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Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Titel: Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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die Leute von der Spurensicherung an solchen Orten ihrer Arbeit nachgehen konnten, war Gehring schon immer ein Rätsel. Der Ermordete war vor seinem Tod auf bestialische Weise gefoltert worden. Gehring versuchte erst gar nicht, sich auszumalen, wie lange Wegener noch bei Besinnung gewesen sein mochte. Die übliche Frage: „Wer macht denn so was, was muss das nur für ein Mensch sein?“, stellte sich für ihn in diesem Moment nicht. Zu intensiv, zu frisch war der Eindruck, zu schockiert war der Hauptkommissar.
    „Wer macht denn so was? Was muss das nur für ein Mensch sein?“
    Gehring zuckte zusammen und schaute in die Richtung, aus der die Stimme kam. Nein, Reichard war heute wirklich keine große Hilfe. Seine Gesichtsfarbe tendierte ins Grünliche. Gehring zeigte jedoch Mitgefühl für seinen angeschlagenen Kollegen.
    „Ich weiß es nicht, Reichard, ich weiß es nicht!“
    Als Reichard wieder zu sprechen begann, geriet seine Stimme zu einem Flüstern.
    „Chef, glauben Sie, der Kölner …?“
    Gehring musterte seinen Kollegen, als wäre der ein kleines grünes Männchen.

Samsag, 17. Oktober
14
    Der Hauptkommissar hatte die vergangene Nacht sehr schlecht geschlafen. Immer wieder war es ihm, als ob er Reichards flüsternde Stimme hörte.
    „Chef, glauben Sie, der Kölner …?“
    Nein, er glaubte es nicht. Eigentlich nicht. Wollte es nicht glauben. Und trotzdem … wer kennt die Menschen, die Situationen, in die sie geraten können … er hatte schon viel gesehen in seinen Jahren als Polizist. Dann gab er sich einen Ruck und griff zum Hörer. Vielleicht hatte die Technik schon was Verwertbares.
    Der Kollege begann geschäftsmäßig.
    „Was wir bis jetzt sagen können, Herr Hauptkommissar: Es war mit fast hundertprozentiger Sicherheit nur ein Täter. Sämtliche Gerätschaften, die benutzt wurden, wiesen Fingerabdrücke auf. Die Abdrücke des Täters waren überall zu finden, in der Küche, im gesamten Bad, an den Wänden, am Waschbecken, auf der Toilette … da hat einer gar nicht erst versucht, seine Identität zu verschleiern. So, wie das Badezimmer ausgesehen hat, war der Täter völlig außer sich, hat gewütet und getobt wie in einem Blutrausch. Der muss danach selbst ausgesehen haben, als wäre er niedergemetzelt worden.“
    Gehring bemerkte, wie sich das Geschäftsmäßige am Ende des Berichts etwas verlor und die Stimme des Kriminaltechnikers leicht brüchig wurde. Georg Gehring konnte es ihm nicht verdenken.
    Angetrieben von seiner stetig wachsenden Ungeduld hakte er nach.
    „Und haben Sie die Fingerabdrücke schon ...“
    „Identifiziert? Nein, Herr Gehring, haben wir noch nicht.“
    „Aber Sie haben doch ...“
    „Aber ja“, griff der Spurenfachmann erneut vor, „das haben wir. Die Abdrücke stammen nicht von Herrn Kölner. So viel ist klar. Sobald wir mehr wissen, melden wir uns wieder.“
    „Danke, vielen Dank. Bis dann.“
    Gehring war erleichtert. Er war nicht sicher, was er empfunden hätte, wenn Kölner hier ... er wagte nicht weiterzudenken.
    Doch wenn der Täter nicht registriert war, würde es schwer werden, auf seine Spur zu kommen. Es war aber durchaus wahrscheinlich, dass der Mord an der Prostituierten in Fechenheim im Zusammenhang mit dieser beispiellosen Bluttat stand.
    –
    Die Kommissare hatten inzwischen auch die DVD gesichtet, die sie von Karlo bekommen hatten. Damit war die Zahl der Verdächtigen auf drei angewachsen. Waldemar Borek war verhaftet und mit den Aufnahmen konfrontiert worden. Er hatte überaus schockiert reagiert.
    „Um Gottes Willen!“, hatte er ausgerufen, „wenn das an die Öffentlichkeit kommt. Sie glauben, jemand will mich erpressen?“
    „Wonach sieht es denn aus, Herr Borek“, hatte Reichard ihn gefragt, „und nach wem?“
    „Aber ich habe diese Aufnahmen noch nie gesehen! Das müssen Sie mir glauben! Ich werde nicht erpresst! Ich kenne weder diese Aufnahmen noch den, der sie gemacht hat. Sie haben keinen Grund, mich hier festzuhalten!“
    „Ich glaube doch“, antwortete Gehring, „denn der Mann, der Ihnen die Aufnahmen noch hätte bringen können – immer vorausgesetzt, Sie haben sie noch nicht gesehen – dieser Mann ist auch ermordet worden. Und Sie kennen doch Herrn Josef Wegener. Oder wollen Sie das abstreiten? Sie haben ihm genau diese Wohnung vermietet, die Wohnung, in der auch die vorliegenden Aufnahmen entstanden sind ...“
    Borek strich sich nervös durch seine graue Haarpracht.
    „Aber wenn ich Ihnen ...“
    Harald Reichard fiel

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