Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
unterbrach ihn Karlo aufgeregt.
„Herr Gehring, bitte, hören Sie zu. In meinem Rucksack, den Ihre Leute sichergestellt haben, bevor sie mich hier ins Verlies geworfen hatten“, er unterbrach sich und guckte den Polizisten anklagend an, dann schien er kurz nachzudenken, bevor er fortfuhr. Der Gedanke, der ihm vorhin gekommen war, ließ ihn nun nicht los.
„In diesem Rucksack also befindet sich auch eine Brieftasche mit meinem Geld. Auf der Brieftasche müssten Sie Fingerabdrücke finden. Und nicht nur meine eigenen. Wenn Sie diese Abdrücke identifiziert haben, reden wir weiter. Und jetzt sage ich gar nichts mehr, jetzt will ich telefonieren, bitte, Herr Gehring. Und einen Kaffee habe ich auch noch nicht bekommen.“
Wäre es nicht Karlo Kölner gewesen, der da vor ihm saß, Gehring wäre wohl seit langer Zeit wieder einmal ausgerastet und handgreiflich geworden. Doch erstens mutmaßte er, dass er diesen chaotischen Menschen nicht ändern konnte. Zweitens hatte er schon öfter mit ihm zu tun gehabt. Leider musste er zugeben – er hätte dies niemals laut geäußert, vor allem nicht vor Kölner selbst –, dass er schon zweimal etwas Entscheidendes zur Aufklärung eines Falles beigetragen hatte. Obwohl – oder vielleicht gerade eher weil – er in die jeweilige Geschichte verwickelt war.
So aber ahnte er, dass Kölner nicht ohne Grund die Brieftasche erwähnt hatte. Und was sollte es schaden, wenn er dieser Spur nachging? Also beschloss er, mitzuspielen.
„Na gut, Herr Kölner. Ich lasse die Brieftasche untersuchen. Finden wir dadurch den Mörder von Wegener, können Sie nach Hause gehen. Wenn nicht, kriegen Sie einen Kaffee und dürfen Ihren Anwalt – oder wen auch sonst – anrufen.“
„Herr Gehring, eine Frage noch bitte, könnten Sie mir noch sagen, wie Joe gestorben ist? Ich meine – immerhin habe ich ihn gekannt.“
Gehring kämpfte einen Moment mit sich, ob er seinen Stammkunden näher informieren sollte. Letztendlich setzte er Karlo mit ein paar knappen Worten ins Bild, erzählte ihm jedoch nicht von allen Einzelheiten. Immerhin aber erwähnte er, dass dem Ermordeten die Kehle durchgeschnitten worden war.
Es entging dem Hauptkommissar keineswegs, dass sich Karlo Kölner spürbar entspannte, ja, man konnte es durchaus Erleichterung nennen, was sich da auf seinem Gesicht abzeichnete. Gehring spürte, dass eine Zentnerlast von Karlo abgefallen war. Was war da nur wieder los? Er beäugte Karlo misstrauisch.
Es war offensichtlich, dass er in der letzten Minute einiges an Selbstsicherheit zurückgewonnen hatte. Kölner würde jetzt nichts mehr sagen.
Als Gehring schon an der Tür stand, meldete sich Karlo doch noch einmal zu Wort.
„Herr Gehring, ich hätte da noch eine Bitte.“
Gehring hielt die Luft an. Was kam denn jetzt schon wieder?
„Was ist denn noch?“
„Ach, wissen Sie, ich haben Ihnen doch von der jungen Frau in der Fuldaer Bordellwohnung erzählt.“
„Ja, und?“
„Sie werden sie zurückschicken müssen?“
„Höchstwahrscheinlich.“
„Nun, dann wäre es schön, wenn Sie ihr noch einen Gruß von mir ausrichten. Ich hatte ihr versprochen, ihren Ausweis wiederzubeschaffen. Und zur Zeit kann ich ihr die Papiere wohl nicht persönlich überreichen. Ich fände es aber schön, wenn sie wüsste, dass ich mein Wort gehalten habe.“
Gehring wirkte wie ein monströser Hamster, als er die Backen aufblähte und die Luft ausblies. Er rieb die Hände aneinander, als er antwortete.
„Ich will sehen, was ich tun kann. Versprechen kann ich es nicht.“
„Danke!“
Der Hauptkommissar machte sich bei dem Beamten vor der Tür bemerkbar und verließ die Zelle.
Am selben Tag, gegen Abend
15
Georg Gehring fühlte sich bestätigt. Kölner hätte die Brieftasche nicht erwähnt, wenn er nicht etwas gewusst hätte. Die Abdrücke auf dem Portemonnaie und auch auf etlichen anderen Gegenständen in Karlos Rucksack stammten von Lothar Süßelmann.
Kölner kannte also den Mörder Joe Wegeners! Und er musste vor kurzer Zeit Kontakt mit ihm gehabt haben. Aber welche Rolle spielte Kölner in dieser Geschichte? Nun ja, Karlo müsste noch einiges erklären, bevor er ihn wieder auf freien Fuß setzen konnte, überlegte der Hauptkommissar.
Gehrings Kollege Reichard wollte gerade Feierabend machen, als der Hauptkommissar ihn erreichte. Die Beamten ließen Karlo Kölner ins Verhörzimmer bringen. Eine Viertelstunde später saßen die beiden Polizisten einem aufgeregten Karlo gegenüber.
„Und?
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