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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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heraus«, sagte meine Mutter. »Karsh, Beta, noch ein Kachori?«
    »Ist ja auch egal«, sagte Radha. »Auf jeden Fall sieht's toll aus.«
    »Äh, danke«, sagte meine Mutter und zeigte nun auf Radhas Schopf. »Deine Haare sehen aber auch irgendwie anders aus.«
    »Tja, ich werde allmählich grau wie 'ne Oma«, sagte Radha. »Aber mir gefällt's. Und mein Sohn hier verbietet mir, die Haare zu färben.«
    »Da kommt ihr Teint besser zu Geltung«, lächelte Karsh. »Und wenn sie einmal richtig grau ist, denken die Leute vielleicht auch nicht mehr, sie sei meine Schwester. Das ist nämlich immer ziemlich peinlich, wenn wir zu sammen an der Uni sind.«
    »Die Leute denken, ihr seid Geschwister?«, fragte meine Mutter.
    Ihr hängt gemeinsam an der Uni rum?, dachte ich, sagte aber stattdessen:
    »Das passiert uns auch immer.«
    Eine peinlich berührte Stille folgte auf diesen Kommentar, die Radha schließlich unterbrach.
    »Erzähl doch mal ein bisschen von dir, Shilpa. Was machst du denn so? Es ist schon so lange her.«
    »Nein, nein, erzähl du lieber von dir, Radha«, sagte meine Mutter in genau demselben Tonfall und mit einem gefrorenen Lächeln auf den Lippen.
    »Ach, ich bin immer noch auf der Kinderstation, wie gehabt. Mittlerweile hab ich schon so viele Enkel zur Welt gebracht – vielleicht werde ich ja selbst auch noch irgendwann Großmama.«
    Sie zwinkerte Karsh zu, der mit den Augen rollte.
    Radha lehnte sich zurück und stopfte sich einen ganzen Pakora auf einmal in den Mund.
    »Und du?«, fragte sie mit vollem Mund.
    »Ach, du weißt ja«, sagte meine Mutter mit nervösem Kichern. »Dies und das. Man ist ja so beschäftigt. Ich weiß immer gar nicht, wo der ganze Tag geblieben ist, so viel habe ich zu tun.«
    Sie machte eine etwas gequälte Miene, die sie sonst immer aufsetzte, wenn wir unseren Nachbarn im Super markt begegneten oder Bekannte mit nicht ganz so hüb schen Babys trafen.
    »Also, Karsh, und du beschäftigst dich im Studium mit Computern?«, wechselte mein Vater das Thema. Karsh nickte – ich hatte es hier also nicht nur mit einem unsagbar durchschnittlichen Jungen zu tun, sondern auch noch mit einem Computer-Spack.
    »Kümmerst du dich um die Software?«, fügte meine Mutter hinzu und begab sich damit auf unbekanntes Gebiet.
    »Ich beschäftige mich hauptsächlich mit 3D-Renderings und Grafiken. Nebenher versuche ich, so viel wie möglich mit Midi und Sound zu machen.«
    Meine Eltern nickten, als hätten sie alles verstanden. Ich jedenfalls hatte keine Ahnung, wovon er redete.
    »Und was möchtest du später mal machen?«, wandte sich Radha an mich. »Du bist doch bald mit der High School fertig, stimmt's? Bestimmt hast du dir schon Gedanken gemacht, was du werden möchtest.«
    »Och, ich weiß noch nicht so recht.«
    »Du meinst, du hast noch nicht dein ganzes Leben durchgeplant?«
    Ihre Augen schienen zu lachen, aber mir war nicht ganz klar, ob sie über mich, mit mir oder einfach nur so lachte.
    »Nun, ich … äh, ich beschäftige mich diesen Sommer viel mit, äh, Fotografie«, kam es aus mir heraus.
    »Dimple hat übrigens einen ausgezeichneten Notendurchschnitt«, warf meine Mutter hastig ein, um möglichst von der Knipserei abzulenken.
    »Das möchtest du also später werden: eine Fotografin?«, blieb Radha beim Thema und sah mich neugierig an.
    »Ich fotografiere gerne, wenn du das meinst«, sagte ich und wurde vor lauter Nervosität ganz zappelig. Warum starrte Karsh mich denn plötzlich so an? Ich reichte ihm die Kokosnusskekse, damit er was anderes zum Angucken hatte, doch er reichte sie sofort meiner Mutter, die ihren ersten Keks nahm, während alle anderen bereits zwei davon intus hatten. »Aber ich weiß nicht, ob ich jemals davon leben könnte …«
    »Du machst also, was dir Spaß macht, und hast Spaß an dem, was du machst«, unterbrach mich Radha. »Na, das ist doch genau der richtige Weg zum Glück. Denn das hat nichts mit Geld zu tun, Dimple, sondern damit, wie ernsthaft du es verfolgst.«
    »Baapray, was für ein Gerede«, erwiderte meine Mutter. Sie sah verstimmt aus, schien aber eher sauer auf Radha zu sein als auf mich. »Das ist doch nur so eine Phase, stimmt's, Beta?«
    Also etwas, was schnell wieder vorübergeht, wollte sie damit andeuten. Ihre Stimme bettelte fast, und ich fühlte mich richtig schlecht, also nickte ich.
    »Ist das wirklich nur eine Phase?«, fragte Radha und sah meine Mutter an. »So wie damals bei dir mit dem Tanzen, Shilpa?«
    Die Augen meiner

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