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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Fleischkrümel, die an seiner Hand pappten, am Schrank kleben blieben. «Das hier», sagte er, «ist alles austauschbar. Wir sind jetzt zufällig hier, in diesen Körpern. Bald werden wir woanders sein. In anderen Körpern. Es sind belanglose Kulissen.»
    «Worum geht es dann?», fragte sie. «Worum geht es wirklich?»
    «Wir müssen herausfinden, wer wir sind, um es dann wirklich zu sein.»
    «Und wer bist du?»
    Sie sah, dass seine Finger aus dem Gehackten eine Figur formten. Das da wurde keine Frikadelle. Es sah aus wie ein Embryo. Er schaute nicht hin dabei. Die Finger taten es von allein. Aber sie konnte den Blick nicht davon abwenden. Es war kein menschlicher Embryo. Sie wusste, wie die aussahen, sie kannte sie aus Büchern. Und doch hatte sie so etwas schon einmal gesehen. Plötzlich wusste sie, wann. So hatte die Hillruc-Brut ausgesehen, die aus ihrer Mutter gekrochen war.
    Vivien zeigte auf das Stück Fleisch und sagte: «Es sieht aus wie die Tonfiguren auf deinem Schreibtisch.»
    Erst jetzt bemerkte Professor Ullrich, was seine Finger geformt hatten. Er warf den Fleischklumpen in die Pfanne. Das Fett spritzte. Vivien sprang zur Seite, trotzdem bekam sie einige schmerzhafte Spritzer ab. Er drückte jetzt seine Fäuste in die Pfanne und zerquetschte sein eigenes Gebilde, als wollte er verhindern, dass es zum Leben erweckt würde.
    Vivien kauerte sich in eine Ecke des Zimmers. Ihre Hände zitterten. Sie klemmte sie zwischen ihren Knien ein. Sie wusste nicht, was er als Nächstes tun würde. Sie fürchtete sich jetzt vor ihm.
    In der Pfanne formte er aus dem Hillruc-Baby einen Klumpen. Dann blieb er eine Weile so stehen und starrte in die Pfanne, bis das Fleisch anbrannte. Er wendete es nicht. Er sah nur zu dabei. Für Vivien war es, als würde er durch das Fleisch hindurchsehen in eine andere Welt.
    Sie riss sich zusammen, stand auf und schaltete den Gasherd aus. Dann hob sie die qualmende Pfanne hoch und ließ sie in die Spüle knallen. Unbeweglich stand der Professor immer noch da.
    «Warum», fragte Vivien, «sind die Hillruc-Babys auf deinem Schreibtisch alle tot? Sie sind aufgeplatzt. Wer hat sie umgebracht?»
    Er schien aus seiner anderen Welt zu antworten. Er sprach mit jemandem, den Vivien nicht sah. Aber da war jemand, sie konnte die Anwesenheit spüren.
    «Du hast sie getötet. Du hast sie alle getötet.»
    «Mit wem sprichst du?», fragte Vivien. «Wer? Wer war es? Hast du es selbst getan?»
    Er reagierte nicht. Sie wusste genau, wo er sich im Moment befand. Er war auf Thara. Eine Tschika war aufgeplatzt. Aus ihr krochen die Babys. Und irgendjemand zerhackte sie, damit aus ihnen keine großen Hillrucs werden konnten. Irgendein Held zerstörte die Saat des Bösen.
    «Wer ist es? Wer tötet die Hillrucs?»
    «Du», sagte er. «Du tust es!»
    «Ich? Redest du mit mir?»
    «Uta bringt sie alle um!»
    «Ich?»
    «Ja, Uta. Sie haben deine Mutter getötet. Du hast die Streitaxt von Toi, und du zerhackst sie alle. Dafür wird Toi sich rächen.»
    Professor Ullrich fiel auf die Knie, reckte die Arme gegen die Decke und brüllte wie ein angeschossenes Tier.
    Nein, ein Tier hatte Vivien nie so brüllen hören. Nicht in diesem Leben. Doch sie kannte es aus einem früheren. Hillrucs gaben solche Laute von sich, wenn sie in der Falle saßen. In Todesangst. Oder in ihrem monströsen Zorn, wenn sie aussahen, als wollten sie alles um sich herum vernichten.
    Sie wusste nicht, ob sie ihm jetzt helfen sollte oder ob es besser war, das große Küchenmesser zu nehmen, um ihm damit die Kehle durchzuschneiden.

38
    Kommissar Wust stand in einem Konflikt. Einerseits fand er, dass sein Chef Ackers sich geradezu idiotisch verhielt, andererseits hatte er Schwierigkeiten, sich zu beschweren. Frau Dr.Marion Benthin, die leitende Oberstaatsanwältin, war eine verheiratete Frau. Vor wenigen Wochen, als Wust sie zum ersten Mal gesehen hatte, glaubte er, um ihre Lippen herum einen Zug zu erkennen, der ihm verriet, dass sie auf einen Lover wie ihn wartete. Das war ein folgenschwerer Irrtum gewesen. Sie hatte seinen Annäherungsversuch als dümmlich und plump eingestuft und ihn scharf in seine Schranken zurückgewiesen. Er hatte geglaubt, darin nur den üblichen Widerstand einer Ehefrau zu entdecken, die für ihren neuen Lover nicht als leichte Beute gelten wollte. Auch damit hatte Wust falsch gelegen.
    Jetzt saß er ihr gegenüber. Ackers war zu dem Termin nicht erschienen. Wust musste ihr die Aktenlage erklären. Und sie hatte

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