Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
raunte Vivien.
    Sie sprangen auseinander. Tom zerrte die Jeans hoch, stolperte und griff nach seiner Lederjacke. Er riss die Schranktür auf und zog sich unter die wippenden Kleiderbügel zurück. Vivien warf seine Camel-Tasche hinterher. Dann schloss sie die Tür, und er hockte vollständig im Dunkeln.
    So ein Mist, dachte er, ich sitz schon wieder fest. Er fühlte sich wie im Kofferraum bei Kommissar Ackers. Es war stickig und viel zu warm in diesem Holzversteck.
    Unwillkürlich legte er beide Hände auf sein Herz. Es schlug so heftig, dass er befürchtete, der Professor könnte es hören. Dann konzentrierte er sich ganz darauf, mitzubekommen, was außerhalb seines dunklen Gefängnisses geschah. Er war in eine Welt geraten, in der der Wahnsinn wahrer wurde als die Wirklichkeit. Oder die Wirklichkeit zum wahrhaftigen Wahnsinn, er wusste es nicht. Auf irgendeine Art von Erlösung hoffend, blieb er still sitzen. Er ahnte, dass dies alles böse enden würde. In einem Blutbad, in einer Todeszelle oder in der Psychiatrie. Er sah sich schon in einer Zwangsjacke in der Gummizelle sitzen und wusste nicht mal genau, ob diese Aussicht, verglichen mit allen anderen, nicht vielleicht sogar die beste war.
    «Es wimmelt von Polizisten, Vivien, aber die sind dumm. Die kriegen uns nicht. Es wird noch eine Weile dauern, bis sie die Hotels durchkämmen. Allerdings weiß ich auch, dass der Hillruc hier ist. Ich spüre es genau. Diese mittelalterliche Stadt ist wie gemacht für ihn. Es ist nicht sein erster Aufenthalt hier. Er kennt sich aus. Diese Stadt ist ihm so bekannt wie Droba auf Thara. Ja, Luzern ist sein Droba im Jetzt. Hier findet er alles, was er braucht. Vor allen Dingen uns.»
    «Du machst mir Angst! Hast du mit ihm gekämpft? Du siehst aus, als ob …»
    «Nein, Vivien. Der Kampf wird nicht hier stattfinden. Sondern …» Er zeigte zum Pilatus.
    «Ich wusste es. In den Schneebergen!»
    «Ja. Ich habe uns eine Ausrüstung besorgt. Ich hab sie in der Kanalisation versteckt. Heute Abend, wenn es dunkel ist, werden wir uns holen, was wir brauchen, und dann in die Berge marschieren.»
    «Aber warum? Warum? Wir können doch hier bleiben. Hier ist es sicherer …»
    «O nein», lachte Professor Ullrich. «Hier sind zu viele Menschen. Es könnte praktisch jeder sein. Er kann jederzeit zuschlagen. Im Berg können wir ihm eine Falle stellen. Er wird dahin kommen, wo wir sind. Das ist seine Aufgabe. Und dort werde ich ihn töten.»
    «Glaubst du, dass es mein Vater ist? Hast du ihn wirklich nicht gesehen?»
    «Nein. Ich habe ihn nicht gesehen. Aber wenn wir Gewissheit haben wollen, Vivien, lass uns jetzt eine Rückführung machen. Je mehr wir wissen, desto stärker werden wir.»
    «Ja, aber…»
    Die Stimme des Professors bekam einen falschen Unterton, Tom spürte es sofort. Sie war zu süßlich, zu säuselnd, zu verführerisch.
    «Stell dir vor, Vivien, der Hillruc kommt nicht allein. Vielleicht hat Toi sich das Vertrauen deines Vaters erschlichen. Vielleicht kommt er mit ihm die Berge. Vielleicht ruft dein Vater: ‹Vivien, Vivien, wo bist du? Ich komme, um dir zu helfen!›, und die ganze Zeit ist der Hillruc bei ihm. Vielleicht wird dein Vater nur als Lockmittel benutzt. Wenn sie da zu zweit vor uns stehen - wen soll ich töten?»
    Viviens Stimme zitterte. «O mein Gott, hört das denn nie auf?»
    «Doch, Vivien. Es ist bald vorbei.»
    «Ich kann jetzt keine Rückführung machen. Ich glaube, ich komme nicht rein», stammelte Vivien.
    Tom spürte ihre Not. Wahrscheinlich, dachte er, hat ihre Weigerung etwas mit mir zu tun. Ich krieg ja jetzt alles mit. Inzwischen hatte sich seine Atmung normalisiert, und auch das Herz raste nicht mehr so. Es roch nicht muffig in dem Schrank, es war nur viel zu warm. Er konnte die Wälder riechen, in denen das Holz dieses Schrankes einst gewachsen war.
    Plötzlich erschien es ihm lächerlich, hier im Dunkeln zu sitzen. Warum, dachte er, zeige ich mich nicht einfach und erzähle, was geschehen ist mit Marga, Kommissar Ackers, bei der Polizei? Was habe ich schon zu verheimlichen? Okay, der Professor hätte uns fast beim Sex erwischt. Na und? Wenn der Blödmann nicht gekommen wäre, hätten wir uns geliebt, das ist doch nicht verboten. Wenn hier einer Schiss haben muss, dann doch wohl der Professor. Schließlich wird er von der Polizei gejagt. Ich könnte van Ecken anrufen und ihn verraten. Dafür würde ich Straffreiheit bekommen, eine Lehrstelle und all den anderen Blödsinn. Er empfand einen

Weitere Kostenlose Bücher