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Karlsson fliegt wieder

Karlsson fliegt wieder

Titel: Karlsson fliegt wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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schaurig«, sagte sie. »Aber stell dir vor, stell dir vor, was das für ein Fernsehprogramm gibt! Frieda hat noch nie was Ähnliches mitgemacht!«
    Sie saß da und freute sich wie ein Kind. Nur hin und wieder schauderte sie, wenn sie an die Gespensterjagd von vorhin dachte.
    »Offen gestanden hat es jetzt genug gespukt«, sagte sie. »Ich wäre froh, wenn ich dieses Scheusal nicht noch einmal zu Gesicht bekäme.«
    Kaum hatte sie das ausgesprochen, da ertönte aus Lillebrors Wandschrank ein dumpfes Muhen und mehr war nicht nötig, damit Fräulein Bock von neuem laut schrie.
    »Hast du gehört? Wahrhaftig, jetzt haben wir das Gespenst im Wandschrank! Oh, ich glaub, ich sterbe!«
    Sie tat Lillebror Leid, aber er wusste nicht, wie er sie trösten sollte.
    »Ach wo«, sagte er schließlich. »Das ist bestimmt kein Gespenst — wer weiß, vielleicht ist es eine kleine Kuh — ja, wir wollen hoffen, dass es eine kleine Kuh ist.«
    Aber da kam eine Stimme aus dem Wandschrank: »Kleine Kuh! Denkt mal, ist es aber nicht!«
    Die Tür des Wandschranks ging auf und heraus kam das kleine Gespenst vom Vasaviertel in dem weißen Gewand, das Lillebror genäht hatte. Mit dumpfen Gespensterseufzern erhob es sich in die Lüfte und begann kleine Kreise um die Deckenlampe zu drehen.
    »Hoho, das gefährlichste Gespenst der Welt und keine kleine Kuh!«
    Fräulein Bock kreischte. Rundherum flog das Gespenst, rascher und rascher ging es, ärger und ärger schrie Fräulein Bock, wilder und wilder wurde das Gespenst.
    Aber da passierte etwas. Das Gespenst machte seine Runden ein wenig zu knapp und plötzlich blieb das Gespenstergewand an einem herausragenden Zapfen an der Lampe hängen. Ratsch machte es in den alten, mürben Laken, das Gewand rutschte herunter und blieb an der Lampe hängen und um die Lampe herum flog Karlsson in seiner gewöhnlichen blauen Hose, seinem karierten Hemd und seinen rot geringelten Strümpfen.

    Er war so sehr beschäftigt, dass er selbst nicht merkte, was geschehen war. Er flog immer nur weiter und flog und seufzte und stöhnte gespensterhafter als je zuvor. Aber bei der vierten Runde entdeckte er plötzlich, dass von der Lampe etwas herunterhing und sich im Luftzug bauschte, wenn er vorbeiflog. »Was habt ihr denn da für ein Stück Stoff an die Lampe gehängt?«, fragte er. »Ist das ein Fliegennetz oder so was?« Lillebror konnte nur noch wimmern.
    »Nein, Karlsson, das ist kein Fliegennetz.«
    Da guckte Karlsson an seinem rundlichen Körper herunter und sah das Unglück, sah seine blaue Hose, sah, dass er nicht mehr das kleine Gespenst vom Vasaviertel war, sondern nur Karlsson.
    Mit einem kleinen, verlegenen Plumps landete er vor Lillebror.
    »Na ja«, sagte er, »der Beste kann mal Pech haben, dafür haben wir jetzt ein Beispiel. Na ja, es stört jedenfalls keinen großen Geist!«
    Fräulein Bock, weiß im Gesicht, saß da und starrte ihn an. Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Aber endlich gelang es ihr ein paar Worte hervorzustoßen.
    »Wer — wer — du guter Moses, wer ist das?«
    Lillebror war dem Weinen nahe und sagte:
    »Es ist Karlsson vom Dach.«
    »Und wer«, keuchte Fräulein Bock, »wer ist Karlsson vom Dach?«
    Karlsson verbeugte sich.
    »Ein schöner und grundgescheiter und gerade richtig dicker Mann in meinen besten Jahren. Denk mal, das bin ich nämlich!«

Karlsson ist kein Gespenst, sondern nur Karlsson

    D iesen Abend würde Lillebror nie vergessen. Fräulein Bock saß auf dem Stuhl und weinte und Karlsson stand ein Stück entfernt und sah fast aus, als schäme er sich. Niemand sagte etwas. Es war das reinste Elend.
    Von so was kriegt man Falten auf der Stirn, dachte Lillebror, denn das sagte Mama manchmal. Wenn zum Beispiel Birger drei schlechte Noten auf einmal nach Hause brachte oder wenn Betty eine kleine, kurze Schaffelljacke haben wollte und Papa musste gerade den Fernsehapparat bezahlen oder wenn Lillebror auf dem Schulhof mit Steinen geworfen und dabei eine Fensterscheibe zertrümmert hatte, dann seufzte Mama und sagte: »Von so was kriegt man Falten auf der Stirn.«
    Genauso war es Lillebror im Augenblick zu Mute. Uh, wie war doch alles unbehaglich! Fräulein Bock weinte, dass die Tränen spritzten. Und weshalb? Nur, weil Karlsson kein Gespenst war.
    »Jetzt ist mein Spukprogramm in die Binsen gegangen«, sagte sie und starrte Karlsson böse an. »Und dabei hatte ich Frieda schon erzählt...«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte so sehr, dass

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