Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
Vom Netzwerk:
haben«, setzte Gwyn noch eins drauf. »Zeb meinte, sie sei total beeindruckt von meinem Gespür für neue Trends!«
    Neue Trends? Bhangra war doch schon fast wieder ein alter Hut!
    »Aber das hab ich doch alles gesagt«, bemerkte ich.
    »Dann sind wir also alle einer Meinung?«, strahlte Gwyn. »Supi!«
    ★ ★ ★
    Karsh war die absolute Attraktion des Abends (vor allem die Mädchen umringten ihn), und bevor man sich versah, riefen alle im Chor: »Karsh is in the house!«
    Also klemmte er sich hinter die Turntables. Natürlich machte es überhaupt nichts aus, dass er keine eigenen Scheiben mitgebracht hatte: Gwyns Plattensammlung war mittlerweile nahezu mit seiner identisch und er konnte sofort richtig loslegen. Kaum tönten seine unwiderstehlichen Grooves aus den Boxen, floss der Schweiß in Strömen – selbst Leute, von denen ich nie erwartet hätte, dass ich sie jemals tanzen sehen würde, hopsten wie wild auf der kleinen Wohnzimmertanzfläche herum.
    Die Musik war mittlerweile so laut, dass ich die Klingel fast nicht gehört hätte. Erst dachte ich, der Klingelton gehöre zum Mix, doch schließlich erklang das Bimmeln nicht im Takt, da war die Sache klar. Ich heftete mich an Gwyns Fersen, die jetzt auch zur Tür ging. Vielleicht war es Kavita – ich hoffte es jedenfalls.
    Doch weit gefehlt. Ein bekanntes, nun mit Ziegenbärtchen verziertes Gesicht stand auf der Veranda.
    »Habt ihr noch Platz für mich?«
    »Für dich immer«, sagte Gwyn. »Komm rein, Julian. Was für ein gutes Timing.«
    Sie blinzelte mir zu. Gutes Timing? Was sollte das denn heißen? Und warum hatte sie ihn überhaupt eingeladen?
    »Deine Party lass ich mir doch nicht entgehen!«, grinste er und trat ein. Ich machte schnell zwei Schritte zurück.
    »Hi«, begrüßte er mich.
    »Hi«, murmelte ich.
    »Ihr zwei erinnert euch sicherlich noch aneinander«, rief Gwyn laut und deutlich, als wir ins Wohnzimmer zurückkamen. Karsh hatte die Musik ein bisschen runtergedreht und so bekam auch noch der Allerletzte unsere Rückkehr mit. »Alle mal herhören: Das ist Julian!«
    »Julian«, sagte Karsh, wandte sich mir zu und hob die Augenbrauen. » Julian, Julian? Schön, dich kennen zu lernen.«
    Es klang jedoch nicht so, als ob er es wirklich so meinen würde.
    »Mensch, Gwyn – du hast ja sogar 'nen DJ engagiert«, rief jetzt der Ziegenbärtige. »Das ist ja echt cool.«
    »Klasse, was? Darf ich vorstellen: Das ist mein Freund Karsh, der Meister persönlich. Ich hab dir ja schon von ihm erzählt«, sagte Gwyn stolz. »Wie du siehst, bin ich der Uni nach wie vor verbunden – im Grunde sogar mehr als je zuvor. Ich glaube, manchmal muss man einfach wieder bei null anfangen – apropos: Wer ist eigentlich, ich meine, wie geht's eigentlich Dylan so?«
    »Dem geht's … ganz gut. Ich glaube, er hätte nichts dagegen, dich mal wieder zu sehen.«
    »Na, dann richte ihm mal aus, dass er sich die brandneue Zeitschrift Flash! kaufen soll, wenn er mich gerne sehen möchte. Die kommt am Ende des Sommers raus.«
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Tja, meine Karriere als Fotomodell hat soeben begonnen, Mr Rothschild«, sagte Gwyn und machte mit den Händen eine Bewegung, als wolle sie ihre kleinen Zöpfchen wie eine Dauerwellenmähne in die richtige Fasson bringen. »Jetzt muss ich aber meinem DJ ein bisschen zur Seite stehen. Wenn du mich bitte entschuldigen würdest …«
    Julian fiel die Kinnlade runter, als sie sich tatsächlich neben Karsh hinter den Turntables aufbaute. Karsh sah kurz in unsere Richtung, sein Blick wanderte von mir zu Julian und wieder zurück, doch seine Miene zeigte keinerlei Gefühlsregung.
    »Legt die jetzt etwa auch Platten auf?«, flüsterte mir Julian ungläubig ins Ohr, wobei sein Bärtchen mein Ohr läppchen kitzelte.
    »Die macht alles«, sagte ich.
    Karsh sah nun woandershin. Gwyn sah Karsh an. Und Julian sah sich im Zimmer um.
    »Sag mal, gibt's hier irgendwas zu futtern?«, fragte er. »Ich hab schon seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen.«
    Karsh und Gwyn steckten die Köpfe zusammen und teilten sich den Kopfhörer – und ich fühlte mich bei diesem Anblick, als wäre ich mit dem Schädel gegen eine Wand geknallt.
    »Du solltest auf jeden Fall mal das Hähnchen probieren«, sagte ich.
    ★ ★ ★
    Ich blieb so lange, wie ich's aushielt. Doch heute Nacht war dieses prallvolle Wohnzimmer der einsamste Ort der Welt. Und so entschloss ich mich, einfach durch den Hintereingang zu verschwinden, um einer großen

Weitere Kostenlose Bücher