Karma-Attacke (German Edition)
ansprechen. Sie stand immer noch da und starrte ihn an. Ihre Lippen formten tonlos: «Tom?» In ihrem Gesicht stand maßloses Erstaunen.
«Entschuldigen Sie», sagte Tom. «Ein Kumpel von mir.» Er klemmte sich das Brötchen zwischen die Lippen und ging betont lässig auf Vivien zu. Sie wandte sich ab und verließ die Gaststube. Tom hinterher. Später mussten die Autoren sich einigen, wer von ihnen seine Rechnung übernahm.
Vivien versuchte, vor ihm wegzulaufen, aber da hatte sie keine Chance.
«Vivien, was ist los?»
«Wie bist du hierher gekommen?»
Tom schlang hungrig sein Brötchen herunter. Er kaute und schluckte, ohne wirklich darauf zu achten.
«Ich hab dich gesucht. Ich dachte, du brauchst Hilfe.»
Sie blieb stehen. Ja, dachte sie, das brauche ich wirklich. Hilfe. Trotzdem sagte sie: «Hau ab, Tom! Verzieh dich.»
Das traf ihn. «Bist du bescheuert? Ich jag dir bis Luzern hinterher, und du sagst: Hau ab? Was für eine Scheiße läuft hier eigentlich?»
Vivien sah die Polizisten. Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief wieder in Richtung Hotel.
«Was ist los, Vivien? Hast du Angst vor denen? Sind die nicht zu deinem Schutz hier? Jagen die dich?»
«Lass mich in Ruhe. Es ist wirklich besser, du gehst. Ich hab den Typen am Nationalkai umgebracht.»
«Du?»
«Ja. Und er wird nicht der Letzte sein. Ich kann dir das nicht erklären.»
«Warum nicht? Bin ich zu blöd dazu?»
«Nein, aber…»
«Aber was?»
Ihr fiel keine bessere Ausrede ein. «Es würde zu lange dauern.»
Tom hielt sie fest. «Mach dir darum keine Sorgen. Ich werde nämlich ab jetzt bei dir bleiben. Wir haben alle Zeit der Welt.»
«Wo willst du wohnen?»
«Wo wohnst du denn?»
«Das ist nicht dein Ernst.»
Tom nickte heftig. «O doch!»
Sie konnten nicht draußen stehen bleiben. Die Polizisten bewegten sich in Richtung Hotel. Tom folgte ihr. Schon waren sie an der Rezeption vorbei durch die verwinkelten Gänge nach oben geschlichen und standen vor Viviens Zimmer.
Sie schluckte schwer und öffnete schließlich.
Tom staunte. Ein Doppelzimmer. Er wollte ihr Fragen stellen, zum Professor, zur Situation, er wollte Vorschläge machen, wie sie verschwinden könnten, doch da lag sie schon in seinen Armen. Sie konnte nicht anders, sie brauchte den Körperkontakt.
Der Raum war seit vielen Stunden nicht gelüftet worden. Zunächst fand Tom das ganz angenehm, alles roch nach Vivien. Doch die Heizung war hochgedreht, der Sauerstoff knapp. Sie schob beide Hände unter seine Lederjacke und kuschelte ihr Gesicht in sein schwitziges T-Shirt. Durch den Stoff berührten ihre Hände seine Brustwarzen und tasteten seinen Oberkörper ab, als wollte sie sich vergewissern, ob er wirklich echt war.
Er zerrte ihr die Jungenklamotten herunter.
Sie saugte so heftig an seiner Zunge, dass er Angst hatte, sie könnte ein Stück abbeißen. Tom hielt sich für ziemlich erfahren. Es wäre ihm schwer gefallen, auf Anhieb die Namen all der Mädchen zu nennen, mit denen er - außer Julia - geschlafen hatte. So gierig wie Vivien war noch nie eine gewesen. Nicht mal die vierzigjährige Trinkerin aus dem Nachbarhaus, der er manchmal Schnaps besorgt und die ihn seit seinem dreizehnten Lebensjahr immer wieder in ihre Wohnung gezerrt hatte, um über ihn herzufallen. «Ich werde dich hart rannehmen, mein Junge», hatte sie jedes Mal gesagt, und er hatte es sich nur zu gern gefallen lassen.
Bei Vivien war es anders. Sie zerrte so heftig an ihm herum, kratzte und war so leidenschaftlich, dass er Angst bekam. Beim letzten Mal hatte sie sich noch so geziert, war sogar weggelaufen, und jetzt das. Er hatte das Gefühl, mit einem völlig anderen Mädchen zusammen zu sein. Kurz überlegte er, ob sie vielleicht auf Droge war, schizophren oder sonst wie gestört. Er konnte es nicht genießen, es war ihm zu wild, doch die Hose hing schon in seinen Kniekehlen. Er wusste nicht, wie er aus der Situation herauskommen sollte. Außerdem war da das Messer in seinem Stiefelschaft, das sollte sie nicht sehen.
«Nicht», sagte er. «Du bist so grob, Vivien. Vorsichtig. Du tust mir weh.»
Es war, als höre sie ihn gar nicht. Doch als sie sein wie zum Trotz erigiertes Glied berührte, war sie sanft. Sie schaute es sich in Ruhe an. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Er würde auf keinen Fall erlauben, dass sie es in den Mund nahm. Sie hatte plötzlich etwas Raubtierhaftes an sich. Er war fast erleichtert, als er die Schritte vor der Zimmertür hörte.
«Der Professor!»,
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