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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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brauchen v/ir uns mit der Zeitung nicht so zu beeilen. Ist ja irgendwie ein dummes Gefühl, sich vorzustellen, wie der jeden Morgen zu seinem Briefkasten rennt, um unsere Zeitung reinzuholen, und immer wieder aufs neue enttäuscht wird.“
    „Ich glaube, aus der ganzen Zeitung wird nichts mehr“, sagte Egon.
    „Wäre ja auch dumm von uns, ehrlich, unsere kostbare Zeit damit zu verplempern, Nachrichten zu sammeln, wo wir doch wahrhaftig Wichtigeres zu besorgen haben.“
    „Nun man nicht gleich so endgültig!“ rief Karl. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Wenn wir das Geld für den Feuerwehreinsatz zusammengearbeitet haben, können wir uns in aller Ruhe unserem Zeitungsprojekt zuwenden. Und weil wir dann einen Sack voller Erfahrungen mit uns herumschleppen, flutscht die Sache uns nur so von der Hand.“ Der Wirt machte große Augen, als Karl ihm fünf Mark auf den Tresen legte.
    „Nanu“, fragte er, „hat’s nicht geklappt mit eurer Zeitung? Das finde ich aber schade! Ich war doch schon so neugierig auf die vielen guten Nachrichten.“
    „Keine Angst“, rief Karl, „Sie kriegen Ihre Zeitung! Der Druck verzögert sich nur etwas, weil wir im Augenblick einer armen Italienerin aus der Patsche helfen müssen. Sobald wir das geschafft haben, stürzen wir uns mit geballter Kraft auf die leeren Seiten, die jetzt schon voller Ungeduld nach uns verlangen.“
    Sie kamen überein, daß sie als nächstes Teresa einen Besuch machen müßten, erstens, um ihr zu berichten, was sie schon alles verdient hätten, und zweitens, um sie einfach mal wiederzusehen.
    „Morgen mittag so gegen halb zwei?“ fragte Karl. „Wäre euch das recht?“ Dann sind ihre Eltern nicht zu Hause, und wir können ungestört mit ihr plaudern.“
    Egon und Guddel waren einverstanden.
     

 
    Teresa war tatsächlich allein zu Haus. Nicht einmal ihr Bruder Vittorio war da, er war mit der Mutter in Italien auf Urlaub.
    Teresa mußte in Deutschland bleiben, mußte kochen und die Wohnung in Ordnung halten, weil ihr Vater seinen Urlaub jetzt nicht nehmen mochte, aus Furcht, er könnte bei der gespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt die Stellung verlieren.
    „Oh, Carlo“, rief Teresa, „hast du gebracht deine Freunde wieder? Benissimo! Wie geht ihr?“
    „Och“, sagte Egon grinsend, „genauso wackelig wie vorher.“
    „Trottel!“ rief Karl. „Sie meint, wie es uns geht!“
    „Ach nee, wirklich?“ sagte Egon. „Darauf wäre ich gar nicht gekommen.“
    Teresa gab ihnen die Hand und lehnte sich dann an den Zaun.
    „Habt ihr gemacht eine Tour wieder mit eure Fahrrädern?“
    „Nein“, sagte Karl, „wir haben gearbeitet und Geld verdient
    für die Feuerwehr, verstehst du? Wenn Papa muß bezahlen, wir nehmen Geld aus Tasche und sagen: Hier, basta!“
    „Oh“, rief Teresa. „Ich dir liebe sehr, Carlo, und dir auch und dir!“
    Dabei sah sie Egon und Guddel an.
    „Du meinst, du hast die beiden gern“, schwächte Karl ab. „Lieben, weißt du, kann man nämlich nur einen. Gern haben ja, das ist drin.“
    „Was du nicht sagst!“ rief Egon. „Wenn sie ein großes Herz hat, finden darin neben deiner Überbreite auch noch zwei Normalgewachsene Platz.“ Und zu Teresa: „Wir dir lieben auch sehr, Guddel und ich!“
    „Mensch, nun schmeiß dich doch nur nicht so an!“ zischte Karl. „Teresa fühlt sich schon an mich gebunden, das mußt du doch begriffen haben! Liebe will wachsen, da kann man nicht einfach ‘n bißchen dumm rumquatschen und dann schon meinen, man hätte wer weiß was für einen Eindruck gemacht! Halte dich zurück, und begnüge dich damit, daß sie dich nicht gerade abstoßend findet, vielleicht sogar ganz nett. Das ist doch mehr als du erwarten kannst. Wenn ich so ein Gesicht hätte wie du, würde mich das überglücklich machen.“
    Während Karl seinem langen Freund auf diese zarte Art klarmachte, wie er sich das Verhältnis zwischen ihm und Teresa vorstellte, hatte Guddel es anders angefangen. Er hatte der Italienerin sein Rad gegeben und sie aufgefordert, mal darauf zu fahren. Dabei war es zu einem kleinen Unfall gekommen, weil Teresa im Eifer vergessen hatte, daß es ein Jungenrad war und eine Querstange besaß. Guddel half ihr nun beim zweiten Versuch. Er lief ein Stück neben ihr her und schob sie in Gang.
    „Nun guck dir den Guddel an“, rief Egon, „der macht es richtig! Der hält sich nicht mit großen Reden auf. Sieh doch nur, wie hilfsbereit er neben deiner heißgeliebten Teresa herwetzt! Du sollst sehen,

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