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Karlebachs Vermaechtnis

Karlebachs Vermaechtnis

Titel: Karlebachs Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe von Seltmann
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»wartet immer.«
     
    13
     
    Das neue Jahr begann, wie das alte geendet hatte. Ich litt unter fürchterlichem Kopfweh, das mir die Lust am Leben raubte. Ich weigerte mich, die Chaiselongue zu verlassen, auf der ich die ersten Stunden des neuen Jahres verbracht hatte. Wir hatten zunächst einen Weihnachtstee getrunken, eine Van-Morrison-Platte gehört und zum Abschluss eine Flasche Whiskey geleert. Da Helmut nur wenig Alkohol trank, landete die größere Hälfte des Whiskeys in meinem Magen. Ich trank, um zu vergessen: die Demütigung durch Heilig, den Verlust meines geliebten Florian, die Eifersucht auf Amacker, Pietsch und Frick. Vor allem wollte ich Simona vergessen, die schönste und erregendste Frau, der ich je begegnet war, die Frau, für die ich ein Liebesgedicht schreiben oder sogar Saumagen mit Spinat essen würde, die Frau, für die ich die schlimmsten Folterqualen erleiden würde.
    Helmut versuchte mich aufzumuntern, ich solle dem dummen Geschwätz zweier Yuppietussis keinen Glauben schenken, ich solle mich an Simonas kolossale Kochkünste und ihre zauberhaften Zärtlichkeiten erinnern, doch seine Worte fanden kein Gehör. Warum ich mich nicht geschmeichelt fühle, fragte er. Mit der rechten Hand des Innenministers, mit dem designierten Wirtschaftsminister und dem reichsten und mächtigsten Fabrikanten eine Frau zu teilen … Gegen Mittag gelang es Helmut, mich in die Redaktion zu schleifen.
    Wir hatten uns gerade an unseren Bildschirmen eingerichtet, als eine junge Praktikantin in die Redaktion stürzte.
    »Ich hab einen tollen Aufmacher«, rief sie. »Echt geil! Da hat in der Silvesternacht so ein Trottel vergessen, die Handbremse seines Wagens anzuziehen. Und was ist übrig geblieben? Ein Schrotthaufen! Meier hat ein tolles Foto gemacht!« Sie pfefferte den Polizeibericht auf den Tisch und wedelte mit dem Fotoabzug.
    »Geil, was?! Das müsst ihr euch anschauen! Eine wunderbarer Schrotthaufen! So bescheuert muss man sein. Am Steilhang ohne Handbremse zu parken. Noch dazu im Halteverbot. Das müssen wir unbedingt bringen!« Sie stutzte. »Was ist denn mit euch los? Warum lacht ihr denn gar nicht?«
    Wir schauten sie verächtlich an.
    »Aber das ist doch eine echt geile Geschichte!« Sie wurde unsicher.
    »Warum?«
    »Weil sich jeder kaputtlacht. Schadenfreude! Die größte Freude überhaupt! Wenn einem das Auto davonrollt und nur noch ein Schrotthaufen übrig bleibt … Das ist doch echt geil, echt lustig.« Sie redete sich wieder in Fahrt. »Das Beste wäre, wenn wir den Trottel finden und interviewen könnten. Mit Foto! Das war total geil! Echt!«
    »Mädchen …«, unterbrach Helmut ihren Redeschwall. Dann brüllte er los vor Lachen. Ich stimmte meinem Kopfweh zum Trotz ein und hatte Mühe, mich auf dem Stuhl zu halten.
    »Seid ihr noch betrunken?«, wollte die Praktikantin wissen.
    »Eine geile Geschichte!«, wieherte ich. »Ein bescheuerter Trottel!«, brüllte Helmut. »Seid ihr auf Drogen?«
    »Nee!« Helmut wischte sich die Tränen aus den Augen. Ich japste nach Luft. »Nee, aber der bescheuerte Trottel sitzt hier im Zimmer.« Helmut wies auf mich. »Oh …«, stotterte die Praktikantin und bekam einen puterroten Kopf. »Das ist mir jetzt aber echt peinlich, ehrlich. Tut mir echt leid, ganz ehrlich.«
    Ich drückte ihr ein Passbild in die Hand. »Von blonden Mädels lasse ich mich jederzeit aushorchen. Gehen wir zu dir oder gehen wir zu mir?« Ich war immer noch nicht nüchtern.
    »Moment mal«, sagte Helmut wieder ruhig, »mir kommt da eine Idee … Mädchen!«
    »Ich habe auch einen Namen. Ich heiße Ulrike!«
    »Du hast doch schon mal ein Praktikum bei einer Krawallzeitung gemacht?«
    »Die hat auch einen Namen.«
    »Zeig mal, was du da gelernt hast. Schreib mal eine richtige Räuberpistole! Eine geile Geschichte! Ich bringe dir gleich Material.«
    Als Ulrike mit meinem Foto das Büro verließ, setzte sich Helmut ans Telefon, wählte, ließ sich einige Male weiterverbinden, dann hatte er den richtigen am Apparat. »Grüß dich, hier ist der Helmut.« Er wünschte seinem Gesprächspartner ein frohes neues Jahr, tauschte ein paar Unverbindlichkeiten aus und kam dann zur Sache. »Du meinst, es ist nicht auszuschließen, dass jemand den Wagen geknackt hat und mutwillig … Ihr seid am Ermitteln … An die Kripo … Ihr tappt noch im Dunkeln … Keine Anhaltspunkte … Nicht auszuschließen, dass es mehr war als ein Silvesterscherz … Schön. Mehr wollte ich nicht wissen.« Er riss einen Zettel

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