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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Augen prüfend an und antwortete nichts. Die Jungen standen hilflos da, zupften an ihren Hemden und warteten. Das ist ja ein schöner Empfang, dachte Karl. Der ist ja schlimmer, als ich fürchtete. Und von so was stamme ich ab! Geradezu blamabel! Guddel und Egon werden mich ganz schön aufziehen, wenn wir diesen Mottenkasten wieder verlassen haben.
    Aber weil Karl ein Kämpfer war, der nicht gleich die Flinte ins Korn warf, beschloß er, einen zweiten Annäherungsversuch zu machen. Ich werde den sonderbaren Opa mit Liebenswürdigkeit schlagen, dachte er. An meinem Charme werden alle seine Pfeile stumpf. Und schon ging er auf seinen Opa zu und streckte ihm die Hand entgegen.
    „Gut siehst du aus“, sagte er dabei, „genauso, wie Mutter dich beschrieben hat. Du hast dich ganz prima gehalten. Einfach toll!“
    Diese Worte schienen den alten Herrn aufzutauen. Er schüttelte Karl die Hand und nickte auch Guddel und Egon freundlich zu.
    „Ihr seid also auf der Durchreise“, sagte er mit einem feinen Lächeln. „Nett von euch, daß ihr zu mir kommt! Ihr habt es hoffentlich nicht so eilig?“
    „Nein, nein!“ versicherte Karl. „Zeit haben wir genug. Die Ferien dauern noch fast vier Wochen.“
    „Na, dann kommt es euch wohl auf zwei, drei Tage nicht an, was? Wenn ihr mögt, könnt ihr nämlich bei mir übernachten und mir ein bißchen helfen bei meinen Sammlungen.“
    „Das machen wir!“ rief Karl und sah sich triumphierend nach seinen Freunden um. „Wenn’s weiter nichts ist!“ Dieser alte Knabe schien doch ein ganz patenter Kerl zu sein. Anfangs war er wohl nur deshalb so komisch, weil er nicht wußte, mit wem er es zu tun hatte.
    „Wo habt ihr eure Räder?“ fragte Opa Hameln nun.
    „Vor dem Haus“, antwortete Egon.
    „So, dann geht ‘runter und stellt sie unten in den Flur. Wenn ihr von dem Gepäck etwas brauchen solltet für die Nacht, müßt ihr es herauftragen. Ich werde inzwischen meine Haushälterin anrufen, damit sie noch mal ‘rüberkommt und euch was zu essen macht. Wer mit dem Rad unterwegs ist, hat doch den ganzen Tag Hunger, stimmt’s? Ich kenne das, ich bin früher auch oft mit dem Rad gefahren. Also los, holt die Räder herein!“
    Die Jungen strahlten sich an und verließen das Zimmer, während Herr Mertens auf das Telefon zurollte.
    „Dein Opa ist Klasse“, sagte Egon zu Karl, als er neben ihm die steile Treppe hinunterging. „Anfangs glaubte ich ja. er würde uns mit seinem Rollstuhl übern Haufen fahren, aber das war wohl nur das erste Mißtrauen.“
    „Der Mann hat in seinem Alter aber noch ein phantastisches Hobby“, sagte Guddel.
    Sie trugen gemeinsam die Räder in den Flur und gingen wieder nach oben.
    Opa Hameln stand mit dem Rollstuhl unter der gewaltigen Palme und zeigte ihnen den Weg ins Eßzimmer.
    „Frau Kiefer kommt sofort“, empfing er sie, „wir können schon Kaffee oder Tee kochen, dann geht es schneller.“ Das Eßzimmer war heller als der Flur und das Zimmer mit den Tieren. Dennoch unterschied es sich von anderen Eßzimmern auffällig. Dem hohen Fenster gegenüber hingen hölzerne Masken an der Wand, bemalte und unbemalte, grimmige und freundliche. Der Tisch bestand aus einer Scheibe, die aus einem mächtigen Baum herausgesägt war und einem dünneren Baumstumpf wie die Kappe eines Pilzes auflag. Ihre Oberfläche war geglättet, rundum aber war sie vielfach gezackt und gerundet. Als Sitzgelegenheiten dienten kamellederne Orientkissen.
    „Nehmt Platz“, sagte Opa Hameln, lächelte über die erstaunten Augen seiner Gäste und rollte an ihnen vorbei in die Kochnische, die hinter einem Perlenvorhang verborgen war. „Ich setze schon einen Kessel Wasser auf den Herd.“ Kaum hatten die drei sich auf den Kissen niedergelassen, da polterte Frau Kiefer herein. Sie schneuzte sich schmetternd, gab den Jungen reihum die Hand und deckte in wenigen Augenblicken den exotischen Tisch.
    „Ihr seid also die Herren Radfahrer aus Bremen“, sagte sie. „Schön, daß ihr da seid! Ich bin Frau Kiefer, ihr dürft aber ruhig Tante Anna zu mir sagen. Ich mache euch schnell einen Pfefferminztee, nach schwarzem Tee könnt ihr ja nicht schlafen. Und dann habe ich hier einen wunderbaren Magerkäse, der nicht so schwer im Magen liegt. Der Herr Professor liebt ihn über alles.“ Sie rauschte hinter den Perlenvorhang, um den Tee aufzubrühen.
    „Professor?“ flüsterte Egon fragend. Karl hob die Schultern.
    Während sie aßen, erzählten sie von den ersten Tagen ihrer Fahrt und

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