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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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auskommt. Das ist natürlich Quatsch, ich meine mit weniger Leuten und mehr Einsatzkraft zum Beispiel!“
    „Mehr Einsatzkraft ist gut“, sagte der Beamte lächelnd. „Hast du das gehört, Paul?“ Und zu den Kindern: „Ihr denkt wohl, wir machen uns hier einen ganz gemütlichen Lenz, was? Sitzen den ganzen Tag rum, spielen Karten und lesen Micky-Maus-Hefte, hm? Und wenn es mal brennt, dann schicken wir ein paar Mann mit ‘nem Löschfahrzeug los und sagen noch, sie sollen sich man nicht so beeilen, damit sie keinen Herzinfarkt kriegen, wie? Nee, meine Lieben, so ist das keinstenfalls. Wenn wir einen Brand bekämpfen, dann setzen wir uns ein mit unserer ganzen Kraft, dann wird auch die letzte Reserve aus unserm Körper herausgepumpt. Da kann es sich keiner leisten, im Schongang zu arbeiten. Also mehr Einsatzkraft, wie du dich ausdrückst, ist nicht drin. Den Zahn laß dir ziehen.“
    „Na ja“, das war ja auch nur ein Beispiel“, sagte Karl. „Daran sollten Sie erkennen, um was für Probleme es uns geht.“
    „Um auf den Boden der Realität zurückzukommen“, nahm Egon jetzt wieder das Wort, „was kostet also so ein Brand?“
    Der Beamte hob die Schultern.
    „Das kann ich dir nicht sagen. Da müßte ich schon Genaueres wissen: ob es ein großer Brand ist, ob wir mit einem Fahrzeug oder mit zwei, drei, vier oder sogar fünf Fahrzeugen ausrücken und löschen müssen, und wie lange es dauert, bis wir ,Feuer aus!’ melden können, versteht ihr? Davon hängen nämlich die Kosten ab.“
    „Konstruieren wir doch einfach mal einen Fall“, schlug Guddel vor. „Sagen wir mal, da brennt irgendwo so ‘n Stück Heide oder Grasland rum, und Sie kommen mit zwanzig, dreißig Mann und einem Fahrzeug an und haben in zwei Stunden alles gelöscht. Das müßte sich doch berechnen lassen.“
    Der Mann schaute Guddel ins Gesicht und kniff die Augen zusammen.
    „Grasland?“ sagte er. „Meines Wissens hatten wir da neulich erst so einen Fall, in Lesum, glaub’ ich. Habt ihr vielleicht was damit zu tun?“
    „Wie kommen Sie denn darauf?“ rief Karl. „Sehn wir etwa aus wie Lesumer? Wir sind doch von hier gebürtig. Aber wenn Sie schon mal einen echten Fall haben, können Sie uns ja die Kosten vorrechnen, dann ist es so richtig aus dem Leben gegriffen und nicht bloß graue Theorie.“
    Der Mann nahm eine Akte vom Schrank und blätterte darin herum.
    „Ja“, sagte er, „da ist es schon! Grasbrand in Grambke. Zwei Fahrzeuge, zweiundzwanzig Mann, zwei Stunden. Das macht nach der neuen Gebührenordnung, Moment, hier ist sie, hundert Mark in der Stunde für jedes Fahrzeug, das wären schon mal vierhundert Mark, und zwanzig Mark in der Stunde für jeden Mann, das sind achthundertundachtzig Mark, insgesamt also die Kleinigkeit von eintausendzwei-hundertundachtzig Mark, ein nettes kleines Sümmchen, wenn man es selber bezahlen muß.“
    „Das kann man wohl sagen“, flüsterte Karl erschrocken. „Ich hätte nie geglaubt, daß so ‘n bißchen lumpiges Gras so teuer ist!“
    Er blickte Egon an und hob hilflos die Schultern.
    Guddel, hellhörig, wie es sich für einen Dichter gehört, hatte von der Antwort des Mannes auch den Nebensatz verstanden. Nun hakte er da ein und fragte: „Muß man’s denn selber bezahlen? Oder wie ist das eigentlich?“
    „Je nachdem“, antwortete der Beamte. „Wenn Brandstiftung vorliegt, auf jeden Fall. Sonst geht es zu Lasten der Stadt.“
    „Ist ja eigentlich auch klar“, rief Egon. „Bei einem Blitzschlag kann man ja schlecht jemanden “Zur Kasse bitten! Vielen Dank, ich glaube, wir sind jetzt ‘ne Ecke klüger.“
    Sie gingen nach draußen, bestiegen wortlos ihre Fahrräder und fuhren zurück.
    „Mensch“, sagte Karl nach einigen Minuten des Schweigens, „das nenn’ ich aber einen stolzen Preis! Wenn mein Alter den für mich zu bezahlen hätte, würde er mich ungespitzt in den Boden hauen.“
    „Aber nun denkt erst mal an die armen Italiener!“ sagte Egon. „Die können doch so eine Summe gar nicht aufbringen. Das wirft sie doch um Jahre zurück! Nee, du, ich möchte jetzt nicht in Teresas Haut stecken, die hat ‘ne schlimme Zeit vor sich!“
    Sie schwiegen wieder und dachten darüber nach, wie sie Teresa vor dem Zorn ihres Vaters schützen könnten. Guddel fuhr vorn. Auf einmal bremste er so scharf, daß Karl, der darauf natürlich nicht vorbereitet war, ihm ins Hinterrad fuhr und umkippte.
    „Wie nenn’ ich denn das!“ rief er verärgert. „Um Haaresbreite hätte der

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