Karma-Attacke (German Edition)
aufheitern. Du hast einen Wunsch frei.› Der Mann wusste genau, was er wollte. Er bat die Fee: ‹Bau mir eine Brücke übers Meer. Ich möchte so gerne nach Amerika, aber ich trau mich nicht zu fliegen und ich trau mich nicht, mit dem Schiff zu fahren. Ich könnte aber über so eine lange Brücke bis nach Amerika laufen.› ‹Oje›, sagte die Fee, ‹das ist aber wirklich eine schwierige Aufgabe. Hast du nicht vielleicht was anderes, das du dir wünschst?› Daraufhin antwortete der Mann: ‹Ja, dann erklär mir die Frauen.› Die Fee schwieg eine Weile nachdenklich und sagte dann: ‹Noch mal zurück zur Brücke. Soll die einspurig oder zweispurig werden?›»
Da Ackers nicht lachte, tat Wust es für ihn. Vielleicht, dachte Wust, hat er nicht alles verstanden. Schließlich ist es ziemlich laut hier.
Ackers schüttelte nur verständnislos den Kopf und schob Wust weg. Ackers ging zur Toilette, um einen Moment allein zu sein. Er deutete auf Tom.
Wust nickte. Jaja. Für wie blöd hält der mich eigentlich, dachte er.
Um ein Haar wäre Ackers auf die Damentoilette gegangen. «Opa, hast du dich in der Tür vertan?» Die bissige Bemerkung einer Frau mit Rastalocken machte ihm im letzten Moment klar, dass er auf dem Holzweg war.
Professor Ullrich wusste, dass die Polizei längst in der Disco war. Er hatte sich Sabrina Schumanns BMW mit den dunklen Scheiben geliehen und parkte weit weg von der Disco in der Nähe der Bushaltestelle. Seit drei Stunden wartete er jetzt schon. Er stieg aus, um sich die Beine zu vertreten. Sollte sie ungesehen an ihm vorbeigekommen sein? Auf dem Rücksitz eines Autos liegend? Vielleicht war sie als Tramperin irgendwo eingestiegen und hatte sich bis zur Disco kutschieren lassen?
Er zögerte, ob er in die Disco gehen sollte, um nachzuschauen. Er wollte nicht gerne dort von Wust und Ackers angequatscht werden. Da hörte er den Schrei.
«Ey, die hat meinen Pulli geklaut! Ja, halt sie fest, Charlie!»
Professor Ullrich wusste sofort, dass es um Vivien ging. Er sprang in den Wagen zurück, schaltete die Scheinwerfer ein und fuhr auf das Gebäude zu.
Von links oben aus dem Wald rannte ein Pärchen über den Parkplatz zum Discoeingang. Der Kassierer hielt Viviens linken Arm fest. Sie schlug nach ihm und brüllte, er solle sie loslassen. Der Ärmel des Ringelpullovers wurde lang gezogen. Vivien schlüpfte einfach heraus. Der Mann hinter der Kasse hatte den Pullover in der Hand. Sein Kaffeebecher war umgefallen. Er wollte hinter Vivien herstürmen, doch da rannten zwei Leute an ihm vorbei. Es waren Wust und Ackers. Sie schubsten ihn einfach um.
Vivien lief direkt auf Professor Ullrich zu. Er drehte den Wagen und öffnete die Beifahrertür. Schon war sie auf seiner Höhe. Sie sprang in den Wagen und schlug die Tür zu.
«Danke», hauchte sie, dann erst sah sie, in wessen Auto sie gesprungen war.
Er gab zu viel Gas. Die Reifen drehten durch. Für einen Moment drohte der BMW sich in den lockeren Boden zu graben, doch dann schoss das Fahrzeug vorwärts.
«Stehen bleiben!», brüllte Ackers. «Hier spricht die Polizei! Bleiben Sie stehen, oder ich schieße!»
Er gab tatsächlich einen Schuss in die Luft ab. Es tat ihm in der gleichen Sekunde Leid, denn über jede im Dienst abgefeuerte Patrone musste er einen ausführlichen Bericht schreiben. Bei der Verfolgung eines fünfzehnjährigen Mädchens sollte man die Waffe besser in der Tasche lassen.
Professor Ullrich konnte die Spur nicht halten. Der Wagen flog fast aus der Kurve. Zum Glück begrenzte nur eine Hecke die Fahrbahn.
«Wie kommst du hierher? Was machst du hier?», fragte Vivien, nachdem sie sich gefangen hatte. «Ich dachte, du holst mich heute Abend bei meinen Eltern ab, wie besprochen.»
«Wärst du denn da gewesen?», fragte der Professor und schaute sie aus den Augenwinkeln an.
«Nein. Natürlich nicht. Mir ist was dazwischengekommen. Ich …»
«Mach dir nichts vor. Du steckst bis zum Hals in Schwierigkeiten. Aber Josch ist da und holt dich raus. Alles ist in Ordnung, Vivien. Lehn dich zurück.»
«Wo fahren wir hin?»
«Erst mal werden wir das Fahrzeug wechseln. Die Polizei ist hinter dir her, Vivien. Sie suchen dich.»
«Der Hillruc macht mir mehr Angst.»
«Mir auch. Ich habe ein Versteck für uns.»
«In den Bergen? Sag jetzt nicht, dass du mich in die Berge bringen willst! Nicht in die Schneeberge!», kreischte Vivien.
«Es gibt hier keine Schneeberge. Wir fahren an die Nordsee. Ich hab den Schlüssel für ein
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