Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
Gesäßtasche, sie hatten kleine Knicke bekommen. Er steckte das Foto von Sabine wieder ein und untersuchte die Szene mit dem schwarzen Jeep auf dem zweiten Bild genauer. Was hatte Tobias mit Wegener zu tun? Warum hatte Tobias in der Nacht zum Freitag Sabines Bild beiseitegeräumt? Und dann dieser Kerl im Hintergrund – war das nicht vielleicht doch Süßholz-Sauer?
Ein etwas abwegiger Gedanke kam ihm. So schnell der Gedanke da war, so schnell verwarf er ihn aber auch wieder. Aber musste er nicht nach jedem Strohhalm greifen, um hier wieder rauszukommen? Vielleicht half ihm die Idee doch weiter. Dazu müsste er Gehring sprechen. Karlo hätte einiges gegeben, wieder in Freiheit zu sein. Er würde auf jeden Fall verlangen, telefonieren zu dürfen. Das war sein gutes Recht!
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Gehring hatte in der Zwischenzeit die Berichte noch einmal durchgearbeitet. Zweifelsohne waren Kölners Fingerabdrücke, allerdings einigermaßen verwischt und nur schwer zu identifizieren, auf der Drachenfigur zu sehen. Die Handstellung jedoch ließ nicht darauf schließen, dass Kölner mit der Statue zugeschlagen haben könnte. Auch die Spuren, die Wegener auf dem Drachen hinterlassen hatte, wiesen nicht zwingend auf ihn als Täter. Dafür befanden sich an einer Ecke der Kommode, die im Schlafzimmer stand, Blutspuren und Haare der Getöteten, als wäre sie mit dem Kopf dagegen gefallen. Oder gestoßen worden. Wobei die Haare von der Perücke stammten, die von der Frau zum Zeitpunkt ihres Todes getragen wurde. Unzweifelhaft befand sich aber das Blut der Dame am Sockel der Drachenfigur, die man bei Kölner auf dem Balkon gefunden hatte. Es gab etliche Szenarien, die vorstellbar waren. Kölner als Täter schien im Licht der vorhandenen Tatsachen aber eher unwahrscheinlich. So kam er nicht weiter.
Dann aber hatte er eine Neuigkeit erhalten!
Die Fingerabdrücke aus dem Badezimmer waren identifiziert worden. Sie passten zu Lothar Süßelmann, einem kleinen Ganoven, der in Hamburg registriert war. Dessen kriminelles Tagebuch allerdings passte überhaupt nicht zu der monströsen Tat, die hier geschehen war. Seine Vergehen in der Vergangenheit waren eher unbedeutende Nebensächlichkeiten gewesen, bei denen er in den meisten Fällen – juristisch gesehen – mit einem blauen Auge davongekommen war. Ein Mitläufer also. Und der sollte Josef Wegener auf solch unglaubliche und brutale Weise abgeschlachtet haben? Warum?
Gehring zählte Waldemar Borek immer noch zum Kreis der Verdächtigen. Aber vielleicht musste man ihn nach den neuen Erkenntnissen in einem etwas anderen Licht betrachten? Wahrscheinlich würde man ihn wieder auf freien Fuß setzen müssen, denn im Moment war ihm nicht zu beweisen, dass er tatsächlich erpresst wurde. Ob jetzt von Wegener, dieser toten Hure oder auch von beiden gemeinsam.
Gehring erhob sich. Er würde noch einmal mit Karlo Kölner reden. Nach der Sachlage konnte er auch ihn nicht mehr allzu lange festhalten.
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Als Karlo anfangen wollte, sich bemerkbar zu machen, hörte er, wie jemand die Tür öffnete.
„Warten Sie bitte hier.“
Gehring trat in die Zelle. Karlo sah den uniformierten Beamten hinter ihm die Tür wieder schließen.
Er überfiel den Kriminalbeamten umgehend mit seinem Anliegen.
„Ich möchte sofort telefonieren. Ich habe nichts getan, das wissen Sie genau! Sie glauben mir doch? Ich muss mit jemandem sprechen, der mir einen Anwalt besorgt und der mir ...“
Gehring stand nun einen Schritt vor Karlo und unterbrach ihn mit erhobenen Händen.
„Einen Moment, Herr Kölner, einen Moment. Ich habe noch ein paar Fragen, dann können Sie meinetwegen telefonieren.“
„Na gut. Alles klar, fragen Sie! Aber danach will ich telefonieren! Und überhaupt“, Karlo blickte den Beamten beunruhigt an, „was ist mit Joe Wegener passiert? Wissen Sie da schon was? Erzählen Sie doch! Und“, fügte er noch aufgeregt hinzu, „haben Sie denn schon die DVD angesehen?“
„Nein, so geht das nicht, Herr Kölner. Zu viele Fragen auf einmal. Antworten Sie jetzt bitte erst einmal mir! Also, sagt Ihnen der Name Süßelmann etwas? Lothar Süßelmann?“
Man sah Karlo die Enttäuschung an.
„Nie gehört. Wer soll das sein?“
Gehring empfand die Antwort als aufrichtig.
„Nun, er ist ein Verdächtiger im Tötungsfall Wegener. Wir haben seine Fingerabdrücke am Tatort gesichert.“
„Und wie hat er ihn umge... ich meine, wie ist Joe gestorben?“
Gehring überging die Frage. Als er weitersprechen wollte,
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