Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
auch in anderen Dingen eine angenehme Gesellschafterin sein. Es bleibt dabei, deine Schulung beginnt heute. Tanz, Musik, Dichtkunst, osmanische Sprache, Schach.«
Er winkte sie fort.
»Du hast Glück gehabt«, schimpfte Mimi, als sie wieder den Serail der Sklavinnen erreicht hatten. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst unseren Herrn nicht direkt anschauen und ihn nicht ansprechen.«
»Wenn er mich etwas fragt, antworte ich. Das ist venezianische Höflichkeit.«
»Du hast Glück, dass er heute guter Laune war und mit der Peitsche nur gespielt hat. Deine Augen hätten nicht mehr geglänzt, hätte er sie richtig eingesetzt.«
»Haben sie auch so nicht.«
»Wann haben ihre Augen geglänzt?« Sulana setzte sich zu ihnen, schmiegte sich an Giuliana.
»Unser Herr hat sie mit der Peitsche geschlagen, das hat ihr gefallen.«
»Uh«, machte Sulana, umarmte sie und legte den Kopf auf ihre Schulter.
»Es hat mir genauso weh getan, wie wenn er eine von euch schlägt.«
»Der Schmerz hat ihr gefallen, und Basin Farhaad hat es auch gefallen. Einen Augenblick dachte ich …« Mimi unterbrach sich.
»Was dachtest du?«, fragte die Serbin.
»Gar nichts. Unser Herr meint, Ileana wird ihm mit ihrer Gabe gutes Geld einbringen. Das gefällt ihm an ihr und mehr nicht.«
»Uh.« Sulanas Lippen wanderten über Giulianas Nacken. »Soll ich deinen Schmerz wegküssen? Wo hat er dich getroffen?«
»Lasst mich in Ruhe. Alle beide.« Giuliana befreite sich aus der Umarmung, stand auf und lief ins Bad.
Sie zog sich aus, betrachtete ihre Hüften und ihren Arm – nichts war zu sehen, wo die Peitsche sie getroffen hatte. Langsam glitt sie in das warme Wasser.
Der Palast des venezianischen Gesandten in Istanbul lag am Ufer des Bosporus. Ein heller Gebäudekomplex mit flachen Dächern, mehreren Innenhöfen, Brunnen und einem eigenen Bootsanleger. Dieser Steg erinnerte an Venedig, alles andere war typisch für Istanbul. Auf einem flachen Dach saßen Amadeo und Bernardo mit Luigi Bassano, dem Gesandten der Serenissima im osmanischen Reich. Vor ihnen auf einem runden Tisch standen drei Schälchen heißer Tee und ein Korb mit kandierten Früchten.
An das bittere, schwarze Getränk hatte Bernardo sich offenbar gewöhnt, denn ein Diener hatte seine Tasse gerade zum zweiten Mal gefüllt.
»Die Madonna di Tempesta und eine Frau, die ihrem Vater geraubt wurde.« Der Gesandte hatte die Finger aneinandergelegt. An mindestens fünf von ihnen funkelten Ringe. »Es spricht einiges dafür, dass sie nach Istanbul gebracht wurde. Frauen aus den Ländern der Christenheit sind bei den Osmanen beliebt. Mit ihnen lassen sich gute Geschäfte machen. Sicher seid Ihr Euch aber nicht, dass sie in der Stadt ist? Die Situation ist nicht einfach. Sultan Bayezid steht uns freundschaftlich gegenüber, nicht zuletzt deshalb, weil seine Frau eine Tochter des serbischen Königs und damit Christin ist. Den Bogen dürfen wir dennoch nicht überspannen.«
Amadeo fragte sich, wohin diese Rede führen mochte. Bassano gab sich an Giulianas Schicksal interessiert, dennoch wurde er das Gefühl nicht los, das war alles ein großes Theater.
»Was können wir tun? Wir suchen Eure Hilfe, denn Ihr kennt Euch aus in dieser Stadt.«
»Frauen, die auf diese Weise hergebracht werden, erwartet nur ein Schicksal – sie werden verkauft.« Signore Bassano schüttelte den Kopf.
»Das ist Unrecht«, warf Bernardo ein und setzte seine leere Teeschale ab. »In Venedig gehören die Menschen sich selbst und keinem anderen. Niemand kann jemanden verkaufen.«
»In Istanbul ist das anders. Wer immer sie gekauft hat, besitzt sie mit jedem Recht des Osmanischen Reiches.«
Wut rollte durch Amadeos Adern. »Wie will die Republik Venedig ihre Bürger im Ausland schützen?« Die Worte schossen aus seinem Mund wie Musketenkugeln.
»Was erwartet Ihr von mir? Soll ich zu Sultan Bayezid laufen und verlangen, dass uns alle ausländischen Sklavinnen vorgeführt werden, damit Ihr die Richtige heraussuchen könnt?«
»Das wäre ein Weg.«
»Ihr könnt das nicht erwarten.«
»Doch.« Amadeo wurde lauter. »Ihr müsst etwas unternehmen. Sie muss gefunden werden.«
»Und dafür soll ich die Republik und das Osmanische Reich an den Rand eines Krieges bringen? Schlaft eine Nacht über die Sache, dann werdet Ihr selbst einsehen, wie verrückt das ist.« In Bassanos ruhige Stimme mischte sich eine Spur Arroganz.
So ging man mit ihm nicht um – nicht mit Amadeo Bragadin. Er sprang auf, der Tisch
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