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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Chance hatte. Trotzig schloss sie die Augen. Sie knirschte mit den Zähnen, dass es Ullrich in den Ohren schmerzte. Was, dachte sie verzweifelt, wenn alles ganz anders ist? Was, wenn nicht mein Vater Toi ist? Wenn nicht mein Vater meine Mutter getötet hat, sondern Peter Ullrich?
    Nichts war für sie mehr, wie es gewesen war. Einerseits befürchtete sie, selbst einmal ein Hillruc gewesen zu sein. Woher sonst sollten diese Bilder kommen? Andererseits sah sie Professor Ullrich plötzlich nicht mehr als gütigen Beschützer. Als sie für alle Menschen wahnsinnig gewesen war, hatte er ihr das Gefühl gegeben, keineswegs verrückt zu sein, sondern etwas Besonderes. Er hatte sie sogar verehrt. Er hatte ihr Rechte gegeben, die niemand ihr zugestanden hatte. Sie hatte nie genau gewusst, ob sie seine Gefangene war oder seine Königin.
    Sie fauchte jetzt wie eine Katze, die von Hunden in die Enge getrieben wurde. «Du bist Toi! Du hast alles gemacht wie auf Thara! Du hast meine Mutter getötet, um mich zu besitzen! Du hast keinen Ata-Käfig mehr, du hast diese verdammte Klinik!»
    Sie wusste nicht, ob sie ihm die Worte wirklich entgegenbrüllte oder ob sie schon bei dem Versuch, es zu tun, ohnmächtig wurde. Eine Welle von panischer Angst, gemischt mit Schuldgefühlen, spülte sie fort an einen dunklen, verzweifelten Ort.

35
    Nach dem Flop in der Disco und der erfolglosen polizeilichen Suchaktion fuhr Ackers direkt zu Brigitte Zablonski. Er fühlte sich, als hätte er noch nie im Leben so versagt. Natürlich hätte er Vivien draußen vor der Disco abfangen müssen. Er hatte sie praktisch entkommen lassen. Er war verstrickt in diese Geschichte, war auf eine Art beteiligt, die er nicht begriff.
    Es war halb vier morgens, als er strubbelig, durchgeschwitzt und mit einem Stoppelbart bei Brigitte Zablonski auftauchte. Die Krawatte hing wie ein Strick um seinen Hals.
    Er dachte nicht darüber nach, dass es dreist war, um diese Zeit einfach zu klingeln. Nein, es erschien ihm genau richtig.
    Sie wirkte auf ihn, als hätte sie ihn erwartet. Jedenfalls kam sie nicht aus dem Bett. Ihre langen Haare waren sorgfältig gekämmt. Sie trug ein dezentes Make-up, das ihrem Gesicht eine leicht kränkliche Blässe gab. Schwarzer, matt glänzender Stoff umhüllte ihren Körper. Ackers wurde das Gefühl nicht los, dass sie darunter nackt war.
    Sie fand sein Erscheinen überhaupt nicht merkwürdig. Er saß in ihrer Küche, während sie grünen Tee aufbrühte. Die Füße taten ihm weh. Unterm Tisch zog er die Schuhe aus.
    Sie waren sich auf eine absurde Weise vertraut, als wären sie seit vielen Jahren miteinander verheiratet. Erklärungen oder Entschuldigungen waren überflüssig. Die ruhigen Gesten von Brigitte Zablonski, ihre selbstverständlichen Bewegungen und alltäglichen Handlungen beim Teekochen sagten ihm wortlos: Gut, dass du gekommen bist.
    Ackers hatte ein bisschen das Gefühl, nach Hause zu kommen, in eine fremde, doch sehr vertraute Wohnung. So wunderte es ihn kaum noch, dass sie sich plötzlich vor ihm auf den Boden setzte statt auf den Stuhl. Sie nahm seinen linken Fuß, streifte die Socke ab und begann mit einer Fußreflexzonenmassage. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Ihre warmen Hände machten ihm bewusst, wie kalt seine Füße waren.
    Sie drückte einen Punkt an seinem großen Zeh. Er spürte ein Kribbeln durch sein linkes Bein laufen. Die linke Körperhälfte wurde warm. In seinem Kopf gab es ein paar kleine Explosionen. Jede davon löste etwas auf, das sich, im Nachhinein betrachtet, schon immer wie ein klebriger, störender Knoten angefühlt hatte.
    «Was machen Sie mit mir?», fragte er.
    Sie lächelte. «Ich massiere Ihnen die Füße.»
    «Damit habe ich ja gar nicht gerechnet», stöhnte Ackers wohlig.
    «Man kriegt, was man kriegt, wenn man’s kriegt.»
    «Das ist ja irre. Ich spüre es im ganzen Körper.»
    «So soll es auch sein. Sie brauchen ein bisschen körperliche Entspannung, sonst kommen Sie gar nicht in eine Rückführung hinein.»
    «Sie sind also bereit, mich heute noch zurückzuführen?»
    «Die Frage ist, ob Sie bereit sind.»
    Er nickte und biss die Zähne zusammen, denn ein stechender Schmerz im Fuß ließ ihn zusammenzucken. «Ah!» Er wollte ihr den Fuß entziehen, doch sie hielt ihn fest und massierte die Stelle weiter.
    «Sie tun mir weh! Es ist, als würden Sie mit einem Messer in meinen Fuß stechen.»
    «Es ist eine Blockade zwischen Herz und Kopf. Hier, im Hals. Ich versuche, sie mit

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