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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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kriegen konnte. Dabei war er zu sich selbst und zu ihr nicht ganz ehrlich. Worum es ihm wirklich ging, war das Erleben als Hillruc. Er würde diese Droge jederzeit wieder nehmen, völlig egal, was für Nebenwirkungen sie hatte. Er wusste, dass es sich um einen süchtig machenden Bewusstseinszustand handelte. Und noch etwas drang jetzt schleichend zu ihm durch: Während Frau Zablonski über Sternenkonstellationen sprach und er schon lange nicht mehr zuhörte, wurde ihm klar, dass er als Hillruc kein Opfer gewesen war, sondern ein Täter. Keiner von den Guten, sondern einer von den ganz, ganz Üblen.
    Er fand das Gefühl geil. Er war erschrocken darüber, aber die Erinnerung an das Kribbeln auf der Haut entschädigte ihn dafür. Blitzartig sah er, wie er Mädchen aus dem Ata-Käfig für sich selbst geholt hatte. Er sah, wie er sich auf sie stürzte.
    Nein, das wollte er nicht. Er biss in seinen Handrücken.
    «Herr Ackers? Herr Ackers? Was ist? Herr Ackers?»
    Er trat gegen das Tischchen, auf dem das Telefon stand. Es überlebte den Tritt nicht. Splitter drangen in sein Schienbein, und ein höllischer Schmerz jagte durch den Fuß zum Knie hoch. Das tat gut. Damit war er wieder im Jetzt. Die Bilder waren weg.
    «Frau Zablonski? Kann es sein, dass solche Erinnerungen jetzt auch für mich plötzlich zurückkommen können? Kann mich das irgendwo erwischen?»
    «Ist es gerade so gewesen, während wir telefoniert haben?»
    «Ja.»
    «Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Das kann im Augenblick sehr heftig für Sie sein, weil Sie eine ungewöhnlich tiefe Rückführung hinter sich haben. Am besten fahren Sie in den nächsten Tagen kein Auto und sind auch sonst ein bisschen vorsichtig.»
    «Du liebe Güte, werde ich jetzt etwa verrückt?»
    «Nein. Jeder Mensch hat so etwas. Wir nennen es Tagträume und glauben, dass uns plötzlich Szenen aus Filmen einfallen. Nach heftigen Rückführungen geschieht so etwas öfter, und wir haben dann ein Bewusstsein davon, dass es sich um Erinnerungen an frühere Leben handelt. Die meisten Menschen, denen unverhofft solche Bilder erscheinen, wissen nicht, wo sie herkommen. Aber das wird wieder aufhören, keine Angst. Sie müssen ja nicht gleich als Geisterfahrer über die Autobahn sausen.»
    «Ich habe schreckliche Dinge getan als Hillruc.»
    «Wir haben alle schreckliche Dinge getan. Niemand ist durch seine Inkarnationen gekommen, ohne Schuld auf sich zu laden oder Dinge getan zu haben, für die man sich heute schämen würde. Was bedeutet das schon? Wichtig ist doch nur, was wir heute sind. Was wir jetzt tun.»
    «Ja», sagte er, «danke. Herzlichen Dank.»
    Er konnte jetzt nicht mehr zuhören. Er konnte ihre Stimme nicht länger ertragen. Nachdem er aufgelegt hatte, holte er sich einen Block und einen Filzstift, setzte sich in seinen Sessel und legte die Füße auf den Tisch. Er wollte alles aufschreiben, was er erlebt hatte.
    Mehrere Stunden verharrte er so, bewegungslos, ohne auch nur ein Wort zu schreiben. Er atmete nur ruhig ein und aus und schwitzte.
    Dann knurrte sein Magen. Ackers stand auf, nahm seine Jacke und verließ seine Wohnung. Bevor er die Tür schloss, sah er sich noch einmal im Raum um. Alles kam ihm merkwürdig fremd und doch vertraut vor.
    Er ging in die Metzgerei zwei Straßen weiter. Er fand den Geruch in dem Geschäft auf unbekannte Weise erregend. Er spürte das Kribbeln jetzt nicht auf der Haut. Doch seine Nase war anders geworden. Er hatte dort Geruchsnerven, die er vorher nicht gekannt hatte. Sie waren durch die Rückführung aktiviert worden. Der Geruch von frischem Rinderblut putschte ihn auf.
    Ackers kaufte sich ein 400-Gramm-T-Bone-Steak und ging damit ohne Umwege zurück nach Hause. Am liebsten hätte er schon vor der Tür der Metzgerei in das blutige Stück Fleisch gebissen. Doch er wollte den Anschein der Zivilisation wahren. Er befürchtete, aufzufallen. Er zwang sich dazu, langsam, gemessenen Schrittes zu gehen. Nur auf den letzten paar Metern schaffte er es nicht mehr. Er begann zu rennen.
    Im Haus stürmte er die Treppe hoch. Er hatte Mühe, den Schlüssel exakt ins Schloss zu stecken. Am liebsten hätte er sich einfach mit der Schulter gegen die Tür geworfen, um sich so schnell wie möglich in der Ruhe seiner vier Wände über das Fleisch hermachen zu können.
    Endlich ging seine Wohnungstür auf. Noch im Flur grub er gierig die Zähne in das rohe Fleisch. Der erste Bissen widerte ihn an. Er konnte kaum schlucken. Doch dann biss er zu, wieder und

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