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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Jungen fragend an. „Wir sind die drei Freunde aus der Zeitung“, sagte Karl, „und möchten gern Herrn Dr. Gregant sprechen.“
    „In welcher Angelegenheit bitte?“
    „In einer sehr wichtigen“, rief Egon, „aber das werden wir ihm schon selbst sagen, wenn du uns reinläßt, mein Kleines.“
    Das Mädchen wurde rot und führte nun die Besucher über einen großen dämmerigen Korridor in einen davon abzweigenden Gang und klopfte an eine Tür. Zehn Sekunden später standen sie in einem mit Büchern und Akten vollgestopften Raum einem Mann gegenüber, der in einem schwarzen Ledersessel saß, eine Zigarre rauchte und dabei in einer Zeitschrift blätterte.
    „Aha“, begrüßte er sie, „das dürften die jungen Freunde sein, die alle Arbeiten verrichten, stimmt’s?“ Und als Egon nickte, fuhr er fort: „Kommt her, setzt euch! Da auf dem Sofa habt ihr alle Platz. Guten Tag zusammen! Evchen, bring den jungen Gästen etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu knabbern.“ Er gab ihnen die Hand und sah sie prüfend an. „Tja“, sagte er dann, „worum es geht, wißt ihr ja schon. Ich muß nach London und brauche jemanden, der sich um meine drei Strolche kümmert. Das ist nicht ganz leicht, denn die sind nicht von der ruhigen Sorte. Darum freue ich mich eigentlich, daß ihr noch so jung seid und sicherlich auch gute Nerven habt. Die braucht man unbedingt im Umgang mit Volker, Sven und Axel. Auf der andern Seite fürchte ich allerdings, daß ihr, weil ihr eben noch so jung seid, nicht recht mit ihnen fertig werden könntet. Die haben nämlich einen eigenen Schädel, müßt ihr wissen, und der ist ziemlich dick. Aber na ja, wenn nicht alles so läuft in den drei Tagen, wie es laufen sollte, ist es auch nicht so schlimm, Hauptsache, den Kindern passiert nichts und das Haus brennt nicht ab. Prost, meine Lieben, trinken wir auf ein gutes Gelingen!“
    Jetzt erst kam Karl der Dicke dazu, auch etwas zu sagen. Er räusperte sich, trank noch einen Schluck, steckte einen Schokoladenkeks in den Mund und sagte: „Wir werden mit Ihren Herren Söhnen schon zurechtkommen. Wir sind alle drei sportlich und haben ein ausgesucht fröhliches Gemüt.“
    „Na“, sagte Herr Gregant lächelnd, „hoffentlich habt ihr das auch noch, wenn die drei Tage herum sind! In meinem alten Vater, der auch im Haus sein wird, wenn ihr dort seid, habt ihr leider keine große Hilfe. Er ordnet zwar allerlei Vernünftiges an, läßt sich aber von den drei Banditen um den Finger wickeln und kann sich nicht durchsetzen. Sagt mal“, unterbrach er sich, „dürft ihr denn überhaupt drei Tage lang von zu Hause wegbleiben und da in Meyenburg wohnen und schlafen?“
    „Das versteht sich am Rande“, sagte Karl, „unsere Eltern freuen sich jetzt schon auf unsere Abwesenheit. Sie müssen sich ja auch mal erholen.“
    Dr. Gregant lachte.
    „Na, dann ist ja alles in Ordnung“, sagte er. „Hier gebe ich euch die Adresse, damit ihr das Haus auch findet, und wünsche euch Hals- und Beinbruch für euren Job. Vorstellen kann ich euch die Rangen leider nicht, sie sind heute zu Gast bei ihrer Großmutter, die Arme hat Geburtstag. Wenn ihr es verhüten könnt, daß Scheiben zu Bruch gehen, Nägel in die Möbel geschlagen und der Opa umgebracht wird, zahle ich jedem von euch zwanzig Mark pro Tag. Seid ihr damit einverstanden?“
    „Wenn freie Kost und Wohnung dazukommen, gehen wir auf den Handel ein“, sagte Karl.
    Herr Gregant stand auf, gab ihnen die Hand und geleitete sie zur Tür. „Das Haus findet ihr übrigens ganz leicht, es ist das, aus dem das lauteste Geschrei tönt!“
    „Ich glaube, wir haben da ein paar sehr liebenswerte Zeitgenossen zu beaufsichtigen“, sagte Egon, als sie durch den Bürgerpark auf den Bahnhof zuwanderten, „und sollten uns auf das Schlimmste einrichten.“
    „Ph!“ machte Karl. „Der Alte übertreibt doch! Die Kinder sind sieben, acht und neun Jahre alt. Kannst du dir vorstellen, daß die uns auf der Nase rumtanzen? Ein Blick von uns aus unsern meerblauen Augen, und sie sitzen da wie angenagelt und rühren keinen Finger mehr. Der Großvater ist wahrscheinlich zu gutmütig und mag ihnen nichts verbieten. Aber wir können doch streng durchgreifen, ohne daß es uns das Herz bricht.“
     

 
    Als Egon nach Hause kam, sah er den Lieferwagen seines Onkels auf der Straße stehen, und bevor er noch die Haustür ganz geöffnet hatte, schoß ihm ein schwarzweißes Etwas entgegen, sprang an ihm hoch und kläffte ohrenzerreißend.

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