Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
Unrecht.“
Auf das kleine süffisante Lächeln der Beamtin, das Wegener unter anderen Umständen ganz reizvoll gefunden hätte, folgte ein eher nüchtern gebelltes Kommando.
„Fahrzeugpapiere, Personalausweis und Führerschein. Und würden Sie bitte aussteigen?“
Der Kollege der Beamtin stand mittlerweile mit coolem Blick neben ihr und beobachtete durch seine verspiegelte Sonnenbrille, wie Joe Wegener missmutig vor sich hin schimpfend aus seiner Spritschleuder kletterte.
–
Karlo stand schon an der Offenbacher Landstraße, als Wegener angefahren kam. Er zog die Beifahrertür auf und stieg ein.
„Tut mir leid, ich habe …“
Karlo unterbrach ihn schmunzelnd.
„Schon gut, Joe. Ich weiß Bescheid. Übrigens, der Spruch mit dem Multitasking war cool. Ich bin nicht sicher, ob ich mich das getraut hätte. Bist bei Rot drüber, was?“
„Woher weißt du …“
„Na, du hast dein Handy nicht ausgeschaltet, du alter Schussel. Ich hab alles mitgehört …“
Der kräftige Mann beugte sich nach vorne und angelte im Fußraum nach seinem Mobiltelefon. Es war immer noch auf Empfang. Wütend legte er auf.
„Verfluchte Scheiße! Kein Spruch mehr, Kölner, klar?“
Zurück in Fechenheim hatte Wegener sich wieder etwas beruhigt.
„Freut mich, freut mich wirklich, dass wir ab jetzt zusammenarbeiten.“
Das klang ehrlich, dachte Karlo und sah den alten Bekannten verstohlen von der Seite an. Der hatte mittlerweile direkt vor der Eingangstür einen Parkplatz ergattert. Glück gehabt.
„Kann sein, dass Moni schon da ist. Sie kurbelt den Betrieb schon mal an. In ein paar Tagen kriegen wir zwei neue Mäuschen aus Tschechien. Moni wird ihnen zeigen, wie es hier so abgeht. Normalerweise arbeitet sie drüben in Offenbach. Ist ein heißes Ding, sag ich dir.“
Karlo staunte nicht schlecht.
„Offenbach?“, fragte er neugierig.
„Ich hab dir doch gesagt: Bei mir läuft ne ganze Menge. Aber das kriegst du schon noch mit, Alter.“
Wegener hielt das Thema offensichtlich für beendet und öffnete die Haustür. Schweigend stiegen die beiden Männer die Treppe hinauf. Vor der Tür im vorletzten Stock hielten sie an. Joe Wegener klopfte. Dreimal kurz hintereinander, zweimal mit einer längeren Pause dazwischen.
Nach einer halben Minute öffnete sich die Tür einen Spalt. Zuerst fiel Karlo ein intensiv dunkelroter Haarschopf mit kleinen schwarzen Strähnchen auf.
„Aha“, dachte Karlo und zeigte ein leichtes Grinsen, „Nuttenrot, ob das eine Perücke ist?“
Als die Tür ein Stück weiter aufschwang, hätte Karlo beinahe durch die Zähne gepfiffen. Alle Achtung, nicht schlecht, was da auf zirka einem Meter siebzig so alles verteilt war.
„Hallo, Joe, ich hab nicht viel Zeit, in zehn Minuten kommt Kundschaft, ich …“
In diesem Moment bemerkte sie Karlo.
„Oh, ist er das? Unser Schutzengel?“ Ein spöttisches, aber nicht unfreundliches Lächeln begleitete die Frage auf angenehme Weise. Er war wohl schon angekündigt worden.
„Ja, das ist er. Karlo. Ist schwer in Ordnung, der Junge. Auf den könnt ihr euch verlassen. Was immer auch ansteht – an ihn könnt ihr euch wenden, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist. Er wohnt ab sofort direkt über euch. Die Alarmklingel kennst du ja.“
In Karlos Richtung vermeldete Wegener: „Das ist Moni. Tu mir einen Gefallen und sei nett zu ihr, sonst läuft sie uns davon.“
Wegener startete den Versuch eines Lächelns. Es wirkte, als hätte jemand eine Kühlschranktür geöffnet.
Karlo spürte eine gewisse Vertrautheit zwischen den beiden. Etwas schien sie zu verbinden. Doch Joes kalte Freundlichkeit verwirrte ihn. Er beschloss, auf der Hut zu sein vor dem alten Kumpel.
Dann trat er einen Schritt vor und streckte die Hand aus.
„Hallo Moni. Nett, dich kennenzulernen. Wie Joe schon sagte: Wenn es Probleme gibt – ich bin da.“
Er schaute auf ihren Oberarm und bemerkte einen grünen Drachen, der vom Schulterende ausgehend nach unten auf den linken Arm tätowiert war. Seine gespaltene Zunge leuchtete rot und endete zirka fünf Zentimeter seitlich über dem Ellenbogen.
Joe wollte gerade noch etwas bemerken, da unterbrach die Wohnungsklingel seine Bemühungen.
„Gut – wir wollen dir die Kundschaft nicht verscheuchen. Wir gehen nach oben. Ihr könnt euch ja demnächst ein wenig näher kennenlernen, was?“
Wegener grinste doppeldeutig.
Monika hatte kurz auf den Türöffner gedrückt und nach einigen Sekunden schon hörte man eilige Schritte auf der
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