Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
vielen Dank, mein Herr.“
Er überquerte die Straße und machte, dass er schnellstens davonkam.
* Frank Demant: „Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm“. Siehe auch Anzeige letzte Seite.
Samstag, 10. Oktober
4
Es wurde eine unruhige Nacht. Karlo hatte sich hin und her geworfen. Schwere, trübe Gedanken drückten auf seine Seele. Irgendwann musste er sein Leben endgültig in den Griff bekommen. Dazu zählte nicht nur eine Arbeit. Die besaß er schon seit einiger Zeit, dank seines guten Freundes Reinfeld. Keine besonders große Sache, nur ein paar Stunden in der Woche, aber ein paar Euro kamen immer zusammen. Es reichte zumindest, um sehr bescheiden über die Runden zu kommen. Eine richtige Wohnung jedoch wäre schon mehr als nur ein Anfang zu einer geordneten Existenz. Mit einer funktionierenden Heizung. Einem schönen Bad. Einem weichen, warmen Bett. Und nicht einem alten Bollerofen, einem Waschbecken und einer Feldliege wie hier in der Hütte des Motorradclubs.
Karlo saß an der Theke im Clubhaus, hatte sich ein Bier aufgemacht und war ins Grübeln gekommen. Und wie schon so oft dachte er wehmütig an Jeannette, seine blonde Ex-Freundin. Abends nach Hause zu kommen und nicht allein sein zu müssen, zählte das nicht auch zu einem geregelten Leben? Wie überstand denn Jeannette ihr Alleinsein? Fühlte sie sich wirklich gut dabei? Und sehnte sie sich nicht auch nach einer stabilen Beziehung?
Er unterbrach seine Gedanken für einen kurzen, bitteren Lacher. Eine stabile Beziehung! Gerade mit ihm, Karlo. Es gab durchaus seltene Momente, in denen Karlo zu gemäßigter Selbstkritik fähig war.
Und, dachte er, mit einer tollen Wohnung dokumentierte man schon so etwas wie Seriosität, nicht wahr?
Die Miete fiel ihm ein, zweihundert Euro, das war für ihn einiges, viel zahlte Reinfeld nicht für die paar Stunden, die er in der Firma verbrachte. Auf der anderen Seite – normalerweise kostete eine Wohnung, so wie sie ihm von Joe angeboten wurde, bestimmt weit über sechshundert. Also war die Offerte des alten Kumpels ein absolutes Schnäppchen.
Er atmete ein paarmal tief durch und nahm noch einen kräftigen Schluck. Entschlossen setzte er die Flasche ab und schaltete sein Mobiltelefon ein.
–
Joe Wegener hielt das Handy ans rechte Ohr. Mit der linken Hand versuchte er, seinen Hummer auf der Straße zu wenden.
„Karlo? Ja, einen Moment, warte, ich bin gleich wieder dran …“
Wegener warf das Handy neben sich auf den Sitz, legte den Rückwärtsgang ein, stieß zurück, drückte den ersten Gang ins Getriebe und bewegte das schwerfällige Fahrzeug die Straße entlang. Hinter ihm hupte es mehrfach, als er sein Handy wieder gegen das Ohr presste.
„So, Karlo, da bin ich wieder. Hast du dich … was? Was sagst du da? Hundert? Nein, Karlo beim besten Willen, ich … was?“
Er lauschte kurz und schnaubte durch die Nase.
„Du bist ein fahrender Händler, Karlo. Und ein alter Gauner, aber okay, weil du es bist: hundertfünfzig! Alles klar?“
Joe war an der Kreuzung Pfortenstraße angelangt. Als er die rote Ampel registrierte, war es bereits zu spät. Er donnerte mit siebzig Sachen über die Pfortenstraße. Kein Querverkehr. Glück gehabt!
Wegener grinste gequält.
„Was? Den Schlüssel? Heute noch? Wieso auf einmal so eilig? Na, schon gut, ich hol dich ab. Bist du in deiner Gartenhütte? Bis gleich.“
Noch bevor er auflegen konnte, hörte er hinter sich die Sirene.
Er warf das Handy in den Fußraum und hielt links in dem kleinen Stück der Gründenseestraße, das zum alten Bunker führte.
„Einen schönen guten Tag, der Herr! Sie wissen, warum wir Sie angehalten haben?“
Wegener verdrehte die Augen. Immer die gleichen Sprüche. Wie in der Schule. Und das auch noch von einer Streifenbeamtin, einer Frau! Er schob sein Kinn aggressiv nach vorne und legte los.
„Ihr verdammten Weiber! Ihr sagt doch immer, Männer seien nicht multitasking-fähig“, schäumte er, „und jetzt, jetzt merkt eine mal, dass sie zufällig ins Schwarze getroffen hat und da ist es auch nicht recht. Ich kann eben nicht beides auf einmal, Auto fahren
und
auf Ampeln achten. Also was?“
Die Beamtin schien nicht sonderlich beeindruckt.
„Sie haben das Telefonieren vergessen“, beschied sie Wegener mit kühler Freundlichkeit. „Das klappte doch so nebenbei ganz gut. Und dann hätten wir noch das Fahren ohne Gurt. Und das rücksichtslose Wenden auf einer Hauptverkehrsstraße. Vielleicht haben wir verdammten Weiber ja doch
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