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Karlas Umweg: Roman (German Edition)

Karlas Umweg: Roman (German Edition)

Titel: Karlas Umweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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zu dieser frühen Morgenstunde. In Windeseile machte ich ihm seine Flasche, die er in neunzig Sekunden leerte. Frustriert warf er sie von sich und heulte los.
    »Psst, leise! Der Papa will noch schlafen!«, raunte ich. Maximilian brüllte. Ich füllte seine Flasche erneut zur Hälfte mit Wasser und tat ein paar Spritzer Süßstoff rein. Maximilian riss sie mir aus der Hand und trank sie in einem Zug aus. Dann rülpste er befriedigt, rollte sich auf die Seite und begann, die unteren Küchenschubladen zu öffnen und zu schließen. Sie rollen ganz leicht auf und zu, selbst ich hatte Spaß daran, wie geräuschlos und leichtgängig sie funktionieren. Wir saßen also auf dem Fußboden, wir zwei, er in seinem Schlafsack und ich in meinem Bademantel, und verbrachten eine Stunde damit, Küchenschubladen zu öffnen und zu schließen. Maximilian war ganz friedfertig: er holte mir bereitwillig den Pantoffel wieder aus dem Abfalleimer. »Da!«, sagte er freundlich und legte ihn mir neben den Fuß. Ein goldiger kleiner Kerl. Ich hatte ihn richtig lieb. Um kurz vor sieben erschien Willem in der Küche. Maximilian strahlte, reichte ihm zum Morgengruß einen Handfeger und wollte auf den Arm. Willem war sehr liebevoll zu Echtweins Sohn. Er nahm ihn auf den Schoß, wischte ihm ein Bäuerchen vom Schlafsack und ließ ihn an seinen Haaren zupfen. Fettes, kreischendes Gelächter von Maximilian. Ich fühlte mich überflüssig. Ich dachte, ich könnte schnell duschen gehen.
    »Würden Sie wohl gerade die Kaffeemaschine anschmeißen?«, fragte Willem mich über die Schulter. Also machte ich Frühstück für Willem.
    »Die Zeitung liegt vor der Tür!«, rief er. Als alles fertig war, hob er Maximilians Popo vor seine Nase und sagte: »Der kleine Scheißer braucht eine neue Hose.« Ich nahm das stinkende Bündel, das heftig protestierte und lieber mit seinem Stiefvater frühstücken wollte, und schleppte es in sein eigenes Badezimmer. Allein das Badezimmer von Maximilian ist größer und geräumiger als das, was Papa, Mama, Stefan und ich zwanzig Jahre lang gemeinsam benutzt haben. Die Badewanne ist riesig und oval. An ihrem Ufer lagern ein paar Dutzend Schwimmenten, Eimerchen, Spieltiere und aufblasbare Kaulquappen. Ich putzte Maximilian also den Arsch ab und bereitete dem Luxus-Kind ein Kamille-Baby-Bad. Dann begann das große Spritz- und Plantschfest, das mich und meinen Bademantel völlig durchnässte. Es war fast acht, als Willem seinen Kopf zur Tür rein steckte:
    »Na, Maxi, macht das Spaß?«
    Maxi drosch auf das Wasser und machte »Ö! Ö! Ö!«, weil er was in die Augen bekommen hatte. Ich wollte mich einmal aufrichten, um Willem nicht immer nur vom Fußboden aus zu betrachten, aber das war nicht möglich. So blickte ich nur wieder aus der Froschperspektive zum Vanille-König hinauf und fragte: »Haben Sie was von Marie gehört?«
    »Aber ja«, sagte Willem. »Sie hat in der Firma Bescheid gesagt. Sie hatte Erfolg bei der Agentur und ist sofort angenommen worden. Sie konnte direkt einspringen, in Düsseldorf bei ›Cosi fan tutte‹. Aber wussten Sie das denn nicht?«
    »Nein«, sagte ich. »Hier hat Marie nicht angerufen. Ich hatte eigentlich schon gestern mit ihrer Rückkehr gerechnet.«
    »Also zwei, drei Wochen wird es wohl noch dauern«, sagte Willem. »Sie muss ja in den Kindervorstellungen auch noch den Hänsel singen.«
    »Ach, den auch noch«, murmelte ich mir frustriert in den Bademantel hinein. Das kann ja nichts werden mit meiner Pianistenlaufbahn, wenn das so weitergeht. Mama würde sagen, alles hat seine Zeit. Klavierspielen hat seine Zeit, Kleinkinder beaufsichtigen hat seine Zeit und einen Mann kennenlernen hat auch seine Zeit.
    »Wenn Sie nicht klarkommen, können Sie immer Frau Perl um Hilfe bitten. Sie kommt jeden Tag von acht bis drei.«
    »Ja, gut«, sagte ich. Dabei hockte ich immer noch im Bademantel ziemlich durchnässt auf dem Boden und blickte zu ihm auf. Er hatte einen tadellos sitzenden Anzug an, mit extravaganter Krawatte. Sein Rasierwasser roch frisch und aufregend nach männlich-kernig-irisch. Leider bückte sich Willem nicht, um mich an ihm schnuppern zu lassen, wie in dieser Fernsehreklame. Auch gab er mir keinen flüchtigen Kuss auf die Wange, wie das junge Ehemänner tun, bevor sie ins Büro gehen. Ich bin für ihn nur eine Hausangestellte, das muss ich mir klar vor Augen führen. Er verabschiedete sich dann von Maximilian und wünschte uns einen schönen Tag. Es würde spät werden und ich solle

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