oder ihrer Familie ins Restaurant oder Kino ging.
    Sie schaute vom Bildschirm auf und sah, dass ich hinter Billy, der mich in der Lobby abgeholt hatte, durch das Besprechungszimmer ging.
    »Hallo, Karin!« Zur Abwechslung schwang in ihrer Begrüßung kein sarkastischer Unterton mit. Entweder fühlte sie sich schuldig, weil sie sich im 72. Revier mit George gegen Billy verschworen hatte, oder sie hatte ausnahmsweise mal keine Lust, mir auf die Nerven zu gehen.
    Billy und ich gingen zu ihr hinüber. Wie sich herausstellte, durchsuchte sie gerade das VICAP, das Violent Criminal Apprehension Program. In dieser Datenbank speicherte das FBI alle Informationen über Gewaltverbrechen, damit Ermittler im ganzen Land schnell darauf zugreifen konnten. Ich selbst hatte das VICAP stundenlang nach dem Domino-Killer durchforstet, ohne zu ahnen, dass er in meinem Heim sein Unwesen trieb. Als könnte sie meine Gedanken lesen, klickte La-a schnell eine andere Registerkarte an und öffnete die Website von Zappos, einem Online-Modeshop.
    »Falls ihr jetzt Mittagspause macht, würde ich mich euch anschließen«, sagte sie.
    »Dauert noch einen Moment.« Billy schnappte sich einen Stuhl und setzte sich neben sie. »Darf ich mal ran?«
    »Nur zu.« La-a gähnte und riss dabei den Mund so weit auf, dass man eine Goldkrone sehen konnte. »Ich komme eh nicht weiter.«
    Ich stellte mich so hin, dass ich den Monitor besser sehen konnte, ließ mich jedoch von ein paar Fotos ablenken, auf denen Fußabdrücke auf Kies, Schnee, harter Erde und im Morast abgelichtet waren.
    Billy, dem mein neugieriger Blick nicht entging, sagte: »Pats Abdrücke ... an fast allen Tatorten.«
    »Konntet ihr ihm eine Verbindung nachweisen?«
    »Ich hätte den Mund halten sollen.« Während wir sprachen, loggte Billy sich in die Criminal Records Section -Datenbank ein – kurz CRS genannt -, wo jeder polizeiliche Vorgang, egal ob Leibesvisitation, Verhaftung oder die Punkte im zentralen Verkehrsregister, dokumentiert wurde. Man musste nur einen Namen eingeben und dann warten, was das System ausspuckte. »Wie unser Täter hat er Schuhgröße 10. Mehr wissen wir nicht.«
    »MR 1123.« La-a verdrehte die Augen. Ein paar der anderen Ermittler begannen zu kichern.
    »Zu dumm, dass Pat auf ein topaktuelles Modell von einem angesagten Turnschuhhersteller steht«, erklärte Billy. »New Balance MR 1123. Die hat unser Täter an fünf von elf Tatorten ebenfalls getragen ... und manchmal Stiefel von Clarke’s.«
    »Die Patty Scott nicht besitzt«, merkte La-a leicht frustriert an. Würde sie jetzt Billys Schuhe in Augenschein nehmen? Wie es aussah, ließ sie sich in meiner Gegenwart nicht dazu hinreißen. Da sie seit Ewigkeiten mit Billy zusammenarbeitete, hätte sie eigentlich wissen müssen, dass jemand von seiner Statur größere Füße als Patty Scott hatte.
    »Das muss noch gar nichts heißen«, fand ich. »Was, wenn er sie in einem Schließfach am Busbahnhof deponiert hat? Oder -«
    »Immer mit der Ruhe.« Billy warf mir einen erbosten Blick zu.
    »Tut mir

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