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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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bloß nicht in die Hose“, sagte Karl. „Hast du dein Feuerzeug nicht bei dir, Egon?“
    „Moment mal“, sagte der und fummelte in seiner Hosentasche herum. Plötzlich flammte das Feuerzeug auf, warf seinen flackernden Schein auf eine unheimliche Szenerie und verlosch.
    „Laß es doch brennen!“ rief Karl.
    „Guddel“, flüsterte Egon erschauernd, „hinter dir steht jemand. Ich hab’ es ganz deutlich gesehen.“
    „Nun laß doch deine dummen Witze“, flüsterte Guddel zurück.
    Da kam Tante Anna mit einer Kerze. Und nun sahen alle, daß Egon recht gehabt hatte; hinter Guddel stand tatsächlich jemand: der vermaledeite Schornstein!
    Guddel drehte den Schalter hastig herum, eine schwache
    Glühbirne tauchte den Raum in ein nebelhaft trübes Licht. Tante Anna blies die Kerze aus.
    „Auf diesem scheußlichen Boden kann man wirklich das Fürchten lernen“, sagte sie bibbernd. „Was der Professor hier aufbewahrt, gehört ins Gruselkabinett. Kommt, die Matratzen müssen da unter der Plastikdecke liegen. Aber seid vorsichtig, überall stehen afrikanische und indonesische Fallen und Fangeisen herum, mit denen sich kein Mensch auskennt und die jederzeit zuschnappen können. Wenn ich nicht solche Angst vor den Dingern hätte, würde ich sie der Sperrmüllabfuhr mitgeben.“
    „Was sitzen denn da für Vögel auf dem Balken?“ fragte Egon.
    „Vor denen brauchst du keine Angst zu haben“, beruhigte ihn Tante Anna, „die sind alle ausgestopft.“
    Egon ging vorsichtig unter dem Balken durch und sagte: „Die gucken einen ja richtig an mit ihren großen Glotzaugen.“
    Sie nahmen die Plastikdecke ab und beugten sich über die Matratzen, um sie aufzuheben. Da huschte Egon etwas Schwarzes durch die Beine und verkroch sich in einer dunklen Ecke.
    „Was war das?“ schrie er.
    „Nur eine von den widerlichen Ratten“, antwortete Tante Anna. „Hoffentlich hat das Biest in den Matratzen keine Jungen geworfen!“
    „Wenn das so ist“, sagte Guddel, „schlafen wir lieber auf unseren nassen Wolldecken. Ich habe keine Lust, mir heute nacht die Nase abknabbern zu lassen.“
    Aber Karl hatte die erste Matratze schon angehoben. „Ich wollte schon immer mal eine Ratte aus der Nähe sehen“, sagte er, „das sollen ja furchtbar intelligente Tiere sein.“
    Er sah jedoch keine. Auch unter der zweiten und dritten Matratze nicht. Vorsichtig trugen die Jungen sie in das Museumszimmer. Tante Anna bearbeitete sie gründlich mit dem Staubsauger und legte dann Wolldecken und Bettlaken darüber. Herr Mertens rollte in sein Schlafzimmer und brachte eine große orientalisch gemusterte Steppdecke, unter der die Jungen ausreichend Schutz und Wärme finden konnten.
    „Ich wünsche euch eine gute Nacht“, sagte er, bevor er hinausrollte. „Und erschreckt nicht, wenn ihr mal irgendwelche Geräusche hört. Dann machen sich die Katzen vielleicht ein wenig Bewegung, aber sie sind ganz friedlich. Meistens hört man sie auch gar nicht. Also, schlaft gut!“
    Auch Tante Anna wünschte den müden Wanderern angenehme Ruhe, zeigte ihnen noch die Toilette und verließ darauf die Wohnung.
    Die Jungen entkleideten sich und krochen unter die Decke. Egon lag in der Mitte.
    „Warum wird es denn gar nicht dunkel hier?“ fragte er. „Weil draußen auf der Straße eine Laterne brennt“, sagte Karl. „Aber wenn man die Augen zumacht, ist es ganz gemütlich.“
    „Hoffentlich schlafen die Katzen durch und trampeln uns im Schlaf nicht übers Gesicht“, sagte Egon leise.
    „Katzen sind doch keine Elefanten“, erwiderte Guddel, „und im Schlaf schon gar nicht.“
    Karl gähnte und wälzte sich herum.
    „Mein Opa ist ja bestimmt ein ausgefallener Typ“, sagte er, „aber daß er uns erlaubt, hier bei seinen Reptilien zu schlafen, bringt ihn mir menschlich näher.“
    „Hast du gehört, daß Tante Anna Professor zu ihm gesagt hat?“ fragte Guddel. „Ich denke, er war Meister bei den Wesermühlen?“
    „Er wird so ‘ne Art Hobby-Professor sein“, erklärte Egon, „so ‘n Mensch, der sich mit tausend Dingen beschäftigt und von nichts was versteht.“
    „Ist mir ganz egal, was er ist“, grunzte Karl, „ich bin satt und hab’ ein Bett, und dafür sag’ ich danke!“
    Sie drehten sich noch einigemal, rückten und schoben sich zurecht und glitten dabei unmerklich in den Schlaf hinüber. Die Marder und Füchse, die Eichhörnchen und Käuze, die Käfer und Schmetterlinge störten sie nicht mehr.
    In den Aquarien perlte das Wasser, die

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