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Karlebachs Vermaechtnis

Karlebachs Vermaechtnis

Titel: Karlebachs Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe von Seltmann
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uns, die anderen im Schlepptau.
    »Jeder weiß, dass du sie liebst«, sagte er mit ernstem Gesicht.
    »Ja«, bestätigte Yassir, »den ganzen Tag lang hast du sie angestarrt. Und du hast alles getan, was sie von dir wollte.
    Wenn du noch Herr deiner Sinne gewesen wärst, hättest du dann geschrieben, was sie dir diktiert hat?«
    »Aber wer sagt denn, dass sie mich liebt?«, versuchte ich einzuwenden.
    »Das spielt keine Rolle«, meinte jemand aus der Runde, »sie ist nur eine Frau.«
    »Aber sie ist doch eine moderne Frau, die sich ihren Mann selber aussucht.«
    »Wer sagt das?«
    »Ahmed.«
    »Sie muss trotzdem den Gesetzen unserer Väter gehorchen.«
    »Morgen fahre ich dich zu ihren Eltern«, sagte Yassir im Befehlston. »Ich borge dir auch ein sauberes Hemd, denn Ahmed hat seines bestimmt noch nicht gewaschen.« Die Menge johlte.
    »Du musst aber vorher unbedingt zum Frisör», rief jemand. »Und ins Dampfbad«, ergänzte ein anderer. »Das wird ein Hochzeitsfest«, träumte einer. »Ganz Palästina wird noch Jahre davon sprechen.« Ich startete einen neuen Versuch. »Ihr glaubt doch nicht, weil mir eine alte Frau einen Sohn verheißen hat, dass …« Weiter kam ich nicht. Jeder aus der Runde kannte eine Weissagung von Umm Suitana, die sich bereits erfüllt hatte, und brachte sie lautstark an den Mann. Selbst Ahmed, der mir vor wenigen Tagen noch das Gegenteil versichert hatte, meinte plötzlich, dass er fest damit rechne, ein reicher Geschäftsmann in Amerika zu werden. »Mir reicht’s!«, brüllte ich.
    »Was regst du dich denn auf?«, fragte Yassir scheinheilig.
    »Immerhin bekommst du die Perle Palästinas. Die schönste und begehrteste Frau des Orients. Was willst du mehr?« Ich sprang auf und rannte aus dem Restaurant, das Gelächter der sieben verrückten Araber in den Ohren. Ich hetzte ins Hotelzimmer und warf mich aufs Bett. Ahmed hatte die Wäsche immer noch nicht gewechselt. »Nichts wie weg aus diesem verrückten Land«, sagte mir eine innere Stimme. »Was willst du in einem Land, in dem religiöse Fanatiker Busse in die Luft sprengen oder Imbisstische umwerfen, wo du eine Frau heiraten sollst, nur weil du sie in einer Nacht vor der Kälte geschützt hast, wo du vier Wochen in derselben Bettwäsche schlafen musst?«
    »Na und?«, fragte eine zweite innere Stimme. »Immerhin ist sie die schönste Frau des Orients.« Plötzlich schaltete sich eine dritte Stimme ein, die sich bisher noch nicht zu Wort gemeldet hatte. »Denk daran«, flüsterte sie, »was dir Schlomo Karlebach gesagt hat: Wenn Ihnen eine schöne Frau den Kopf verdreht, vergessen Sie alles um sich herum. Du bist so nahe dran, dein Ziel zu erreichen. Willst du jetzt etwa aufgeben?«
    »Fahr nach Hause, dann hast du deine Ruhe«, sagte die erste Stimme.
    »Was gibt es Besseres im Leben, als in den Armen einer schönen Frau zu liegen?«, säuselte die Zweite.
    »Verlier dein Ziel nicht aus den Augen!« mahnte die Dritte.
    »Von einer Frau wie Fatma hast du immer geträumt. Nutz deine Chance!«, trumpfte die Zweite auf.
    »Hör nicht auf die anderen!«, predigte die Dritte. »Behalt dein Ziel im Auge!«
    Die erste Stimme war verstummt. Ich packte den Plan mit den Flugzeiten wieder in meinen Koffer.
    Das ist die Lösung, sagte ich mir, ich halte mich nur noch dann in Jerusalem auf, wenn ich mich mit Karlebach treffe. An den anderen Tagen reise ich nach Galiläa, auf die Golanhöhen, nach Tel Aviv, ans Rote Meer. Ich nahm mir fest vor, gleich mit dem ersten Bus nach Ende des Schabbats an den See Genezareth zu fahren. Nun schwieg auch die zweite Stimme.
    Jemand klopfte zaghaft an meine Tür und störte mich bei meinen Reiseplänen. Es war Ahmed, der ohne eine Antwort abzuwarten ins Zimmer trat. Er legte den Arm um meine Schulter.
    »Komm mit in Mustapha ‘s Restaurant«, sagte er, »Mustapha hat eine Überraschung vorbereitet.«
    »Eure Überraschungen kann ich mir ersparen«, nölte ich, ließ mich dann aber doch überreden. »Ich habe heute ein gutes Geschäft gemacht«, empfing mich Mustapha am Eingang. »Nach dem Gebet war ein Scheich mit seinem Clan zu Gast. Jetzt können wir feiern.« Ich folgte Mustapha, mich vorsichtig umschauend, in das abgedunkelte Lokal. Nur im Hinterzimmer, aus dem ich ein dumpfes Gemurmel vernahm, brannte noch Licht. Es duftete nach seinen Fleischspießchen. Neugierig betrat ich den Raum und war überwältigt. »Na, ist das nichts?«, grinste er. »Wollt ihr etwa schon jetzt meine Verlobung feiern?« Einer aus der

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