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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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reagiert hatten, befürchteten sie, dass Professor Ullrich Vivien etwas antun würde. Niemand hatte es formuliert, doch sie ahnte den Verdacht: Peter Ullrich könnte Ralf Rottmann ermordet haben, weil Rottmann ihm Vivien wegnehmen wollte. Aber warum? Warum, warum?
    Sie erkannte, dass sie immer eifersüchtig auf Vivien gewesen war. Sie hatte ihn nur bekommen, weil er Vivien wollte. Jetzt, da er mit Vivien auf der Flucht war, brauchte er sie nicht mehr. Höchstens noch ihr Auto, ihr Ferienhaus. Aber auch das würde er bald verlassen.
    Aus der hintersten Schrankecke holte sie das Jagdgewehr von ihrem Vater. Sie hatte dieses alte Erbstück nie benutzt, aber sie wusste, wie es funktionierte. Es war eine doppelläufige Flinte. Ein Zwilling, wie ihr Vater es genannt hatte. In der Schachtel war auch noch Munition. Schrotpatronen. Sie hatte keine Ahnung, ob so etwas schlecht werden konnte. Sie lagen hier seit Jahren. Sie knickte die Läufe um und lud die Flinte. Sie wusste nicht, warum sie es tat. Ihr Verstand sagte ihr, sie wolle das Kind vor einem schlimmen Schicksal bewahren. Doch ihr Herz sprach eine andere Sprache: Wenn ich ihn nicht haben kann, soll ihn auch keine andere bekommen.
    Sabrina Schumann nahm den Dienstwagen. Sie legte die doppelläufige Flinte auf den Beifahrersitz. Sie war geladen und entsichert. Sie wusste noch nicht, ob sie damit auf ihn schießen oder ob sie sich beide Mündungen selbst in den Mund schieben würde.

40
    Vivien schaute dem Flug der Möwen zu. Es war, als würden sie Symbole für sie in den Himmel schreiben.
    Vivien verstand die Schutzzeichen der Lüfte. Sie hatte vor langer Zeit gelernt, die Flugsprache der Meeresvögel zu lesen. Jetzt bekam sie wieder Zugang zu diesem Wissen. Wie oft, wenn sie aus dem Ata-Käfig nach oben geschaut hatte, hatten die Vögel ihr Mut gemacht. Ihre Kreise sagten: Alles wird gut. Du wirst nicht immer eingesperrt bleiben. Es gibt ein Leben außerhalb des Käfigs. Habe Vertrauen.
    Vivien fühlte sich stark. Sie war verbunden mit der Natur und endlich wieder ein Teil der Welt. Mit ihrem Sommerkleid winkte sie den Möwen, als wäre es eine Siegesfahne.
    Gleich beim Verlassen des Hauses hatte Vivien sich das Kleid über den Kopf ausgezogen. Sie trug es über dem Arm wie ein Strandtuch. Es machte ihr gar nichts aus, in Unterwäsche über den Strand zu laufen.
    Professor Ullrich stand einige Schritte von ihr entfernt und schaute ihr zu. Jetzt war der hellblaue Slip in ihre Pospalte gerutscht. Die linke Pobacke lag frei.
    Professor Ullrich fragte sich, ob sie in kindlicher Unschuld und Unbefangenheit handelte oder ob sie versuchte ihn anzumachen. In der Klinik hatte er ein paar Mal das Gefühl gehabt, sie würde ihre Reize an ihm ausprobieren. Aber er war Psychologe genug, um sich zu fragen, ob das nur sein eigenes Wunschdenken war.
    Ullrich näherte sich Vivien. Bevor er sie ansprach, bückte er sich, hielt seine Hände ins Wasser, kühlte sich die Pulsadern und rieb sich mit den salzig-feuchten Händen das Gesicht ab.
    «Vivien», sagte er dann, «wir sind in Lebensgefahr. Wir können nicht so tun, als ob es das alles nicht gäbe. Ein Hillruc ist zurückgekommen.»
    «Ja», sagte Vivien, ohne sich umzudrehen. «Und er will mich. Aber niemand wird uns das glauben.»
    «Natürlich nicht. Die Menschen bewegen sich in ihrer Zivilisation. Sie haben mit unseren Thara-Problemen nichts zu tun.»
    Jetzt wirbelte Vivien herum. «Aber er wird mich töten. Mich! Er wird mir seine Brut einpflanzen, dann wird er mich gefangen halten, bis ich seine Kinder gebäre, und falls ich dabei nicht sterbe, wird er mich danach töten. Es ist Toi! Wir beide wissen das.»
    Professor Ullrich griff nach ihrer Hand. Sie ließ es zu. Der Hautkontakt beruhigte sie wieder. Es funktionierte noch immer zwischen ihnen.
    Jetzt gingen sie nebeneinander am Strand entlang, wie ein verliebtes Paar. Vivien mit den Füßen im Wasser, er fast auf trockenem Sand.
    «Was hast du vor?», fragte sie. «Du hast doch einen Plan, oder?»
    Er antwortete mit schmalen Lippen, doch in seiner Hand spürte Vivien, wie ernst er es meinte. «Wir müssen ganz sicher sein, wer Toi ist. Wir kennen ihn. Alle beide. Und wenn wir ihn haben, wenn wir völlig klar sind, das ist Toi, dann …»
    Sie schaute zu ihm hoch. «Was dann?»
    «Dann müssen wir ihn töten.»
    Vivien wurde blass, und Professor Ullrich ergänzte: «Keine Angst. Ich werde es tun.»
    «Und dann?»
    «Dann sind wir frei, Vivien. Dann ist es erledigt.»
    «Du

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