Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
gehört Amadeos Herz, das weiß ich.«
Es tat Giuliana gut, diese Worte zu hören.
Kapitel 15
Vormittags Tanz und Musik, nachmittags Philosophie, osmanische Sprache und Dichtkunst. Seit sie Basin Farhaad vorgeführt worden war, hatte sich ihr Leben komplett verändert. Der eine Lehrer war noch nicht gegangen, da stand schon der nächste bereit. Außerhalb des Serails der Sklavinnen war ihnen ein gemütlicher Raum zur Verfügung gestellt worden. An den Wänden hingen Teppiche mit verschlungenen Mustern, die jedoch Buchstaben waren und Suren des Korans, des heiligen Buchs der Muselmanen, darstellten. Es gab ein Regal mit einer Reihe von Büchern mit kostbaren, goldgeprägten Ledereinbänden, niedrige Tischchen standen im Raum verteilt, und natürlich lagen wieder Kissen auf dem Boden. In der Decke befand sich ein Gitter, durch das die Sonne hereinschien und Muster auf den Boden malte.
Während der Unterrichtsstunden saß immer Sulana in einer Ecke; ihre Aufgabe war es, darauf zu achten, dass wirklich nur der verlangte Unterricht erteilt wurde. Ihre Lehrer waren durchweg ältere Männer, und sie musste ihren Körper vollständig verhüllen, nur die Augenpartie blieb frei, selbst Handschuhe musste sie tragen. Einzige Ausnahme war der Unterricht in osmanischem Tanz, dieser wurde von einer kleinen, fülligen Frau abgehalten, die sich erstaunlich behände bewegte. Da durfte Giuliana die Schleier ablegen, ein bauchfreies Oberteil und eine weite Hose tragen.
Im Augenblick saß sie allerdings dem Lehrer gegenüber, der ihr das Spielen der Saz beibringen sollte. Sie saß auf einem Hocker und stützte das Instrument mit dem langen Hals und den sieben straff gespannten Saiten auf den Oberschenkeln ab. Ihr Lehrer hatte auf einem zweiten Hocker ihr gegenüber Platz genommen. Er war eine ältere Ausgabe Basin Farhaads und hielt ebenfalls eine Saz.
Er zeigte ihr genau, auf welche Stellen sie die Finger legen sollte und wie die Saiten zu zupfen waren. Seine gespielten Töne breiteten sich hell und klar im Raum aus und verbanden sich mühelos zu einer Melodie. Sie machte alles genauso, wie er es ihr zeigte, trotzdem hörte es sich bei ihr an, als riebe jemand Metall über Schiefer. Sulana zuckte entschuldigend mit den Schultern, während sie sich die Ohren zuhielt.
Geduldig zeigte der Lehrer ihr den Griff noch einmal, machte ihr vor, wie sie zart die Saite zupfen sollte; bedeutete ihr, es noch einmal zu versuchen.
»Das hat keinen Sinn.« Giuliana stellte die Saz neben sich, hielt sie nur noch am Hals fest. »Ich werde es nie lernen, meine Finger sind zu steif dafür.«
Ihr Lehrer sah bestürzt aus und sagte etwas, von dem sie kaum jedes zehnte Wort verstand. Den Inhalt konnte sie sich auf diese Weise nicht zusammenreimen.
»Es ist mir egal, was Ihr sagt. Ich lerne es nicht.« Sie kramte ihre wenigen Brocken Osmanisch zusammen und wiederholte den letzten Satz in dieser Sprache.
Sulana erinnerte sich daran, dass sie nicht nur die Anstandsdame spielen, sondern auch übersetzen sollte. »Du musst es lernen, sagt er. Dein Ohr muss sich an die Töne gewöhnen, dann werden deine Finger spielen, was dein Ohr hören will.«
Das war alles Quatsch. Sie schüttelte den Kopf. »Ich höre einen verquietschten Ton nach dem anderen. Das wird nichts.«
»Du musst es wollen, sagte er.«
»Ich will aber nicht.« Giuliana sprang auf, lehnte die Saz gegen den Hocker, zog sich die seidenen Handschuhe aus und pfefferte sie auf den Teppich. »Ich will kein Instrument spielen, ich will auch nicht singen.«
Ihr Lehrer war ebenfalls aufgestanden, redete immer noch aufgeregt auf sie ein.
»Nein, nein und nochmals nein.« Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Sagt Basin Farhaad meinetwegen, dass ich zu dumm bin. Das ist mir egal.«
»Was soll mir gesagt werden?« Auch von diesen Worten verstand sie nur die Hälfte, konnte sich aber den Rest zusammenreimen. Die Stimme knallte wie eine Peitsche durch den Raum, und Basin Farhaad hatte vor Ärger die Augenbrauen zusammengezogen; sie berührten sich fast über die Nasenwurzel.
Sulana sank auf ihrem Kissen zusammen, und der Musiklehrer verbeugte sich fast bis zum Boden. Giuliana blieb aufrecht stehen. Innerlich zitterte sie wie Laub im Wind, aber nach außen schaute sie ihren Herrn und Besitzer ruhig an. Auf seinen Fersen folgte ihm die übliche Handvoll Diener, sie quollen hinter ihm in den Raum. Mimi befand sich unter ihnen und eilte an Giulianas Seite.
»Du wagst es, unseren Herrn zu beleidigen«,
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