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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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rumoren.

29. KAPITE L
Scharf, schärfer, am schärfsten
    Am letzten Abend vor der Party rief Gwyn mich an, und zwar während sie in der Badewanne saß und sich irgendeinem Schönheitsritual hingab, das sie in einer ihrer Frauenzeitschriften entdeckt hatte: eine Art kombinierte Licht-und-Bade-Therapie, mit Kerzen und dem ganzen Kram.
    »Dimple, du musst mir einen Gefallen tun. Ich habe Karsh gesagt, dass er morgen erst bei dir vorbeigehen soll, damit er dir beim Tragen der Töpfe helfen kann. Tu also einfach irgendwas in irgendeinen Topf und, äh, trag ihn. Und sorg bitte dafür, dass ihr auf keinen Fall vor acht Uhr hier auflauft.«
    »Wieso nicht?«
    »Tu's einfach. Ich will nicht, dass er mich sieht, wenn ich noch in der Küche stehe. Aber versprich mir, dass ihr auch nicht später als halb neun kommt, okay? Sonst wird noch alles kalt.«
    »Versprochen«, sagte ich.
    ★ ★ ★
    Am nächsten Abend klingelte Karsh bei uns, pünktlich wie die Maurer. Schon seit Stunden hatte ich mehr als nur Schmetterlinge im Bauch und hatte mich praktisch jedes Mal, wenn unsere alte Standuhr schlug – also jede Viertelstunde –, komplett umgezogen. Doch dann hatte ich mir überlegt, dass der ganze Aufwand vielleicht doch ein bisschen idiotisch war, da er ganz offensichtlich Gwyns Charme bereits erlegen war, und entschied mich ganz schlicht für Jeans. Nun blieb mir nichts weiter, als schnell einen riesigen Kochtopf zu schnappen und Karsh zu begrüßen.
    »Hallo, du«, sagte er und lächelte mir entgegen. »Gwyn meinte, du könntest ein bisschen Hilfe gebrauchen.«
    Und schon nahm er mir den Pott aus der Hand. Allerdings hatte ich völlig vergessen, noch etwas hineinzutun, und auf Karsh musste das ziemlich komisch wirken, er mit diesem doch recht leichten Topf in der Hand und ich ohne irgendwas. Um also Gwyns Ausrede noch halbwegs zu retten, griff ich nach dem nächstbesten Gegenstand, den ich in die Finger bekam – einen Sack Briketts, den mein Vater in dem irrtümlichen Glauben gekauft hatte, dass wir einen Grill besäßen.
    »Ach, wird das 'ne Grillparty?«, fragte Karsh und nahm mir nun auch noch den Sack ab, wodurch der ganze Zweck meiner Brikett-Aktion vollkommen ad absurdum geführt wurde.
    »Na ja, man weiß nie«, sagte ich.
    Nun kam auch meine Mutter an die Tür und versuchte, Karsh wie ein störrisches Pferd mit allen möglichen Leckereien zu füttern. Er wich immer wieder aus und lehnte dankend mit der Begründung ab, dass er versprochen habe, sich seinen Appetit für die Party aufzusparen.
    »Aber iss nicht zu viel von den, äh, Currygerichten«, riet sie ihm schließlich mit einem irgendwie schuldbewussten Blick in den Augen.
    »Curry?«, sagte Karsh. »Ich dachte, es wird gegrillt?«
    »Ich weiß von nichts«, sagte meine Mutter schnell. »Ich hab nur so ein … Gefühl. Einen … sechsten Sinn.«
    Sie machte mit den Händen eine abwehrende Geste und fügte hinzu:
    »Ich habe nichts damit zu tun.«
    Meine Mutter benahm sich wirklich äußerst merkwürdig.
    Kavita und Sabina waren immer noch nicht aufgetaucht, doch da ich Gwyn versprochen hatte, pünktlich zu sein, marschierten wir los.
    ★ ★ ★
    Schon von weitem sah man, dass bei Gwyn zu Hause alles dunkel war. Erst dachte ich, dass vielleicht in der ganzen Straße der Strom ausgefallen war, doch die Beleuchtung der Nachbarhäuser bis runter zum »Unglückshaus« schien tadellos zu funktionieren. Möglicherweise musste Gwyn auch nur schnell noch was besorgen.
    Ich klingelte trotzdem und Karsh schlüpfte schon aus seinen Chappals. Man konnte die Klingel in der Eingangshalle hören, dann öffnete sich die Tür einen Spaltbreit. Immer noch ging kein Licht an, von Gwyn war auch nichts zu sehen, dafür ging die Tür immer weiter auf. Also wagten wir uns in das gespenstisch dunkle und leise Haus.
    »Überraschung!«
    Das Licht ging an. Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen an das Spektakel gewöhnten, das sich uns darbot: bunte Luftballons überall, dazwischen lauter bekannte Gesichter, winkende Hände und Papierschlangen. Es war, als würde mein ganzes Leben wie ein Film vor meinen Augen ablaufen: Schulkameraden, Freunde aus der Nachbarschaft, Gwyns Starbucks-Team und Hot-Potters. Und ganz vorne: Gwyn, die von einem Ohr zum anderen grinste. Sie hatte sich die Haare zu kleinen, vor lauter Perlen glitzernden Zöpfchen geflochten, trug eines meiner winzigen Sari-Tops und dazu die Pluderhose aus einer Salwar-Khameez-Kombination. Ich hätte in diesem Outfit

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