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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Reetdachhütten.
    Bei seinen Missionsreden betonte Bonifatius gern die Überlegenheit der christlichen Kultur. »Wir haben Wein, Kunst und schöne Häuser, ihr dagegen nur Graupensuppe«, so etwa köderte er seine Zuhörer. Auch zeigte er ihnen gern sein Petrus-Buch. Es hatte goldene Lettern. Als hilfreich erwies sich zudem die wohl imposante Körpergröße des Mannes. Er maß etwa 1 , 90 Meter, wie die Exhumierung von Gebeinen aus dem Grab bewiesen hat.
    Immer wieder gelang es Bonifatius, Scharen von Heiden ins Taufbecken zu bugsieren. Der nordische Tann mutierte zum Umerziehungslager. Das »Altsächsische Taufgelöbnis«, verfasst am Ende des 8 . Jahrhunderts, beschreibt, wie das heilige Ritual ablief. Erst setzte sich der Konvertit bis zum Hals ins Weihwasser und tauchte dreimal unter. Er musste allem »unholdum« abschwören. Sodann folgte die Frage »Gelobistu in got alamehtigan fadaer?« (Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater?), worauf der Täufling antworten musste: »Ec gelobo in got alamehtigan fadaer.«
    All diese Aktionen verzahnte Bonifatius aufs Engste mit der Kurie in Rom. Ständig ritten seine Boten über die Alpen. Als im Jahr 731 Gregor III. auf den Stuhl Petri kam, schickte der Angelsachse dem neuen Papst sofort ein unterwürfiges Schreiben. Darin gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass es ihm »vergönnt« sein werde, auch weiterhin »des ganzen apostolischen Stuhls in frommer Unterordnung teilhaftig zu bleiben«. Lässt sich ein gehorsamerer Diener denken? Dabei lief daheim längst nicht alles glatt. Das Fernziel, auch die Sachsen zu bekehren, blieb unerreicht. Noch im Jahr 752 verwüsteten Krieger des unbändigen Stammes Dutzende von Kirchen in Hessen und Thüringen. Bonifatius musste sie mühsam wieder aufbauen lassen.

    Und auch sein dramatisches Ende in Friesland zeugt davon, wie gefährlich der Job war. Weit über den Kontinent hallte damals die Nachricht vom tragischen Tod des Missionars, der unter anderem das bedeutende Kloster Fulda gegründet hatte. Viten und Chroniken schildern das Verbrechen. Die früheste reicht fast bis an die Tatzeit heran. Nur: Was passierte wirklich? Unstrittig ist, dass der Bibelmann bei Dokkum von Bewaffneten überrascht wurde. Schon der erste Biograf, Willibald, berichtete um 760 , ein »wütender Haufen« sei in »gewaltiger Zahl mit blinkenden Waffen, mit Speeren und Schilden« ins Lager vorgerückt. Die Banditen metzelten etwa 50 Personen nieder. Danach brachen sie die Bücherbehälter der Geistlichen auf und versteckten einen Teil der heiligen Schriften im Röhricht der Sümpfe.
    Bonifatius selbst schützte sich mit einem über den Kopf gehaltenen Buch gegen die Schwerthiebe. Das jedenfalls behauptete um 825 ein Chronist. Der Tradition nach handelt es sich dabei um den »Codex Ragyndrudis«. Die Schwarte liegt heute im Domschatz von Fulda.
    Die moderne Forschung lehnt die Geschichte allerdings ab. Der Grund: Der Codex weist ungewöhnlich viele Kerbspuren auf. Wollte man die Schäden alle als Ergebnis eines Kampfes deuten, hätte der Greis »im Stile eines Kung-Fu-Kämpfers Widerstand geleistet und eine ganze Reihe von Hieben und Stichen mit Ober- und Unterkante des Codex und schließlich sogar mit dem aufgeschlagenen Buch pariert«, wie der Historiker Gereon Becht-Jördens erklärt. Das sei eine unsinnige Vorstellung.
    Also alles nur Legende? Vor einiger Zeit hat der Mordfall eine verblüffende Wendung genommen. Eine Analyse des alten Pergamentfolianten ergab, dass er mit einem Vierkantnagel komplett durchschlagen wurde. Solche »Nagelungsrituale« veranstalteten die heidnischen Germanen, wenn sie böse Dinge bannen und abwehren wollten. Der Codex könnte also wirklich in den Dunstkreis des Attentats gehören. Als plausibelste Version gilt mittlerweise folgendes Szenario: Erst töteten die Mörder den Wehrlosen, dann verstümmelten sie den »Codex Ragyndrudis« (auf dessen Deckel Kreuze prangen) und schlugen ihn in einem ihrer heiligen Haine an einen Baum. Damit hatten sie das Christentum gleichsam aufgespießt und entmachtet. Voodoo an der Waterkant.

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    Karls Vater Pippin eroberte den fränkischen Königsthron und schmiedete das Bündnis mit dem Papst.
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    Zwei Schatten fallen auf Pippin. Den einen wirft sein Vater, den zweiten, noch viel größeren, sein Sohn. Zwischen den Heldengestalten Karl Martell und Karl dem Großen bleibt nur wenig Licht übrig für Pippin, der sogar mit seinem Namen glücklos ist: Als

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