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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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holen den ganzen Krempel ab.“
    „Ja, kommt nur“, sagte Frau Gensler, „vormittags oder nachmittags, wie ihr Zeit habt. Aber ich fürchte, da oben ist mehr als ein Handwagen voll.“
    „Das macht uns kaum die Hälfte“, sagte Karl bescheiden. „Für Sie zu arbeiten ist das reinste Vergnügen.“
    Als sie wieder auf den Rädern saßen und nach Hause radelten, sagte Guddel: „Ist ja eigentlich gemein von uns. Frau Genslerhält uns jetzt für ein paar ganz besonders edle Knaben, und dabei haben wir doch nur den eigenen Vorteil im Auge und denken an unseren Verdienst auf dem Flohmarkt.“
    „Was ist daran gemein?“ rief Karl. „Du mußt der Sache nüchtern ins Auge blicken. Für sie sind die Dinge wertlos, wir aber können sie zu Geld machen und so eine Familie vor dem Untergang bewahren.“
    Bevor sie sich trennten, ernannten sie Egon zum Kassenwart, vertrauten ihm die dreißig Mark an und verpflichteten ihn dazu, über sämtliche Einnahmen sorgfältig Buch zu führen und das Geld sicher zu verwahren.
     
    Am Morgen des folgenden Tages liehen sie sich einen großen Tischlerwagen von Herrn Hanik, ihrem Nachbarn, und zogen los, um das Gerümpel von Frau Genslers Dachboden zu holen. Sie fanden drei Holzkohlebügeleisen, einen seidenen Lampenschirm mit schwarzen Fransen, einen schweren runden Eichentisch mit gedrechselten Beinen, eine Kommode mit zweiunddreißig Ausziehfächern, eine über hundert Jahre alte Bibel, zwei Zinkbadewannen, einen großen Stapel staubiger Bücher, einen Berg alter Schuhe, eine mit Eisen beschlagene Kiste, wie sie Seefahrer in früheren Zeiten mit auf die Reise nahmen, über fünfzig Delfter Wandfliesen in Weiß und Blau, zwei walzenförmige Ledertaschen, eine lange Pferdepeitsche, eine grüngelbe Schützenvereinsfahne, zwei Paar rostige Schlittschuhe, vier große Wandbilder mit kitschigen Landschaften und Schnörkelrahmen und noch eine Menge kleinerer Dinge, wie Porzellanbehälter mit den Aufschriften Mehl, Zucker, Grieß usw., fleckig gewordene Eßbestecke, Nippesfiguren und ähnliches. Das Wertvollste aber waren neben der Kommode mit den vielen Fächern und der alten Wanduhr aus Frau Genslers Wohnzimmer sicherlich eine gut erhaltene weinrote Polstergarnitur und eine Schreibmaschine, auf der man nur mit einem Finger tippen konnte, nachdem man zuvor eine bewegliche Nadel so eingestellt hatte, daß sie auf den gewünschten Buchstaben wies.
    „Ich bin ja so froh, daß die alten Sachen endlich aus dem Haus kommen!“ sagte Frau Gensler.
    Dreimal mußten sie fahren, und jedesmal war der Wagen hoch bepackt. Mit der letzten Fuhre holten sie die Kommode, das Plüschsofa, einen Sessel und den Regulator. „He, Jungs!“ rief ihnen in der Lüßumer Straße ein junger Mann zu, der sie auf seinem Fahrrad überholte. „Wollt ihr das alles wegschmeißen?“
    „Nee“, antwortete Karl, „verkaufen gegen Höchstgebot!“
    „Verkaufen?“ rief der Mann. „Meint ihr, daß ihr das Gerümpel noch jemandem andrehen könnt?“
    „Aber ja“, sagte Egon. „Die Nachfrage danach ist so groß, daß wir mit unseren Lieferungen gar nicht nachkommen können. Für diese Uhr hier zum Beispiel hat uns ein Studienrat, der was von Uhren versteht, ein gelehrtes Haus, wie man so sagt, also der hat uns dafür... wieviel hat er uns eigentlich dafür geboten, Karl?“
    „Dreihundert Mark“, sagte der, ohne nachzudenken, „und ‘ne Kiste Maroc-Apfelsinen dazu, weil er Beziehungen zum Fruchthof hat.“
    „Dreihundert Mark?“ rief der Mann. „Das könnt ihr einem erzählen, der seine Hosen mit der Kneifzange anzieht! Überlaßt sie mir, ich zahle euch fünfzig Mark bar auf die Hand.“
    „Nee, nee“, wehrte Karl ab, „kein Geschäft zu machen. Wir sind genau informiert darüber, was man für Uhren dieser Qualität bezahlt. Gucken Sie sich doch das gute Stück mal an! Das hat noch sämtliche Zeiger, und das Dings da, das Perpendikel, ist auch noch dran. Wenn man die ein bißchen ölt und schüttelt, kommt sie vielleicht sogar wieder in Gang.“
    „Ach, sie geht gar nicht!“ rief der Mann und tat, als hätte er jetzt jegliches Interesse an der Uhr verloren. „Und dann wollt ihr fünzig Mark dafür haben?“
    „Irrtum“, sagte Karl ruhig, „fünfzig Mark wollen Sie zahlen, wir wollen dreihundert haben.“
    Guddel flüsterte Karl zu, daß er die Uhr doch um Himmelswillen verkaufen solle, fünfzig Mark sei eine Menge Geld, mit soviel hätten sie doch gar nicht gerechnet. Aber Karl schüttelte den

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