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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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ich übellaunig an meinem Bier nuckelte.
    »Äh, wir haben im Moment ein bisschen Probleme«, sagte er.
    »Was für Probleme?«
    »Na ja, eigentlich haben wir uns getrennt.«
    »Das kann tatsächlich ein Problem sein«, pflichtete ich ihm bei.
    Gwyn bat uns nun alle ans Buffet.
    Ich schlenderte mit Trilok im Schlepptau hinüber. Karsh stand auch schon dort, und als er mich kommen sah, reichte er mir einen Teller, vermutlich um ihn weiter durchzureichen, also gab ich ihn Trilok, der ihn einem Mädchen hinter ihm gab.
    »Hast du beim Kochen geholfen?«, flüsterte Karsh, und ich spürte, wie sehr ich diese kleine, beinahe schon verschwörerische Begegnung mit ihm genoss. »Sieht ganz nach dem Kochstil deiner Mutter aus.«
    Ich war schon kurz davor, mich mit fremden Federn zu schmücken, als mir eine große Schüssel mit Hähnchen am anderen Ende des Buffets in die Augen sprang. Sofort erinnerte ich mich daran, was meine Mutter über Krieger und so erzählt hatte, und fragte mich erneut, was das wohl zu bedeuten hatte. Leider sahen ausgerechnet die Curryhähnchen absolut zum Reinbeißen aus.
    »Na ja …«, druckste ich herum. Ob ich vielleicht zunächst probieren und erst dann vorgeben sollte, beim Zubereiten beteiligt gewesen zu sein? Ein kleiner Bissen konnte wohl nicht schaden, oder? Ich war ganz schön in Versuchung – andererseits war ich aber extra von einer echten Kschatrija gewarnt worden. Schließlich entschied ich mich doch nur für einen Löffel Reis. Da drängelte sich schon Gwyn, das passendste aller Mädchen, zwischen uns und belud Karshs Teller mit dem ominösen Curryvogel. Er nahm sich eine Gabel voll und führte sie zum Mund. In diesem Augenblick tauchte wieder der schuldbewusste Blick meiner Mutter vor meinem geistigen Auge auf und ich konnte mich nicht länger beherr schen.
    »Noch nicht essen!«, schrie ich.
    Karsh zuckte zusammen. Er sah mich an, dann nickte er.
    »Du hast Recht«, sagte er. »Das wäre ziemlich unhöflich von mir gewesen. Schließlich gebührt unserer verehrten Gastgeberin der erste Bissen.«
    »Okay, Karsh«, sagte Gwyn langsam. »Aber da dies ein authentisches indisches Gericht ist, muss man auch mit den Fingern essen, so wie es in Indien üblich ist.«
    Sie reckte den Kopf nach vorn.
    »Lässt du mich probieren«, hauchte sie und öffnete den Mund. Karsh schien das ein bisschen peinlich zu sein, doch schließlich schnappte er sich mit den Fingern ein Stück Hähnchen.
    Mir war bisher gar nicht bewusst gewesen, wie viel erotisches Potenzial im Essen mit den Fingern steckte!
    Vor lauter Eifersucht schrie ich laut auf – doch eigentlich hätte ich es mir sparen können: Denn was zunächst als Gwyns lüsterner Versuch begann, Karsh die Finger abzuschlecken, mündete zunächst in einen Hustenanfall, dann in wildes Kopfgeschüttel und endete schließlich in einem heftigen Geheul, wobei sie wie verrückt mit einer Hand vor ihrem Mund rumwedelte.
    »Wasser!«, röchelte sie und stolperte Richtung Getränkekühler, über den sich gerade Franklyn Thomas Porter gebeugt hatte, sodass nur noch sein dicker, wackelnder Hintern in die Höhe ragte.
    »Was ist denn los?«, japste er, als er mit seinem Kopf wieder an der Oberfläche erschien. »Du siehst aus, als hättest du dich verbrannt oder so.«
    »Mann, ich brenne auch! Das Hähnchen war so scharf! Ich … ich muss da was falsch gemacht haben.«
    Meine Mutter! Ich hätte wissen müssen, dass sie auf meiner Seite war – wenngleich auch nicht, wie sehr auf meiner Seite.
    »Wasser hilft da nicht wirklich«, sagte Karsh. »Zucker ist gut gegen Schärfe. Habt ihr nicht irgendwas Süßes im Haus?«
    »Oh nein …«, rang Gwyn nach Atem, setzte die Evian-Flasche ab und hechelte herum, als stehe sie kurz vor einer Geburt. »Jetzt hab ich alles ruiniert … und dabei wollte ich doch, dass alles perfekt ist zu deinem Geburtstag.«
    Sie war kurz davor, loszuheulen. Oder zu verbrennen. Schwer zu sagen.
    »Ach, vergiss doch einfach das Hähnchen«, sagte Karsh und legte einen Arm um sie. Auf einen Schlag schien sie sich wieder erholt zu haben; nun fühlte ich mich, als würde ich brennen. »Wir haben doch noch die ganze Nacht vor uns, stimmt's, Leute?«
    Zustimmung von allen Seiten.
    »Im Grunde hab ich tatsächlich etwas Süßes da«, sagte Gwyn. »Ich wollte es zwar eigentlich für später aufbewahren, aber was soll der Geiz.«
    Sie flitzte in die Küche. Maria Theresa Montana deckte gerade die Schüssel mit den Curryhähnchen zu und machte

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