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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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protestierte Swetlana gerade.
    Vivien entfernte sich leise.

34
    Die Girlies hier waren nichts für Wust. Er stand auf verheiratete Frauen. Je verheirateter, umso besser. Es reizte ihn, Frauen von anderen zu erobern, wissend, dass sie ihm nicht gehörten und ab jetzt ein Geheimnis mit ihm teilten. Wust wollte von ihnen hören, dass ihr Mann es ihnen noch nie so besorgt hatte. Dass er als Liebhaber der bessere war. Und er akzeptierte es dann, dass sie trotzdem zu ihren Männern zurückgingen.
    Die Bedienung reizte ihn, denn der Eckensteher dahinten, der eine Selbstgedrehte nach der anderen rauchte, guckte so eifersüchtig. Garantiert war das ihr Ehemann, dem es nicht passte, dass seine Frau in der Disco arbeitete. Wust überlegte, ob er sie vor seinen Augen anbaggern sollte.
    Dort im blauroten Licht stand noch eine Frau mit langen Haaren und vielen bunten Ketten. Sie sah aus wie eine Mutter, die ihre Tochter sucht und dabei krampfhaft den Eindruck einer Frau erwecken will, die sich amüsiert. Die gefiel Wust auch. Am liebsten aber hätte er die ganz in Schwarz gekleidete Blondine mit den Highheels und dem silbernen Schlangenmuster auf den Strümpfen gehabt. Sie knutschte die ganze Zeit mit einem Bartträger herum, der gut einen Kopf kleiner war als sie. Ohne den Typ wäre die Frau vermutlich viel weniger attraktiv, dachte Wust. Er wollte immer haben, was den anderen gehörte.
    Ackers spürte, dass sein Kollege nicht ganz bei der Sache war. Er selbst interessierte sich heute Abend nicht für Frauen. Egal, ob sie Männer hatten oder keine, Röcke trugen oder Hosen, Ackers Blicke klebten auf Tom Götte. Wenn Vivien kam, dann, um ihn zu suchen. Wer Tom hatte, würde Vivien kriegen. Das war seine Hoffnung.
    Der Kleine würde mal ein gerissener Ganove werden. Die Prognose wagte Ackers. Er war clever genug gewesen zu verlangen, dass die Kripo ihm den Eintritt bezahlte, wenn er schon rein dienstlich mit ihnen in die Disco ging. Außerdem wollte er alle Getränke frei und vorher ein Abendessen. Ackers hatte aus eigener Tasche für Tom gezahlt. Der notwendige Formularkram, um die paar Euro wiederzukriegen, war Ackers zu anstrengend. Ein bisschen Verlust ist immer, dachte er sich.
    Die Augen hielt Ackers ständig auf seinen Köder geheftet. Doch seine Gedanken schweiften ab. Er wollte zu Brigitte Zablonski und eine Rückführung machen. Er hatte sich heute Nachmittag nur kurz hingelegt, um sich ein wenig zu erholen. Noch vor wenigen Tagen hatten ihn fünfzehn bis zwanzig Minuten Mittagsschlaf regelmäßig erfrischt. Diesmal war es anders gewesen. Er hatte nicht wie sonst geträumt. Nicht als Mann. Sondern als Mädchen. Er hatte Männer in dunklen Anzügen gesehen. Sie hatten Zigarren geraucht und gescherzt. Er hatte ihre Worte nicht verstanden, hatte sich von ihnen bedroht gefühlt, abgestoßen und angezogen gleichzeitig. Das nächste Bild hatte ihn restlos fertig gemacht. Er hatte vor einem Schminkspiegel gesessen und begeistert Puder und Lippenstift ausprobiert. Er hatte diese Dinge nicht benutzen dürfen, doch die Sehnsucht danach war größer gewesen als die Angst vor Entdeckung. Er hatte sein Gesicht im Spiegel gesehen. Es war deutlich das Gesicht eines jungen Mädchens gewesen. Und er hatte gewusst, dass er es war. Mit wem sollte er darüber reden, wenn nicht mit Professor Ullrich oder Brigitte Zablonski?
    Wust langweilte sich. Er glaubte nicht an den erfolgreichen Ausgang dieses Abends. Er riss ein paar Zoten und versuchte, Ackers in ein Gespräch über Frauen zu verwickeln. «Guck mal, die da, die schielt immer zu dir rüber. Die ist ganz heiß auf dich. Wetten, wenn du rübergehst und fragst, ob sie Lust hat, mit dir im Wald zu verschwinden, kommt sie sofort mit. Nun guck doch nicht so, Mensch! Die Kleine ist schon ganz feucht und du …»
    Wust hatte sich in den letzten Wochen der Zusammenarbeit an missbilligende Blicke von Ackers gewöhnt. Aber so hatte Ackers ihn noch nie angesehen. Es war, als würde gar nicht sein Vorgesetzter gucken, sondern als sei er versehentlich in ein Damenkränzchen seiner Mutter hineingeraten und müsste sich nun für seine anzüglichen Bemerkungen entschuldigen.
    Wust verstand nicht, was das sollte. Er wollte Ackers weiterhin aufheitern und erzählte ihm eine Geschichte. Um gegen die laute Musik anzukommen, brüllte Wust in Ackers’ Ohr.
    «Es war einmal ein Mann, der saß am Meer und sah traurig aufs Wasser. Da erschien ihm eine Fee. Sie sagte: ‹Du siehst so traurig aus. Ich will dich

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