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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Ferienhaus. Da sind wir erst mal ungestört und in Sicherheit.»
    «Wem gehört das Haus?»
    «Na wem wohl? Mir jedenfalls nicht, sonst hätten sie uns sofort.»
    «Frau Dr.Schumann?»
    Ullrich nickte.
    Eine Weile schwiegen sie.
    Vivien schaute nach hinten. «Meinst du, sie verfolgen uns, oder sind das nur irgendwelche Autofahrer?»
    «Sie werden uns auf jeden Fall verfolgen. In ein paar Minuten wimmelt es hier nur so von Polizeiautos. Wenn wir Glück haben, sind Wust und Ackers an der Kreuzung in die falsche Richtung gefahren. Aber sie sind nicht die Einzigen. Vermutlich waren eine Menge Polizisten in der Disco.»
    «Hat Tom gepetzt?», fragte Vivien und hoffte auf ein Nein. Sie wollte es nicht wahrhaben, doch dann beantwortete sie sich die Frage resigniert selbst. «Klar. Tom. Wer sonst?»
    Professor Ullrich bog in einen Waldweg ein und schaltete die Beleuchtung aus. Er hatte sich diesen Weg bereits vorher auf der Landkarte ausgeguckt. Sie wurden mächtig durchgeschüttelt. Er fuhr viel zu schnell, und dieser Weg war nur für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge gedacht. Normalerweise fuhren hier Trecker. Die Reifenspuren waren tief ausgefahren. In der Mitte dazwischen wucherte hohes Farnkraut.
    Es interessierte Professor Ullrich nicht, ob der BMW dabei zu Bruch ging oder nicht. Neben ihm wurde Vivien hin und her geschleudert. Sie schaute ihn an und begriff jetzt, außerhalb der Klinik noch mehr als innerhalb der sterilen Räume, dass Professor Ullrich ein ganz anderer Mensch war als alle anderen. Anders als ihr Vater, anders als ihre tote Mutter, anders als Schwester Inge. Ein Teil in ihm war wild. Rücksichtslos. Materielle Dinge interessierten ihn nicht. Ob die Kotflügel Beulen bekamen oder der Lack Kratzer - das alles hätte wahrscheinlich jeden anderen rasend gemacht. Doch für den Professor war dieses Auto nur ein Ding, das ihn vorwärts brachte, raus aus der Gefahrenzone. Danach würde er aussteigen und es vergessen. Die Dinge an sich hatten keinen Wert für ihn. Er benutzte sie nur, weil sie eben da waren.
    Die Scheinwerfer ließen das dichte Gestrüpp an den Seiten und die herunterhängenden Äste der Bäume wie Greifarme erscheinen. Sie klatschten auf die Windschutzscheibe und ratschten übers Autodach. Vivien konnte den Blick nicht von Professor Ullrich wenden. Sie war ihm dankbar. Sie fühlte sich von ihm gerettet. Und trotzdem stimmte da etwas nicht. Ein Hillruc wäre genauso gefahren wie er. Ja, die Hillrucs hatten auch alles nur benutzt und dann weggeworfen. Nie wäre ein Hillruc auf die Idee gekommen, Dinge pfleglich zu behandeln oder gar zu reparieren.
    Während sie diesen schrecklichen Gedanken dachte, fragte sie sich, woher sie das eigentlich so genau wusste. Sie fühlte sich plötzlich wieder wie auf dem Baum vor der Disco. Sie saugte die Luft tief durch die Nasenlöcher ein und kämpfte gegen den Impuls an, die Arme um Professor Ullrich zu schlingen und ihn abzuküssen. Der Wunsch danach war heftig. Sie begehrte ihn plötzlich. Es machte ihr Angst und Lust zugleich. Sie wagte nicht, sich zu bewegen. Obwohl sie die Augen weit aufgerissen hatte, sah sie plötzlich nicht mehr Ullrich am Steuer sitzen, sondern Toi. Aber sie fürchtete ihn nicht. Nein. Nein, sie vergötterte ihn! Er war der tollste aller Hillrucs. Mächtig und schön.
    Vivien grub ihre Finger in die Oberschenkel. Sie beugte sich dabei vor und stöhnte so sehr, dass Professor Ullrich den Wagen zum Stehen brachte.
    Er schüttelte sie. «Vivien! Vivien! Was ist mit dir los? Vivien, hör auf!»
    Ihre Stimme kam aus der Tiefe eines überlaufenden Gullys. «Nimm mich, Toi! Nimm mich!»
    Professor Ullrich drückte sie an sich. Sie sollte den Körperkontakt spüren. Doch selbst durch das Auflegen seiner Hände erreichte er nichts. Sie schienen jede Magie verloren zu haben. Ungläubig sah er seine Chancenlosigkeit. Sonst hatte er Vivien oft schon durch eine Berührung von einem Zustand in einen anderen bringen können, zumindest aber beruhigen. Das war jetzt völlig unmöglich.
    «Uta!», rief er, «Uta, ich bin’s! Josch!»
    «Du bist nicht Josch!», gurgelte sie. «Du hast Josch getötet und Uta auch!»
    «Wer bist du? Sag mir deinen Namen!»
    Speichelbläschen lösten sich von Viviens Lippen. Sie hechelte nach Luft. Sie hatte die Kontrolle über ihre Augäpfel verloren. Ihr Blick war nicht mehr koordiniert. Das rechte Auge schien aus dem Fenster zu sehen, das linke auf Professor Ullrich. Ihr Körper zuckte wie unter elektrischen

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