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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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»der Jüngere« wird er manchmal bezeichnet, aber auch als Pippin I. (in seiner Eigenschaft als König) oder Pippin III. (in seiner Eigenschaft als Hausmeier). Franzosen und Engländer kennen ihn als »den Kurzen«, warum ist ungewiss. Dabei gibt es in Pippins Leben ein Ereignis, das einer Revolution gleichkommt. Als er Mitte dreißig ist, riskiert er einen Staatsstreich, und er hat damit Erfolg. So beginnt die karolingische Monarchie, auf die sich Generationen späterer Herrscher ehrfurchtsvoll berufen.
    Von Jugend an wird der Sohn des Hausmeiers Karl Martell auf den Umgang mit der Macht vorbereitet. Seine Erziehung liegt in den Händen der Mönche von Saint-Denis, deren Abt als ranghöchster fränkischer Geistlicher gilt. Als Pippin Anfang zwanzig ist (wann und wo er geboren wurde, weiß man nicht genau), fällt sein Vater zwei Entscheidungen, die sicherlich für einiges Aufsehen sorgen: Den fränkischen Königsthron, der 737 durch den Tod des Merowingers Theuderich IV. vakant wird, lässt Karl Martell unbesetzt. Und er sorgt im selben Jahr dafür, dass Pippin von Liutprand, dem König der Langobarden, adoptiert wird. Mit dem norditalienischen Herrscherhaus sind die Franken verbündet, das passt politisch. Gleichzeitig wird der Spross des Hausmeiers damit zum Königssohn, vielleicht schon ein Ausdruck weiter gehender Ansprüche auch am fränkischen Hof.
    Nach dem Tod Karl Martells im Herbst 741 kommt es wie so häufig im Frankenreich zu einem brutalen Erbstreit. Pippin hat zwei Brüder, den älteren Karlmann und den jüngeren Grifo, der aus der zweiten Ehe seines Vaters stammt. Dass Karl Martell sein Reich dreiteilen wollte (oder Grifo vielleicht sogar zum Alleinerben eingesetzt hat), halten die beiden älteren Söhne für ein Unding. Sie denunzieren Grifos Mutter als Konkubine, stecken ihn in Klosterhaft und teilen sich das Reich.
    Anscheinend sind sie sich ihrer Sache aber doch nicht sicher, denn die beiden neuen Hausmeier verständigen sich darauf, 743 wieder einen merowingischen König einzusetzen. Childerich III. hat natürlich nichts zu sagen, aber seine bloße Präsenz auf dem Thron verleiht der Reichsregierung besondere Legitimität. Die brüderliche Doppelspitze bewährt sich in diesen Jahren. Durch abgestimmte Feldzüge gegen Aquitanier, Bayern und Alamannen festigen Karlmann und Pippin ihre Position in den Randgebieten des Reiches. Ihre Machtstellung kommt der von Königen gleich.
    Neben dem Kriegführen zählt die Kirchenpolitik zu den vornehmsten Aufgaben eines mittelalterlichen Herrschers. Die Brüder vermögen auch in dieser Disziplin Zeichen zu setzen. Karlmann beruft 742 oder 743 das sogenannte Concilium Germanicum ein, auf dem er den fränkischen Kirchenführern erklärt, dass ein Angelsachse im Rang noch über ihnen steht. Es handelt sich um den altehrwürdigen Missionar Bonifatius, Erzbischof und Gesandten des heiligen Petrus. Gut möglich, dass Karlmann ähnlich über die fränkischen Geistlichen denkt wie Bonifatius. Der zeichnet in einem seiner vielen Briefe an den Papst ein dramatisches Sittengemälde: »Augenblicklich sind die Sitze in den Bischofstädten größtenteils habgierigen Laien und eingedrungenen, der Unzucht oder dem Gelderwerb frönenden Klerikern lediglich zu weltlichem Genuss ausgeliefert.« Es folgt ein langes Sündenregister, in dem zum Beispiel von Priestern die Rede ist, »die vier, fünf und mehr Beischläferinnen im Bett haben, dabei aber nicht erröten noch sich scheuen, das Evangelium zu lesen«.
    Pippin tut es seinem Bruder gleich und ruft die Bischöfe alsbald zu einer Synode in die alte Königsstadt Soissons. Unter anderem weist er die Geistlichen seines Reiches an, keine Frauen in ihren Häusern zu beherbergen, ausgenommen ihre Mütter, Schwestern und Nichten. Dass die fränkische Kirche wieder auf den Pfad der Tugend geführt wird, muss dem Papst gefallen. Belegt ist, dass Pippin bald eigene Verbindungen nach Rom unterhält, unabhängig von Bonifatius.
    Nach sechs gemeinsamen Regierungsjahren überrascht Karlmann die Franken 747 mit einer spektakulären Nachricht: Er gibt sein Hausmeier-Amt auf und zieht sich nach Italien ins Kloster zurück. Über die Gründe kann die Nachwelt nur mutmaßen: Treibt ihn die schiere Frömmigkeit? Hat Pippin einen verborgenen Machtkampf gewonnen? Oder wurde Karlmann von Gewissensbissen geplagt, weil er im Jahr zuvor mit übergroßer Härte gegen die aufständischen Alamannen vorgegangen ist, beim »Blutgericht von Cannstatt«? Es

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