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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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darüber mit einer Hand ein Kreuz in der Luft, als plötzlich das Licht ausging. Aus der Küche strahlten Kerzen ins Zimmer, die in einem wächsernen Gegenstand zu stecken schienen, darüber leuchtete Gwyns Gesicht, das durch das warme Kerzenlicht noch schöner wirkte, als es ohnehin schon war.
    »Happy birthday to you …«, begann sie zu singen und alle, inklusive meiner Wenigkeit, stimmten mit ein. Schließlich kann man sich ja einem solchen Lied nicht verweigern, oder? Als Gwyn näher kam, erkannte ich, dass sie eine riesige Eiscremetorte trug, und zwar nicht irgendeine: Das Ganze hatte die Form einer Schallplatte, in die Karamellcreme waren wie bei einer Platte Rillen gezogen, und in den kleinen Mittelkreis, auf dem sonst die Songs oder so standen, hatte jemand mit Sahne Hey , Mr DJ gespritzt.
    Sie stand nun direkt vor Karsh, die beiden Gesichter leuchteten im Kerzenschein.
    »Wünsch dir was, Karsh«, flüsterte sie in die plötzliche Stille, die nach dem Geburtstagsständchen eingetreten war. Und schon wünschte ich mir etwas, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ein Wunsch auch dann galt, wenn die Kerzen nicht für einen selbst bestimmt waren. Aber es war einen Versuch wert, und so wünschte ich mir, dass ich ein Teil seines Wunsches sein möge, wenngleich das wahrscheinlich ein bisschen arg optimistisch war. Ich muss wohl ziemlich auf die Kerzen gestarrt haben, denn Karsh sah mich einen Moment lang an und lächelte kurz, bevor er sie ausblies.
    Applaus, dann machte jemand wieder das Licht an. Gwyn nahm eine Kerze nach der anderen von der Torte und schnitt das erste Stück an.
    Nachdem alle ein Stück bekommen hatten, setzte sie ihren Teller ab.
    »Leute, dürfte ich kurz um eure Aufmerksamkeit bitten!«, rief sie (ein bisschen überflüssig, wenn man bedachte, dass sie nun schon seit einer kleinen Ewigkeit die volle Aufmerksamkeit von allen genossen hatte). »Ich habe ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für ein ganz besonderes Geburtstagskind. Und wir haben alle was davon. Seid ihr bereit?«
    Alles nickte, den Mund voll mit Eiscreme.
    »Ich glaube, ihr habt schon gehört, dass ich vor kurzem von Serge Larmonsky vom neuen Magazin Flash! entdeckt worden bin«, begann sie. »Was ihr allerdings noch nicht wisst, ist, dass ich von der Chefredakteurin Elizabeth Lupine in ihr Büro eingeladen worden bin. Und als ich sie besucht habe, überlegten die Flash! – Leute gerade, wo um alles in der Welt ihre Launch-Party am Ende des Sommers stattfinden könnte. Sie suchen nach einem Veranstaltungsort, der irgendwie besonders sein soll. Der Aufmerksamkeit erregen soll. Irgendwie undergroundmäßig sein soll.«
    Ich wurde – trotz aller nervlichen Anspannung – schon ganz aufgeregt: Sie hatte den Flash! – Leuten also tatsächlich von mir und meiner Idee erzählt!
    »Also stell ich mich hin und sage zu denen: ›Leute, ich kenn genau den richtigen Veranstaltungsort für euch‹«, fuhr Gwyn mit einer Betonung fort, die wohl Spannung erzeugen sollte. »Und dieser Ort, also dieser Laden, der ist ziemlich undergroundmäßig, so viel ist schon mal klar. Jetzt ist er noch ein Geheimtipp – also die Inder haben ihn natürlich schon entdeckt, aber alle anderen noch nicht. Und man kann jetzt schon mit einiger Sicherheit sagen, dass das schon bald ein total angesagter Club sein wird.«
    Das kam mir alles erschreckend bekannt vor.
    »Und worüber rede ich die ganze Zeit? Über New Yorks absolut angesagtesten Melting Pot Music Spot: HotPot!«
    Wa-?
    »Jetzt das Sahnehäubchen: Wer sonst sollte dort Platten auflegen – und Serge persönlich hat dem schon zugestimmt – als der neue DJ-Star am Disco-Himmel von Manhattan: der coolste und heißeste HotPotter himself?«
    Sie wandte sich an Karsh.
    »Tja, Karsh, was würdest du sagen, wenn ich dir jetzt erzähle, dass du den Gig des Jahres bekommen hast?«
    »Wie bitte?«, sagte Karsh völlig verdutzt. Gwyn sah ihm nun direkt in die Augen.
    »Das wird eine unglaubliche PR für dich sein, Süßer, sogar Journalisten von Time Out und Village Voice werden da sein und alle möglichen Leute aus der Plattenindustrie. Du wirst auf einmal so viel Aufmerksamkeit kriegen, du wirst gar nicht mehr wissen, wohin damit!«
    Karsh schien ziemlich überwältigt zu sein. Genau wie ich – allerdings aus völlig anderen Gründen. War es schon zu spät, um ein Copyright für meine Stimmbänder anzumelden?
    »Die waren alle so beeindruckt, dass sie mich gleich mit der Organisation der Party beauftragt

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