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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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brechen Sie einfach die Tür auf.»
    «Aber ich kann doch nicht …»
    «Ich dachte, Sie wollen mir helfen.»
    «Natürlich will ich das. Natürlich. Ich …»
    «Machen Sie sich keine Sorgen. Ich komme für den Schaden auf. Es ist von äußerster Wichtigkeit. Ich brauche die Akten. Bringen Sie alles mit, was Sie finden. Es darf niemandem sonst in die Finger fallen. Haben Sie ein Handy?»
    «Ja.»
    «Geben Sie mir die Nummer.»
    Sie sagte die Nummer, und er wiederholte sie. Er schrieb sie sich nicht auf. Die wirklich wichtigen Dinge vergaß er nie.
    «Sagen Sie niemandem, wo Sie hinfahren. Packen Sie den Wagen voll. Nehmen Sie Ihre Ausweispapiere mit. Vielleicht müssen wir über eine Grenze.»
    Marga wollte sich in ihren Lieblingssessel fallen lassen, aber sie setzte sich daneben. Sie rutschte an der Lehne ab und knallte auf den Boden.
    «Was ist?»
    «Nichts. Nichts, es ist alles in Ordnung.»
    «Es kann sein, dass ich etwas Geld brauche. Können Sie mir vielleicht …»
    «Ich habe eine Automatenkarte. Ich kann bis zu viertausend Euro abheben. Wenn es einen Tag Zeit hat, kann ich mehr besorgen.»
    «Danke, Marga. Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann. Packen Sie auch die nötigsten Sachen für sich selbst zusammen. Wenn Sie alles im Auto haben, warten Sie auf meinen Anruf.»
    Sie wusste, dass sie jetzt blaue Flecken am Hintern hatte. Sie versuchte nicht aufzustehen. Sie blieb einfach auf dem Boden sitzen. Sie hatte sowieso Angst, wieder umzufallen. Ihr Kreislauf spielte verrückt.
    «Wann werden Sie mich wieder anrufen?»
    «Wie lange brauchen Sie?»
    «Eine Stunde. Höchstens zwei.»
    «Gut. Schalten Sie Ihr Handy ein. Ich melde mich.»
    Mit zaghafter Stimme fragte Marga: «Professor?»
    «Ja?»
    «Sind Sie in Not?»
    «In höchster Not.»
    «Sie können sich auf mich verlassen», versicherte sie. «Absolut.»
    «Ich weiß, Marga. Ich weiß. Und noch eins, Marga … Sie werden es nicht bereuen.»
    Die Verbindung brach ab. Sie drückte das Handy an ihr Herz. Sie konnte kaum glauben, dass das gerade wirklich passiert war. Sie wusste nicht, was sie zuerst tun sollte. Sie rannte durch die Wohnung und hatte das Gefühl, dass sie diese Räume nie wiedersehen würde. Sie waren belanglos für sie geworden. Hier war sie fett und unzufrieden geworden. Das würde alles anders werden. Für diesen Moment hatte sie gelebt. Jetzt war es so weit. Der Wendepunkt!
    Sie zog sich aus. Sie ließ ihre Kleider einfach auf dem Boden liegen. Sie sprang unter die Dusche. Am liebsten hätte sie sich noch die Haare gemacht, aber dafür blieb keine Zeit.
    Nein, feine Dessous besaß sie nicht, und solange sie auch in ihrem Schrank herumwühlte, sie fand keine Unterwäsche, die die Bezeichnung sexy verdient hätte. Aber es sollte wenigstens alles zueinander passen. Sie quetschte sich in ein Mieder, das ihr schon vor zwei Jahren zu eng gewesen war, warf Schmuck in ihre Handtasche, Parfüm und alles Bargeld, das sie fand. Sie packte ihren Koffer und hatte dabei das Gefühl, dass sie all diese Kleider nicht brauchen würde. Als wäre all das für eine Person geschneidert worden, die nicht sie war.
    Sie war glücklich und dankbar dafür, dass er sie auserkoren hatte und nicht irgendeine andere. Sie ging noch einmal ins Bad, putzte sich die Zähne, gurgelte mit Mundwasser.
    Dann machte sie sich auf den Weg zum ersten Einbruch ihres Lebens.

44
    Die Tankanzeige stand auf Reserve. Er würde gleich anhalten müssen. Vivien hatte das Hinweisschild zur Tankstelle gesehen. Wenn sie es richtig mitgekriegt hatte, kam die nächste erst nach fünfzig Kilometern. Das Risiko würde er bestimmt nicht eingehen.
    Vivien wog ihre Möglichkeiten ab. Wenn er rausging, um zu tanken, könnte sie versuchen, an sein Handy zu kommen. Aber wahrscheinlich würde er es einfach in die Hosentasche stecken. Er war vorsichtig und wollte immer die Kontrolle behalten. Besonders über Vivien. Ihre Hände fühlten sich taub an. Er hatte sie viel zu fest an den Beifahrersitz gebunden. An den Oberarmen schnitt das Klebeband durch das Baumwollhemd in ihre Haut. Ihr Magen knurrte und die Zunge fühlte sich pelzig an. Sie brauchte jetzt eine warme Mahlzeit, am besten ein blutiges Steak, mindestens aber eine Bratwurst.
    «Mach mich los.»
    «Es ist zu gefährlich, Vivien. Ich kann nicht …»
    «Du sollst mich losmachen, verdammt noch mal! Mir tut alles weh! Bin ich deine Gefangene, oder was? Ich greif dir nicht ins Lenkrad! Außerdem…»
    «Was außerdem?»
    «Willst du

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